müttersorgenstolz

Samstag, 18. Oktober 2008

Kinder. Wie die Zeit vergeht!

Die Große hat nun ihr Diplom. Den Magister. Eine fixe Anstellung auch. Verdient mehr als die Mutter. War nah an den Tränen heute, weil die vier Jahre bestehende, wenngleich sehr imaginäre Umhüllung eines durch über die Welt verstreute Auslandsjahr- und Praktika-Absenzen löchrigen Kollegenverbandes nun endgültig riss. In den eiskalten Wind des Berufslebens entlassen.

Die Mittlere, meist nur das Kind genannt, schmiegt sich an mich und konstatiert: "Gö, samma stoiz auf unsare Anna!" Und stakste soeben auf neuen Highheels zum zweiten Ball der Saison.

Den wird auch der Jüngste als seinen ersten beehren, mittlerweile in Schuhgröße 43/44 hineingewachsen, aber noch mit den Minderjährigenauflagen des Jugendschutzgesetzes konfrontiert. "Na, i bleib eh ned z'lang, die Kollegen miass'n a fria hoam!". E'r wird seinen selbstgekauften weißen Nadelstreif samt weißem Hut ausführen.

Ein Tag für Mutterstolz, nicht Müttersorgen, mit dem wohligen Gefühl, doch einiges gut getan zu haben.

Donnerstag, 4. September 2008

Streiche gestrichen

Den Buben ist langweilig, die Sommernacht ist zu schön oder zu kostbar, um sie mit Schlafen zu verbringen. Sie nehmen das alte Rad, strampeln zu zweit drauf hinauf zur Videothek, um sich noch einen Film aus dem Automaten zu drücken. Blöderweise ist es zwei Uhr morgens, sie sind unter 16, und das Rad ist nicht beleuchtet. Natürlich patrouilliert just in dem Augenblick ein junges Polizeibeamtenpärchen in der Gegend. Teil eins der Amtshandlung: sofortige Alkoholkontrolle. Nix. Teil zwei: Für die vorschriftswidrige Radbenutzung werden gleich 10 € abgeknöpft. Es gibt kein verwarnendes "Schaut's, dass ihr heimkommt's, und schiebt's das Radl!", sondern Anzeige wegen Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz, Vorladung auf die BH. Teil drei: Straffestsetzung oder, im Erstfall, Gespräch beim Jugendschutzberater mit nachfolgender Tilgung des Vorfalles. ("Nett woa'r'a" ist der Kommentar des Sohnes nach Absolvierung des Gespräches.)

Selbst wenn ein "väterlicher" Polizist dabei gewesen wär: so wie noch vor 10 Jahren vieles untereinander geregelt wurde, ist dies heute nicht mehr möglich, sagt uns der Beamte auf der BH, die stillschweigende Holzentwendung beim Tischler zwecks Baumhausbau, die einer seiner eigenen Jugendstreiche war, wäre nicht mehr mit einer Strafpredigt und der Ersetzung der Kosten vergessen. Das Untatenregister der Jugendlichen wächst und wächst, da sind auch solche Harmlosigkeiten wie die geschilderte dabei, es wird nicht nur alles überwacht und kontrolliert, sondern auch gleich an die nächste Instanz weitergegeben, ungeachtet des Inhaltes.

So ist das halt jetzt, sagt der Mann auf der BH; ich aber wunder mich ob der Provokation auf der einen Seite - Beschneidung von Freiraum, Kriminalisierung von dem, was einst Bubenstreiche hieß - nicht über die Provokation auf der anderen Seite: bewusstes Übertreten von eng gesteckten Grenzen, eine Haltung des Wennschon-Dennschon, keineswegs mehr harmlos. Der Freund, der schon seit 40 Jahren dem Jugendlichen-Status entwachsen ist und noch immer am liebsten zu zweit auf dem unbeleuchteten Fahrradl durch den Autotunnel bergab rast, provoziert noch immer gern - welche Ahndung wäre ihm im Falle des Erwischens gewiss?

Freitag, 11. Juli 2008

Die Schritte zügeln

Ich lerne, meine Schritte wieder zu zügeln.
Keine 12 oder noch mehr Stunden täglich in ununterbrochener Aufmerksamkeit und Anspannung sein zu müssen (die Aufmerksamkeit will ich doch nicht missen).
Zudem: mich an die Schritte des Sohnes anpassen. Gemeinsam ausschreiten.
Da ich mit ihm doch gerade einiges an seinen ersten Malen miterleben darf:

1st flight
1st London experience
und deshalb auch: 1st KFC-meal (ohne mich)
1st Starbuck coffee
und was sonst noch an 1st things in diesen Tagen geschehen wird. 1st hat z.B., weil nun auch das Styling verändert werden muss.

Und tatsächlich haben wir noch nie in einem so engen Bett gemeinsam geschlafen, selbst damals nicht, als er, einem kleinen Vögelchen gleich, noch an meiner Brust ruhte.

