Freitag, 9. Januar 2009

Der Geruch von gekochter Milch

Scharlach - das war zu meinen Volksschulzeiten noch ein F'all für Desinfektion, Quarantäne, Krankenhausaufenthalt in einer geschlossenen Abteilung für vier Wochen. Bei mir war's über Ostern, Scharlach-Pavillon im Wilhelminenspital, Besuch nur hinter Glas. Die alte Krankenhausarchitektur wusste ich damals nicht zu würdigen, die entwürdigende "Pflege" ist mir bis heute so präsent in der Erinnerung, als wär's nicht über 40 Jahre her.

Ich war ein Beispielfall, durfte mich von Studenten examinieren lassen. Und so lag ich, knapp 10jährig, auf dem Untersuchungstisch, sie schoben mir das Hemdchen hoch, unter dem ich weiter nichts trug, um den Ausschlag begutachten zu können. Und so lag ich da, hilflos, ausgesetzt, angestarrt. Und dann die Zunge: die Himbeerzunge. Mach den Mund auf, sagten sie, ich schüttelte den Kopf, presste die Lippen aufeinander. Doch ich musste, und so sahen sie keine Himbeerzunge, ich hatte zuvor ein Schokolade-Osterei gegessen. Aber ich konnte das nicht als kleinen Triumph verbuchen für die Schmach der Nacktheit, ich fühlte mich so ohnmächtig und verlassen.

Schon um 6 Uhr morgens mussten wir ins Bad, Badewanne, danach mit nassen Haaren wieder ins Bett gesteckt. Die Putzfrau war eifrig mit lüften, als ich entlassen wurde, hatte ich fast eine Lungenentzündung. Und dann war da die Milch in der Früh, die war einmal so verkocht, dass ich danach nie mehr Milch pur trinken konnte, auch nicht kalt. Vorhin ist mir die Milch für den Kaffee übergekocht: der Geruch hat mir sofort wieder die alte Scharlachgeschichte hervorgeholt. Wär da nicht ein etwas älterer, lieber Junge gewesen, der mir manchmal am langen Esstisch gegenüber saß und ebenso wie ich am Sonntag in irgendwelchen übertragenen fremden Gewändern zur Kirche ging (das war Pflicht - eine Extra-Messe für die "Aussätzigen") und dessen Anwesenheit mich zu Tapferkeit anspornte, ich hätte wohl öfter ganz still ins Kopfkissen geweint.

An den Rändern der Peripherie

Ein nächtliches Bewerbungsschreiben hat einen augenscheinlichen Pleonasmus ans Tageslicht befördert - oder ist's Tautologie? Redundant jedenfalls.

Doch wie immer bei -schein-, er trügt. Denn ich malte mir das Bild einer Peripherie, also einem irgendwie geformten Rand von etwas, die ja auch wo enden muss: und solcherart bedarf sie dann wirklich eines Randes. Genau auf diesem Rand geht herr schneck spazieren, mit vielen anderen, zeichnend mit Zeichen aller Art.

Was jenseits dieses Randes sei? Sicher nicht nichts. Vielleicht stößt einfach der Rand einer anderen Peripherie dran!

Sie sind

Du bist nicht angemeldet.

Sie lesen:

Beiträge zu meiner real virtuality

sehsucht

halloween-beauty

Was gibt es Neues?

love
I saw a hope in the game. sex doll
ulovesexdoll - 2018-12-13 06:51
Wow, ich mag das Licht...
Wow, ich mag das Licht und die Anzüge! Vokalmusik ist...
karrri - 2014-06-24 12:18
einfach nur schön finden...
einfach nur schön finden geht auch
uferlos - 2011-10-08 00:28
lasst mir noch ein bissl...
lasst mir noch ein bissl zeit. vielleicht gibt es ein...
ConAlma - 2011-10-07 11:40
Was gab's denn so wichtiges...
Was gab's denn so wichtiges anderswo?
rinpotsche - 2011-10-07 00:37
!
!
books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
sang und klanglos :-(
profiler1 - 2011-10-06 21:55
Erwischt... und Sie fehlen...
Erwischt... und Sie fehlen...
katiza - 2011-10-06 10:34

wo?

angel underline de ätt kufnet dot at

Suche

 

Status

Online seit 6703 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2021-07-15 02:08

Credits

Web Counter-Modul

kostenloser Counter


adventkalender
aus dem arbeitsleben
aus dem kulturbeutel
aus dem reich der sinne
Autofahrer unterwegs
begebenheiten
blogweise
einfach zum nachdenken
es wird ein wein sein
farben
filmblicke
fundsprüche
gehört
gelebt: kitsch und literatur
gelesen
geschichten aus dem großraumwagen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren