so ist das leben

Mittwoch, 5. Januar 2011

stop and go

Ich bin heute für meinen Tag des Selbstmitleids: die sich langsam angekündigt habende, gestern schon heftig zulangende und heute so wirklich zur Explosion gekommene Sinusitis hat druckvolle Formen angenommen. Im warmen Daheim stockt alles, das Sekret blockiert Denken und Blick, alle in der Infrarotkabine bei violettem Licht ("Kreativität", sagt das Anweisungsblatt) gewonnenen Ideen kommen nicht zur Entwicklung. Draußen aber, im kalten Sonnenschein, wird mir frei um die Nase, ich kann durchatmen. Und wenn es nicht so ermüdend wäre, ich ginge immer noch.

Der Geliebte, der keiner mehr sein will, gebärdet sich wie ein kleines Kind, das etwas ausgefressen hat, ruft mehrmals täglich an, im Redeschwall, als ob er eine Missetat wegreden müsse, aber kein Wort des Bedauerns, der Erklärung. Dafür bringt der Kindsvater Lachen mit, erzählt von Aufeinandertreffen mit dem Gspusi, das er in unserer gemeinsamen Zeit hatte, "alt ist sie geworden, da hab ich ja Glück gehabt!", die Tochter und ich lachen, wir stoßen alle drei mit einem Schluck Tawny an. Das vertreibt immerhin das Selbstmitleid, wird scho, sag ich zu allen, denen es schlechter geht.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Das analoge Leben.

Ein Begriff, den der digitale Freund letzthin gebraucht hat: das analoge Leben. Weil mich die Sorge um den Geliebten, in dem seit Wochen etwas wütet, das (noch) nicht mit einer eindeutigen Definition belegbar ist, in meinen digitalen Vorhaben blockiert, wende ich mich wie in einer Art Trance Verrichtungen zu, für die ich mir sonst kaum Zeit nähme: neue Lampen für das immer wohnlicher werdende Zimmer, neue Polster für die neue Couch, die die alte der schönen Freundin ist, ein wenig Weihnachtsdekor, aber nicht mehr als je drei Kugeln vor die Flügel der Balkontüre gehängt. Lange aus dem Fenster schauen, morgens, als die Blasmusik Maria Empfängnis weithin hörbar bespielt. Dabei einen doppelten Regenbogen sehen:

double-rainbow

Nach C.G. Jung ist er die Brücke zum Jenseits, und da ich keine nordamerikanische Indianerin bin, nehme ich ihn nicht als Unglückssymbol. So wird es ein ruhiger, friedlicher Tag. Der Kindsvater, mit dem ich gestern ausgiebig die neue Weinbar einer von ihm einstmals sehr verehrten Freundin inspiziert habe ("Wie vor 15 Jahren!", sagt ein Freund, als er unser angesichtig wird; er ist der Vater eines der besten Freunde unseres Sohnes und gibt gute Ratschläge von Vater zu Vater) holt zwei Flaschen Wein ab, wir besprechen die gemeinsame Feier am Heiligen Abend. Ich spaziere durch wohlige Föhn- und Sonnenwärme zu meiner Mutter; sie hat endlich ihr Hörgerät und ist erleichtert und zufrieden. Der Geliebte hat mich mittlerweile zum Essen eingeladen; obwohl er sich nur mit Mühe bewegen kann, hat er gedünsteten Zwiebelrostbraten zubereitet. Das Essen erschöpft ihn, ich darf erstmals den Geschirrspüler aus- und wieder einräumen, normalerweise lässt er das nicht zu, es könnte ja Unordnung entstehen dabei. Doch heute ist er zu schwach für Widerstand, liegt vor dem Kaminfeuer, die jüngsten Enkelkinder kommen vom Oberstock auf einen Sprung herunter. Für Freitag haben wir Konzertkarten, Mahlers dritte Symphonie mit Maris Janssons in München; die älteste Enkeltochter wird mit mir fahren, für ihn wäre das eine viel zu große Strapaz. Dann schickt er mich nach Hause, es geht gegen seinen Stolz, dass ich ihn in dieser bemitleidenswerten Situation erlebe; auf Fragen nach seiner psychischen Befindlichkeit mag er mir keine Antwort geben. Und so spaziere ich durch die frühe Nacht, es ist ruhig im Villenviertel, der Himmel ist sternenklar, und ein Bub, der mir an einer unbeleuchteten Stelle begegnet, grüßt vorsichtshalber, ich könnte ja eine Bekannte sein. Auch auf dem Adventmarkt ist es relativ ruhig, eine Band von vier jungen Leuten - zwei Burschen an Gitarre und Keybord, zwei Mädchen, die singen - interpretieren recht brav ein Hallelujah. Doch als sie White Christmas anstimmen, wünsche ich mir Bing Crosby und die Weihnachten meiner Jugend, als wir alte Filme sahen und tagelang an komplizierten Puzzles arbeiteten. Damals gab es kein anderes Leben.

Am liebsten aber säße ich jetzt beim Geliebten und hörte mit ihm Leonard Cohen.

Mittwoch, 24. November 2010

Post(irr)wege

Seit Tagen, fast Wochen wart ich auf Buchpakete. Rückfrage beim Verlag: längst verschickt. Ich war zwischendurch nicht da, freilich, doch alle Post war gewissenhaft auf den Tisch gelegt worden. Heute früh nun auf einmal die Eingebung: im alten Postkastl? Das ohne Namensschild, zu dem ich keinen Schlüssel mehr habe?
Ja!
Mit meinen zum Glück schmalen Händen konnt ich drei (!) Zettel herausfischen, zwei der Pakete nicht mehr lagernd, das von Amazon, das erst vor 5 Tagen kam, schon noch. Erklärung: Privater Zusteller, der für die Post arbeitet. Der nicht gesehen hat, dass es eine neue große Postkastlanlage fürs ganze Haus gibt. Mit Namensschildern.
Ich muss mit den Blick durch den Schlitz angewöhnen, sicherheitshalber!

