unterwelt
Düsseldorf, nachts um Punkt eins:
Entschuldigen Sie, gehen Sie anschaffen?
Die drei sehr jungen Männer, die mir am Weg zurück ins Hotel entgegenkommen, sind höflich.
Ich greife verblüfft zu einem "Warum, seh' ich so aus?" - Schlagfertigkeit war noch nie meine Stärke.
Auf jeden Fall sind Sie sehr hübsch, wir würden Sie mitnehmen!
Mit diesen Worten sind sie auch schon an mir vorbei, stecken die Köpfe zusammen und kudern teenagergemäß. Ich setzte beschwingt meinen Weg fort und fühle mich - geschmeichelt.
na ja, Düsseldorf ist nicht
Hamburg
ConAlma - 2011-04-01 09:43
Eine Stunde später als gewohnt am Schreibtisch, ein Traum hielt mich gefangen. Ich saß in einer Kuhle auf dem Boden, und als ich den Kopf wendete, sah ich, dass hinter mir der Strand war und wieder dahinter das Meer. Ein merkwürdiges Licht ließ alles, was nah war, leuchten, nein gleißen; fast weiß der Sand, Verwerfungen in Gruben und Hügeln, Kinder und Badende, und das Wasser gekräuselt, weiße Krönchen auf dunkelblauen Wellen. Der Horizont vom Blaugrau in noch Dunkleres gehend, aber davor diese Sonnenhelle, die freilich nicht in die Tiefen zu dringen vermochte. Und ganz am Horizont doch ein Lichtfenster, darin ein Schiff gefangen, doch ehe ich die Kamera aus der Tasche gekramt hatte, hatte sich das helle Licht in grimmendes Rot gewandelt. Und die Wolken auf dem stillen Grau, das sich zu meiner Rechten dehnte, sahen aus wie Eisschollen, die da verloren trieben.
ConAlma - 2011-03-10 08:33
Als ich heute früh aus meinem nächtlichen Leben auftauchte, war ich schier atemlos. Einen Zug hätt ich erreichen sollen, der Bahnsteig war nicht weit, von einer kleinen Anhöhe aus sah ich den Zug einfahren, begann zu laufen -
und musste plötzlich eine Odyssee an Wegen hinter mich bringen, auf und ab und hinunter und hinüber, um- und fehlgeleitet, und sah mich gar eine hohe Feuermauer hinunterspringen, bzw. an ihr entlang sogar sicher hinuntergleiten, den Rücken an die Wand gepresst. Und auf wackeligen Leitern turnen, um von einer Höhe zu einem Weg unten zu kommen. Als ich aber - ohnehin schon im Wissen, diesen Zug nicht mehr erreichen zu können - gar noch durch tiefen Schnee stapfen musste, hatte ich genug, und siehe da, ich erwachte!
Und war froh, dass erst Herbst ist.
ConAlma - 2010-10-10 11:16
Was ich an meinen Träumen so liebe: dass ich mit so vielen Menschen ins Gespräch und auch in Berührung komme. Manche von ihnen suche ich am nächsten Tag und kann sie nicht finden. Aber sie tauchen vielleicht auf, irgendwann, irgendwo.
because the night
ConAlma - 2010-05-26 07:15
Der Regen prasselt aufs Dach der Mistelbacher Linde. Ich fühle mich ungeschützt, habe das vertraute Retzer Land verlassen. Aus den Eindrücken des Tages steigt wieder der morgendliche Traum ins Bild:
Ich war als Mann gekleidet, schmale Hose, kurzes Jackett. Auf dem Kopf eine Kappe wie ein Fez, aber dunkler Samt, das kurze Haar verborgen, ich sehe aus wie ein russischer Prinz. Das konturierte Profil tritt stärker hervor, die Augen aber sind dunkler, das Lächeln weich. Die Winzer am Tisch erkennen mich, es geht um den klarsten der Weine, Alzinger sage ich.
[1/8 Liechtenstein DAC getrunken]
Die strahlende, üppige blonde Frau sitzt mir gegenüber, legt ihre Hand zwischen meine Schenkel und fragt: "Ist dir das nicht unangenehm?" "Nein", sage ich, "ich bin in dich verliebt." Ich kann die Erleichterung in ihrem Blick sehen und erwache
mit meiner Hand zwischen den Schenkeln.
[Der Kellner, der das Achtel Chardonnay 07 vom Weinrieder bringt, ist gut gewachsen und hat einen knackigen Hintern. Formvollendeter Service auch bei Else Zuschmanns Zerberus, aber das Lispeln und Einwärtsgehen! Zu allem Überfluss lässt der Business-Gewandte vom Nebentisch reichlich Triefendes auf
mich los. Back to Dreams!]
ConAlma - 2010-05-04 20:16
Aufschrecken im Nachtdunkel. Tasten: welches Bett? WO bin ich zur Ruhe gegangen, die ich doch nicht find? Die oft täglich wechselnden Nachtstätten legen Spuren der Verwirrung.
Aufschrecken im Taghell. WIE kam ich ins Bett, wann? Noch halb bekleidet, die Jacke aber sorgsam im Schrank. Nicht abgeschminkt, der Kopf schwer. Eine kurze Nacht! sagt die Hotelchefin. Was geschah in der Erinnerungslücke? Vor allem: was sprach ich? Solcher Kontrollverlust geschieht nur, wenn ich mich sicher fühle. Selbst im Fremden. Und muss mich auf mich verlassen.