Donnerstag, 3. Juli 2008

sprachschatz

Eijo mama
i griag heid nu bsuach + ea pennt do!
Kennst ned
oba muang in da fria!
Jo i woas aufstehn um 7e
Woit da nua bescheid song
ned dasd daschrigst!


Tochterschatz 1 Monat vor 17

Sonntag, 1. Juni 2008

Nachtmutter

Um Mitternacht ist er heimgekommen, der Bub, ich saß, auf die Tochter wartend, bei Kill Bill. "Gfoit dia dea Füm?" ist die lakonische Frage, die mich aus der Trance reißt, ich war immer wieder in die schon schmerzende Müdigkeit geglitten, hab mich dennoch mit aufgerissenen Augen an den bunten und absurden Szenen festzuhalten versucht, an den Blutfontänen, "mia hod'a guat gfoin, a typischa Tarantino hoid", was weißt du Fünzehnjähriger von typischen Tarantinos, denke ich bei mir, die frühen Tarantinos habe ich gesehen, in meiner Kinosucht der Studentenjahre, aber was weiß ich schon, wovon mein Sohn weiß. Wenige Minuten später: "Deaf i no in de Stodt?", es ist zwanzig nach zwölf, was will er da noch, "umahänga", ich muss sowieso hinein, der Bus der Tochter ist in Kramsach, unterwegs sprechen wir über die Ästhtik der Kill Bill-Inszenierung, den zweiten Teil könne ich mir sparen, meint er, ich möchte schlafen, sitze auf dem Parkplatz im Auto und falle in die OE1-Jazznacht.

Soeben wurde eine über Tage aufgeschobene Geschichte fertig über den Traum einer Jugend, der Bub war damals auch fünfzehn, als er seinen eigenen Wein zu machen begann, was tat ich mit fünfzehn? Bücher gelesen und vor mich hin geträumt wohl.

Samstag, 31. Mai 2008

Das Leben ohne mich

Es gibt Spuren. Ich war vier Tage nicht zu Hause, in der Wohnung riecht es nach Zigaretten. Das Wohnzimmer ist merkwürdig aufgeräumt, im Handwaschbecken des Gästeklos liegt ein nicht gänzlich abgeschleckter Löffel mit Haselnusscreme, im Geschirrspüler stehen alle verfügbaren Wassergläser. Im Badezimmer riecht es nach Parfum, meinem Parfum, das ich von der Tochter zu Weihnachten bekam, Kenzo. Ich benütze es nie, seit ich mich so intensiv mit Wein befasse, vertrage ich kein Parfum mehr.

Der Garten ist noch struppiger geworden. Am Handrasenmäher klebt frisches Gras, die Gartenschere liegt auf dem Tisch, ein Drittel der Wiesenfläche ist in einem Zustand zwischen abgerupft und niedergedrückt. Die Nachbarskinder sagen: Da waren viele Mädchen und Buben, ganz viele, doch sie vermögen nicht zu sagen, ob das nachts war oder heute tagsüber. Der Sohn war alleine, ist gestern erst gegen 22 Uhr heimgekommen, mit zweistündiger Verspätung aus der fernen Schule; als ich grad vorhin kam, war er schon wieder unterwegs. Was tut ein Fünfzehnjähriger in dieser Kleinstadt an einem Samstagabend? frag ich mich, ich weiß nichts mehr von ihm, seit er ins Südsteirische pendelt, wer hat mein Parfum benützt, wundere ich mich wieder, was geschieht da in diesem Leben ohne mich?

Jetzt warte ich, dass das andere Kind, die eine Tochter, von einer Sprachwoche in Nizza zurückkommt. Auch sie hat Verspätung, der Bus hatte in der Schweiz einen Kupplungsschaden. Ich muss morgen Mittag wieder weg, sie wird ihr Pflichtpraktikum am Montag ohne mich beginnen.

Sonntag, 11. Mai 2008

Vom Glück des Fensterputzens

Der sonnige Morgen ist verführerisch. Ich könnte laufen gehen, nach viel zu langer Zeit endlich wieder Waldboden unter den Füßen spüren. Ich könnte natürlich auch, mit Blick auf die wachsende Baustelle vorm Fenster (wie lange dauert es noch, bis mir die Sicht auf den seit Kindertagen vertrauten Hausberg endgültig verstellt ist?), an längst fälligen Schreibarbeiten kauen.

Doch dann finde ich mich mit einem Packen Zeitungspapier vor den unzählichen Glasflächen der Wohnung wieder, und mit jeder wieder glänzenden Scheibe löst sich etwas von den Anspannungen der letzten Tage. Die Terrassentür sperrangelweit offen, von Vogelgezwitscher begleitet (so reichhaltig an Tönen und Stimmlagen ist es nur zu dieser Zeit) Baustellendreck von Monaten endlich von den Jalousien waschend, falle ich in die Zufriedenheit des Augenblicks.