Mittwoch, 17. November 2010

Marterl

Die österreichische Landschaft ist voll mit Marterln, selige Jungfrauen, Drei- und andere Heiligkeiten säumen Landstraßen und Feldwege. Ein anderer Typus, nämlich gebastelte kleine Kreuze, blumengeschmückt, mit kleinem Foto versehen, sind an sensiblen Stellen zumeist kurviger Straßen zu finden: Erinnerungen an unglückselig oder wagemutig Dahingeschiedene. Ein solch persönliches Erinnerungsmarterl, das doch wieder in etwas anderem, nicht weniger schmerzlichen Zusammenhang steht, fand ich unlängst beim Dahingehen:

marterl

Gleich neben dieser Gedenkstätte ist der Gasthof des unglücklich Verstorbenen: bei harmlosem Training an einen Stein an der Mauer geprallt, Genickbruch, aus. Seine Frau von schwerstem Rheuma geplagt, an Händen wie Füßen zu operieren. Das Gasthaus ist inzwischen verkauft, an einen der "Stadtverschandler und Lustbetonierer", wie eine Freundin wenig respektierlich über einen der lokalen Bauherren sagt, und wieder gibt es einen schönen, idyllischen, traditionsreichen Platz weniger. Einer der letzten echten Gastgärten war es, keine großartige Küche vielleicht, aber ein Ort mit Herz; die beiden Wirtsleute hatten oft Gestrauchelten mit Unterkunft und Zuspruch wieder auf die Beine und ins Leben zurück geholfen. Viel von dem Zuspruch kommt nun auf dieser Tafel wieder zurück und wird auch für all jene sichtbar, die um diese Gaststätte lieber einen Bogen gemacht haben.

Sonntag, 16. Mai 2010

Vom Berg abgeschnitten

Seit Tagen hängen die Wolken tief, stülpen sich über die das Tal säumenden Berge, die damit unsichtbar werden. Wie ein zu fester Schaum, von molekular-unkundiger Hand aus ISI-Dosen gesprüht, nur das Grau, das ist nicht einmal über dem so satten Mai-Grün appetitlich. 26° waren's vor fünf Tagen, am Abend noch, als wir zurückkehrten aus dem Osten, 6° heute früh. Der Kachelofen ist eingeheizt, die Kalte Sophie muss noch mehr Heilige versteckt haben, dass diese Kälte so gar nicht enden mag.

wolkenhang

Eine Sendung macht mich noch mehr frieren, Africa Now erzählt aus Tansania, von Kinderleben dort. Nichts als Gewalt, Aussichtslosigkeit. Die Tochter, die Große, spricht davon, wegzugehen, irgendwohin, wo ihre Hilfe benötigt werden kann. Afrika vielleicht.

Dienstag, 13. April 2010

Frühlingsintermezzo

... am Schreibtisch. Kopf voll, Herz auf Sparkurs, nur nicht zu viel lesbar machen, dann ist es irgendwie nicht, taucht nur nächtens auf. Manchmal.


Irgendwie dissoziativ.

Samstag, 6. März 2010

ausquartiert

15 cm Neuschnee seit heute früh auf der Terrasse. Es sind wieder Bueroschlaftage, der Bub ist daheim. Nun sitzt er gar mit Freunden drüben, da waer kein freier Platz für die Mutter. Zumal ich mich der Tochter verpflichtet hab: ihr Buch zu lesen, und morgen mit ihr die Praesentation vorzubereiten. Also Buerolehnstuhl, komfortabel in Leder, Wein hab ich auch, Kuehlung im Schnee, das Radio plaetschert, und seit 3 Tagen hab ich den Pc nicht mehr hochgefahren, macht jetzt alles das Handy.

Joseph Zoderer, Dauerhaftes Morgenrot
Aichinger, Sauvignon Blanc
Samuel Barber, Vanessa

Mittwoch, 30. Dezember 2009

coming home

Je seltener, umso intensiver: wann immer ich Wiener Boden betrete, geht mir das Herz so auf, wie es nirgends sonst aufgeht, es ist dieses Daheim-Gefühl, das mich dann überwältigt.

stadtpark

Der Abend brachte milde Regenluft, es roch fast frühlingsfrisch im Park, die Enten im Teich quakten sogar nachts, und ich dachte an die vielen Kindheitstage, als ich am Wasser stand und Futter streute.




coming home

Donnerstag, 13. August 2009

Warum erzählen wir einander dies alles

Warum erzählen wir einander dies alles, hier, von nächtlichen Autofahrten und Wetterleuchten, von Bergen und vom Meer, von Brüchen und Veränderungen, von Träumen, und dass ich mir seit Tagen zuflüstere Ich will mein Leben zurück, all dieses Geschichten erzählen, dieses Schreiben? Hunger und Nahrung.

Looking for words to say + part 2

Mittwoch, 12. August 2009

The Bosom of A.

May the years come ...!

bosom



bosom rock



Lieblingsshirt von weiberwirtschaft

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ConAlma - 2011-10-07 11:40
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rinpotsche - 2011-10-07 00:37
!
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books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
sang und klanglos :-(
profiler1 - 2011-10-06 21:55
Erwischt... und Sie fehlen...
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katiza - 2011-10-06 10:34

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