ConAlma - 2010-04-20 09:45
... und trommelte mit den Fäusten verzweifelt vor mich hin: "Lasst mich raus! Das ist ein Alptraum! Lasst mich da raus! Das ist ein Alptraum!" rief ich mehrere Male, doch es schien mir noch unerträglich lange, bis ich wieder - wie plötzlich ausgespuckt - sicher in meinem Bett liegen konnte.
Zuvor hatte mich ein fremder Mann in einen großen Raum jener Villa geführt, in der offenbar eine Art Fest stattfand. Er suchte mich zu verführen, die dritte Person, die auf einem riesigen Bett hinter uns lag, schien ihn nicht zu irritieren. Doch als noch eine hinzukam und dann noch mehr, kam der Rückzieher. Inzwischen hatte sich das Zimmer auch zu einem offenen Raum gewandelt, einer freien Fläche, bunt belebter Platz.
Ein junger Mann, Italiener, parkte sein Motorrad so ungeschickt neben mein Auto, dass die eine Seite völlig demoliert war. Ich stand, verärgert und irgendwie hilflos, weil der sich aus dem Staub gemacht hatte, mit Freundinnen beinander, alles lag irgendwie in einem Durcheinander herum: Handtaschen, Geldbörsen, Handy. Und so verschwand denn auch Stück für Stück, ich wusst nicht mehr, wie ich so ohne alles wieder heim gelangen sollte. Und plötzlich die Erkenntnis: dies ist ein Alptraum. Also kniete ich mich auf dem Boden, rund um mich begann sich alles aufzulösen, und ich trommelte und trommelte ...
ConAlma - 2010-04-18 08:16
Dr. Schein hat mir da was herübergeweht mit seinem
Laubgebläse, hat mir damit eine Traumgeschichte eingebrockt, die zunächst mit einem solch metallisch-phallischen Teil begann, das ich als Fön erklären wollte und mit dem ich dann doch durch den Herbstgarten spazierte, das Laub herumzuwirbeln. Durch jenen Garten, der schon lang nicht mehr mein ist, wo ich für sieben Jahre das glückliche Leben versuchte, und der immer wieder in meinen Träumen auftaucht mit einem stillen, dunklen Herbstgesicht. Aus solchen Träumen erwache ich immer mit einer Melancholie und etwas, das die Italiener
nostalgia nennen - eine verwehte Erinnerung und Sehnsucht, die wie Nebel hineinkriecht ins Gemüt.
Feine Musik für feucht-trübe Laubtage
da und
hier.
Grad gesehen: am 23. kann ich ihn im Treibhaus in Innsbruck hören!
ConAlma - 2009-11-07 19:45
Ich träume regelmäßig. Nur wenig bleibt in Erinnerung, ich gehöre nicht zu den disziplinierten Traumtagebücherverfasserinnen.
Wenn sich aber so wie heute morgen gleich zwei Träume intensiv festsetzen, ist auch nach Stunden noch die Niederschrift gewährleistet. Von diesem einen hier zum Beispiel:
Ein großes Fest im Freien, eine Wiesenlandschaft, von Wald umgeben. Der obere Teil ist ein Rund, eine Naturarena, von dort führt ein Weg zu einer etwas tiefer gelegenen Wiese. Überall viele viele Menschen, die wichtigeren aber scheinen beim Hauptgeschehen im oberen Bereich zu sein; es überwiegt Trachtenmode. Ich betrete ein Haus am Rande des Geländes, in einem Zimmer steht eine mir bekannte Frau, es ist unklar, welche genau es ist, aber sie ist sicher aus m e i n e m Arbeitszusammenhang. Zuvor, im Freien, fragte ich mich schon, weshalb ich hier sei, denn es war offenbar eine Volksmusikveranstaltung, auch wenn keine Gruppenauftritte zu sehen waren.
Diese Frau sagt nun zu mir: - Du musst hinunter gehen, sie verlangen nach dir. Ich gehe die Treppe hinunter, irgendwie geschmeichelt ob dieses Satzes, aber laufe noch mal zurück: wo genau? Ganz hinunter? – Nein, dort, wo die wichtigen Leute sind. Als ich das Zimmer verlasse, sehe ich eine Treppe höher, im Gang, meine Mutter. Alles sieht auf einmal aus wie in jenem Bauernhaus, das wir früher, als „Familie“, bewohnten. Sie scheint hier aufzuräumen, hat einen Hauskittel an. Ich weiß, dass ich mit ihr sprach, aber nicht mehr was.
Ich begebe mich ins Freie hinaus, in die Menge. Sehe, wie mich die Menschen anlächeln, erkenne Gesichter. Ich denke mir – oder war es nicht vielmehr das, was mir meine Mutter sagte? – Der Vater kann das nicht mehr machen. Du musst ihn vertreten. Sie nehmen dich für ihn. Sie wollen nur jemanden berühren, der diesen Namen trägt. Du kannst für ihn sprechen, du weißt genug.
So geht es gar nicht um den Inhalt, denke ich mir noch, sondern um die Erscheinung? Wieso ich?
Da endet der Traum, die Kinder sind aufgestanden.
ConAlma - 2006-11-30 18:04