Die Kinder schlafen noch, das Frühstück zum Tage gibts schon seit Kindergartenzeiten nimmer. Muttertag, was für eine Erfindung! Kinder seien doch die Erfindungen ihrer Mütter, rumort es hingegen gerne, wenn wieder mal nach der Schuld gesucht wird. Oh ja, Mother's Invention.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Dialektion

guad dass ois klappt hod.
wead morgn glei noch da schui zua post gehn. briefmarkn homma ned ge ?!

und wia wors sist so as schifohrn?! mei des wead scho wieda midn sonnenbrond!
gfreit mi foi dass endlich moi zum skifohrn kemmen seds! und sist is a ois guad?!
mia gehts guad jo. najo scho ziemlich komisch wiedamoi gonz alloa. oba najo hoit i scho aus, am wochenend kemmen eh boor freindinnen.
wünsch eich no an schenen urlaub und an schen gruas ondn hermann! und i find des foi nett das ma per email in kontakt nu sein kennen. danke ans internet.
morgen hob i wieder übungskochen, oiso muas i nu bügeln gehn (nicht sehr erfreulich) woast du zufällig wo mei kopftuach is weil des vamiss i scho seid 2 wochen...
bussi


Auszug aus der Mail des Kindes an die urlaubsferne Mutter.

Samstag, 5. Januar 2008

baasd

Was in der korrekt geschriebenen Fassung so kurz, hart und scharf sich liest, wird in der gesprochenen Version zu einem weichen Irgendwie, das alles heißen kann und doch nichts ist als der Ersatz fürs Okay von ehedem: Passt.

Es war das Hauptwort des gar nicht so jungen Kollegen, der seit heute nicht mehr Kollege ist, weil es mit dem Passen doch nicht so gepasst hat, es ist aber auch Hauptwortschatz von Tochter und Tochterfreundinnen, an jeden Satz angehängt, an jede Frage und Antwort. Ich nehm's allemal als beruhigend, wenn mich das Gewissen ob mannigfacher Absenzen plagt, die suche ich auszugleichen durch seltsame Präsenzen, als Chauffeuse durch die Winternächte, wo ich das aktuelle Leben 16-, 17-, 18Jähriger in allzu rascher und stets unverständlicher streng dialektaler Schilderung marginal wahrnehmen darf, Zwickmühlen von Lusthaus oder Mühle?, Beziehungsspiele mit all dem dazugehörigen Von- und Zueinander, Ein- und Fremdgehen, B'scheissen sagen sie, und dass die Lena dem "Freund" die 10 Euro nicht geben wird, weil sie sie sonst nie wieder sieht, steht auch fest, kaufen kömma uns schließlich bessere purzeln die lockeren Sprüche nur so hervor, Gruppenmut vor dem Start in die Disconacht.

Auf der Hinfahrt FM4, dann stelle ich fest, dass hinter den Bergen Bayern4 so viel deutlicher zu hören ist als vor selbigen . Edgar Varèse, und dann Bartok, der Dachauer vor mir ist kein Münchner, der die Eiberg-Kurven im Schlaf kennt, so darf der Wunderbare Mandarin noch länger klingen.

Fellinis Süßes Leben stünde heute noch auf dem Programm, aber der Schlaf verteilt sich jetzt schon in den Gliedern, baasd, sag ich, Mastroianni gefiel mir im Alter ohnehin besser.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Amerikanische Nacht

Es gibt sie wirklich, diese Nächte, die aussehen, als hätte jemand eine blaue Linse vors Tageslicht gehalten, so mondhell, dass selbst die Sterne verblassen müssen, so schneehell, dass jeder reifüberzogene Baum wie eine Skulptur in die Landschaft ragt. Amerikanische Nacht.

Die mütterliche Fürsorge hat mich in diese Nacht hinausgebracht, das Kind von der Diskothek abzuholen, einer, die es vor 33 Jahren schon gegeben hat. Der Beamte beim mitternächtlichen Planquadrat hätte sich eine solche Nachtfahrtmutter gewünscht, sagte er. Es sei zu voll gewesen in der Mühle, sagte die Tochter, das hielte sie einmal aus, sagte sie, die Saisoneröffnung hätte gereicht, die Freundinnen hatten aber noch bleiben wollen, doch es heißt nicht, dass sie jetzt daheim ist, aber immer hin in der Stadt, da geht's dann später auch zu Fuß.

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uferlos - 2011-10-08 00:28
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ConAlma - 2011-10-07 11:40
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rinpotsche - 2011-10-07 00:37
!
!
books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
sang und klanglos :-(
profiler1 - 2011-10-06 21:55
Erwischt... und Sie fehlen...
Erwischt... und Sie fehlen...
katiza - 2011-10-06 10:34

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