geschichten aus dem großraumwagen

Sonntag, 9. Januar 2011

Öffentlich

Ich bin viel unterwegs, öffentlich. Das dürfen Sie gerne zweifach deuten. Also auch bahnfahrend, da selbst leidenschaftlichen Autofahrerinnen der Benzinpreis zur Hürde werden kann. Vor wenigen Tagen kam mir die Idee, meine "Großraumwagen"rubrik emsiger zu füllen, allerdings in etwas anderer Weise als ursprünglich angedacht.
Da meldete sich nämlich die Schaffnerstimme kurz vor Innsbruck mit dem obligaten "In wenigen Minuten erreichen wir.." und dem Zusatz "Alle Anschlüsse können pünktlich erreicht werden". Eine freudige Botschaft für Verspätungsgewohnte, obwohl der Inhalt selbstverständlich sein sollte. Dennoch gleitet man freudig dankbar in den Tag.

Heute nun die Situation am Schalter: durch Pressemeldungen mich selbst zur Vorsicht anhaltend, erkundige ich mich nach einem Rückreiseticket nach Ischgl mit Fahrtunterbrechung in Innsbruck bei der Rückreise in 2 Tagen. "Geht nicht" sagt der Beamte, von dem ich weiß, dass er in trunkenem Zustand imstande ist, auf der Suche nach scheinbar Verlorenem unter den Tisch zu kriechen und unter die Röcke der Frauen zu spähen, während die seine ihn sucht. "Ah Vorteilsticket, dann ist alles anders! Und über 100 km bleibt eh alles wie bisher" meint er. Immerhin sucht er noch heraus, dass der Busanschluss, extra vor Ort bezahlt, günstiger ist als in die Bahnkarte integriert. Dafür kostet mich das Ticket um 2,20€ mehr als am Automaten, aber die Genugtuung, dem Mann offenbar nur widerwillig gern getane Arbeit verursacht zu haben, ist auch was wert.

Montag, 29. November 2010

Das Wort zum Sonntag ....

... der gestern war: der Schein trügt nicht.
Mehr ist nicht zu sagen.







Außer vielleicht dass bei Nachtzügen, die aus Amsterdam kommen, mit Verspätung zu rechnen ist, weil irgendwo auf der Strecke nach einem potentiellen Selbstmörder gesucht werden muss, und der bayrische DB-Mitarbeiter zusätzliche Verspätungsunannehmlichkeiten mit einem stoischen "hot ja konana gsagg dass schneibb" kontert.

Mittwoch, 22. September 2010

Bahnhofslogik

Wieder viel unterwegs, treffe ich auf gesetzlich korrekte, umgebungsbedingt aber skurrile Erscheinungen:

rauchfrei


Die (An)Lage des rauchfreien Bahnhofes:

raucherzone

Mehr ist da nicht in Eugendorf.

Montag, 15. Februar 2010

geil ... baasd

Gespräch am Ausstieg kurz vorm Endbahnhof:

Seavas, griaßdi!
Mia soitn amoi was ausmachn!
Baasd, gemma essen?
Baasd, zum Running Wok, des is geil!
Baasd, oda zum Mexikaner, is a geil!
Jo, baasd. Mach ma uns amoi was aus.
jo, baasd
Baasd, seavas, pfiatdi!

junger Mann, junge Frau, etwa 25

Eine Stunde zuvor, das Aufstehen um sechs Uhr fällt selbst nach Lichtmeß noch schwer, ein Nachschlummern im Zug ist willkommen. Plötzlich eine Durchsage: Aufgrund der jüngsten Fahrplanänderung ist es für Sie zu erheblichen Veränderungen in ihrem täglichen Ablauf gekommen, Sie mussten ihre gewohnten Fahrtzeiten abändern, das tut uns Leid. Und so möchten wir uns mit einem kleine süßen Gruß dafür bedanken, dass Sie uns trotzdem treu geblieben sind. Und dann spazieren Zugführer und Schaffner durch die Wägen und verteiln Schokolade. Tiroler Edle, um genau zu sein, den Tiroler Edlen, Sonderedition zum Andreas-Hofer-Jahr. Die größte Freude hatten sichtlich die beiden ÖBB-Beamten, die mit diesem bisschen Geben aus ihrer gewohnten Rolle schlüpfen konnten.

Nach einem langen Tag und abendlicher Verkostungsmoderation bei den Weinbrüdern erschöpfter Vorschlummer im Zug, und wieder eine überraschende Durchsage, kurz vorm letzten Halt, in lupenreinem Unterländer Dialekt von der Lokführerin gesprochen: So, Leitln, tuat's enk pfiatn, i winsch enk no an schen Faschingsausklang!

Baasd.

zerplatzte-traeume

Und die Kleinstadt, in dieser Rosenmontagsnacht, um 23:45, ausgestorben.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Handlungsanweisung 37.

handlungsanweisung







für die Tage unterwegs-

Montag, 14. Dezember 2009

Im Abseits.

Mit dem neuen Fahrplan ist Kufstein als Bahnstation endgültig ins Abseits geraten. Weniger Schnellzüge auf der Weststrecke, mein Morgen- und Abendzug ist futsch, kein 2-Stunden-Takt mehr nach und von Wien, die Abendzüge halten nur mehr in der nächsten Station, die für wichtiger erachtet wird und für die ein zusätzlicher Weg in die jeweilige Gegenrichtung zu absolvieren ist - bei Verspätungen entsteht eine einstündige Verzögerung der Heimkunft . Nicht zu reden von den Railjets, die sowieso nach Innsbruck durchfahren. Ein Politikum, wurde auf Anfrage gesagt.

