Sonntag, 3. Mai 2009

Trägheit, wider.

Ich setze die trägen Hüften und Oberschenkel in Bewegung. In den letzten Sonnenstrahlen, die noch über den Bergkamm kommen, laufe ich durch widersprüchliche Düfte, aus den Gärten Flieder und anderes blühendes, allzu süßes Gesträuch, am Waldrand unter stillen hohen Kastanien und Linden die konservierte Feuchte der letzten Tage, und zuletzt, am Inder vorbei, staubiger Curry minderer Qualität.

Ich erlaufe mir, aus der Weite zurückgekehrt, wieder die Enge der beginnenden Bergwelt, aber diese Woche wird sich noch lange bemerkbar machen, 19 Jahre mühsam erarbeitete Akzeptanz der Umgebung mit zuletzt gelungener Friedfertigkeit brach plötzlich weg, da ich dort, wo ich zu atmen lernte, die herzwärts wachsenden Wurzeln so unmittelbar spürte. So laufe ich durch meine eigenen Ambivalenzen, Werte da wie dort, was gilt?


Keine Nachricht vom Geliebten, der bei sich daheim harrt, die eine Tochter gebärt seit 18 Stunden ihr zweites Kind, vor vier Jahren war's ein Kaiserschnitt, diesmal sollte es eine natürliche Geburt werden, ich wage nicht anzurufen, gestern waren da so dunkle Ahnungen ....

Edit: "nur" 13 Stunden, Kaiserschnitt, Helene. Ich muss seine Ängste, von denen ich freilich nichts wusste, übernommen haben. Wer erst den Sohn, ganz klein noch, und viel später die Frau, qualvoll, verloren hat, ist solchen Vorgängen wie einer längeren Geburt nicht mehr mit Ruhe gewachsen.

Diese hier haben wohl auch tiefgreifende Wurzeln:
alte-rebe

Sohn, verdoppelt.

Der Kindsvater hat während meiner Abwesenheit die Wochenendwäsche des Sohnes übernommen, allerdings blieb die Tasche bei ihm stehen, muss geholt werden, der Zug zur Schule zurück wartet nicht. Als wir in die Einfahrt biegen, zucke ich zusammen: wie eine Verdoppelung meines Kindes sitzt da ein Halbwüchsiger mitten auf der Terrasse an einem Tisch, in den Laptop versunken, dieselbe Haltung, die Schultern etwas hochgezogen, den Kopf nach vorne gereckt, die Haare irgenwie lang, in Gesicht und Stirne gelegt, dieselbe Wortkargheit. Nur die Baseballkappe passt nicht, mein Sohn trägt Hut.

Dass da ein anderer Sohn, jener der Freundin/Fastverlobten, so selbstverständlich da sitzt, wie der eigene Sohn niemals da säße, trifft mich offenbar mehr als den Sohn. Du psychologisierst zu viel, sagt er ungerührt, hat den anderen Buben noch nie gesehen in den zwei Jahren, die es ihn im Leben des Vaters gibt. Der trennt fein säuberlich zwischen den beiden Familien, ich kenne alles aus vielen Erzählungen, aber nicht aus eigener Anschauunt, bin immer die Anlaufstelle für Nöte und Sorgen, die Gedanken, die er sich macht um Geliebte und Kind.

Ich kann nicht sagen, ob der feste Platz, den beide Kinder, Tochter und Sohn, da draußen hatten, nicht mehr da ist, weil sie ihn selbst nicht mehr so wollten, oder er ihnen genommen wurde (Es sind keine Kinder mehr, die brauchen das Kinderzimmer nicht mehr - und schwupps wurde daraus das gemeinsame Schlafzimmer, selten genützt, weil sich das neie gemeinsame Leben mehr bei ihr abspielt). Und ich weiß nicht, ob die Wahrnehmung dieser Veränderung tatsächlich so cool aufgenommen wird (Tochter: Mei Mama, des is hoid amoi nimma so wia friara!). Ich weiß nicht einmal, ob ich für sie so getroffen bin, oder ob mir da nicht plötzlich so etwas wie eine eigene Verantwortung/Schuld an diesem Nichtmehrsein aufsteigt. Um so froher aber bin ich, dass bei mir dieser feste Platz einfach da ist, auch auf Kosten meines eigenen Platzes.

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