Wer wie ich großräumiger denkt, für den sind die zusätzlichen REX- und Personenzüge, großspurig Tiroler S-Bahnen genannt, nur ein kleinwinziger Trost im Alltagsverkehr - allerdings sind die Toiletten in diesen Garnituren groß, sauber und funktionierend.


Themenwechsel. Grad auf ARTE: eine wunderschöne junge Gena Rowlands in "Woman under Influence".

Samstag, 11. Juli 2009

Facebook ist nicht überall

Wenn ich auf die Startseite meines im Grunde noch jungfräulichen Facebook-Portals* blicke, sehe ich Menschen plus/minus meines Alters, die offenbar immer und überall und wo auch immer sie sind sich bemüßigt fühlen, Einträge mehr oder weniger wesentlicher Natur zu hinterlassen. (Dass auch meine eine im Unterschied zur anderen Tochter dabei ist, führe ich auf ihren selbstgewählten Status als künftig ungemein wichtige Marketing-Business-Kraft zurück).

Heute am vorabendlichen Bahnhof aber saß ein Mädel auf der Bank, großer und kleiner Rucksack und Tasche daneben, versunken in Aufzeichnungen in ihr Schreibbuch. Tageseinträge. Seitenweise dicht beschriebene Seiten. Kein Online-Handy, keinNetbook, keinerlei Elektronik. Nur Papier und Handschrift, Gedanken. Ich sah plötzlich mich selbst, vor ziemlich exakt 30 Jahren, auf Bahnhöfen irgendwo, immer etwas zum Schreiben dabei. Es ging nie darum, der Welt etwas mitzuteilen, jedenfalls nicht der vermeintlich wichtigen draußen, sondern mir selbst, der Welt in mir. Aber vielleicht ist das mit dem Facebook ja nur eine der Erscheinungsweisen von Vergesellschaftung.

[off theme: Lang Lang zelebriert gerade auf 3sat Rachmaninow 2 in Grafenegg. So will ich Musik eigentlich nicht sehen. Bin schon neugierig, was ich heute über die Erler Meistersinger erfahre.]

Es geht also auch anders. Dass aber Reisenden ein grottenschlechter, veralteter Speisewagen der Italienischen Staatsbahnen zugemutet werden darf, wo absurder Orvieto in überteuerten Halbflaschen ausgeschenkt wird, das ist schon wieder eine Realität, die so jenseits ist, dass sie, auch wenn es anders ginge, etwas hat.

[Schlussapplaus, frenetisch.]

Ich war jedenfalls froh, den billigen Mief riechen zu können. Aber das ist eine andere Geschichte.

* In einer nach Anfrage schmachtenden Laune erstellt. Versuchen Sie aber nicht, nach Alma zu suchen. Diese hier werden Sie da nicht finden ;-)

Samstag, 29. November 2008

Hans Aschenwald lacht.

Manchmal steigt einer zu, dessen Gesicht man kennt.

Kaum sitzt er, der Poet, nimmt er ein Buch mit grünem Éinband zur Hand, kaum liest er, beginnt er zu lachen.
Er liest und lacht und es ist acht Uhr morgens.

Es ist ein gutes Gefühl, im beginnenden Tag einem Dichter gegenüber zu sitzen und selbst gerade Friederike Mayröcker zu lesen.

Montag, 10. November 2008

-hoff-

Testlauf am Hbf Ibk: eine fremde weibliche Stimme tätigt die Bahnsteig-Ansagen. Fremd, weil es nicht die über die Jahre zur Selbstverständlichkeit gewordene Stimme von Christ Lohner ist. Fremd, weil sie bar jeglichen österreichischen Anfluges ist. Muss sie allerdings, denn irgendwann im Laufe der Ansage kommt man drauf, das das nicht eine wohlgepflegte international-deutsche Stimme ist, sondern eine computergenerierte sein muss. Sie verrät sich ausgerechnet beim Wort Bahnhof. Denn so plötzlich britisch-piepsig die Stimme in der englischen Version wird, bei den Eigennamen von Orten und Zugnamen bekommt sie sofort wieder die tiefere "deutsche" Stimmlage, und der Bahnhof wird einfach unnachahmlich ausgesprochen: Bahn-hoff, so in etwa, das -hoff ganz in die Kehle hinuntergerutscht, noch tiefer als das vorhergehende, mit sehr offenem o, als würde der Vokal zwischen den Mandeln steckenbleiben, und mit nicht ganz komplettem Doppel-f, aber zumindest eineinhalb.

Als ich die Ansage zum ersten Mal hörte, assoziierte ich: -hoff - Bahnhoff - Hof der Hoffnung - aber auch Verzweiflung. Letztere aber wäre eine eigene Geschichte.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

ÖBB international

Die englische Version der Stationsansagen in den Zügen der ÖBB variiert je nach Sprachmächtigkeit des jeweiligen Zugsführers und ist oft schon aussprachetechnisch sehr erheiternd. Die verblüffendste Version jedoch hörte ich gestern:

Nächster Halt / Next Stop: [dschennbäck]!

Man suche sich die Stations aus dem Liniennetz ....

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ulovesexdoll - 2018-12-13 06:51
Wow, ich mag das Licht...
Wow, ich mag das Licht und die Anzüge! Vokalmusik ist...
karrri - 2014-06-24 12:18
einfach nur schön finden...
einfach nur schön finden geht auch
uferlos - 2011-10-08 00:28
lasst mir noch ein bissl...
lasst mir noch ein bissl zeit. vielleicht gibt es ein...
ConAlma - 2011-10-07 11:40
Was gab's denn so wichtiges...
Was gab's denn so wichtiges anderswo?
rinpotsche - 2011-10-07 00:37
!
!
books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
sang und klanglos :-(
profiler1 - 2011-10-06 21:55
Erwischt... und Sie fehlen...
Erwischt... und Sie fehlen...
katiza - 2011-10-06 10:34

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