Donnerstag, 27. April 2006

Kinderlyrik

Der verdienstvolle Sender OE1 hat in seinem nicht minder verdienstvollen Hausfrauenbildungsprogramm 'Radiokolleg' um 9 Uhr morgens (das ich mangels Hausfrauentätigkeit selten höre) diese Woche Lyrikerinnen im Programm. Heute war es Friedl Hofbauer, die ich aus meiner Kindheit noch gut im Gedächtnis habe.

Sie ist eine jener österreichischen Dichterinnen, die mit vergnüglichen Kinderlyrikbüchern das Leben eines lesehugnrigen Kindes so wunderbar bereichern konnte. Neben Mira Lobe zum Beispiel, oder Christine Busta.

Und beim Hören dieser Sendung heute dachte ich bei mir: da hadere ich mit meinen Eltern, weil sie mich in musikalischer Hinsicht so unterversorgt haben lassen. Und vergaß ganz darauf, dass sie mir schon früh, eben durch eine Anzahl entsprechender Büchergeschenke, die musikalische Sprache der Dichtung vermittelt haben.

Profitiert haben davon auch meine Kinder, denen ich diese Bücher meiner Kindheit natürlich nicht vorenthalten habe!

Die rechte Begleitung

Vielleicht säße manch einer gerne mit mir an einem Tisch. Meine Plaudereien könnten vergnüglich sein. Ich bemühte mich auch gerne um adretten Augenschein, um ein gezieltes Maß an Koketterie, die dem ausgewählten Speisenabend einen leichtfüßigen Schimmer verleihen würde.

Ich aber habe Ansprüche. Die Plaudereien müssen Wert haben. Und auch wenn ich selbst gerne von angenehmem Anblick erfreut werde, muss vor allem die Substanz der Begleitung gegeben sein.

Deshalb sitze ich, wenn es an solcher mangelt, auch gerne für mich: nicht gebunden ans Maß des Tisches, frei vom möglichen Ziel eines Abends, absichtslos und grenzenlos. Und erküre mir als rechte Begleitung den rechten Wein.

Doch während ich, in der schon vorgegebenen Vielfalt eines zweisamen Abends, mir gerne durch die Vielfalt einer Weinkarte mit glasweisen Schritten den Weg bahne, werde ich, in der Klarheit des Alleinseins, maßvoll und begnüge mich mit einer Flasche. Die aber muss stimmen. Dann kann ich den Weg des Weines vom ersten, noch ganz vorsichtigen, verhaltenen Augenblick der Begegnung bis zur letzten, schon ganz freundschaftlichen, gar liebevollen Umarmung des abschließenden Schluckes mit Aufmerksamkeit verfolgen.

Dieser Wein könnte ein Veltliner aus dem Kamptal sein. Dann aber wünschte ich mir einen reiferen Jahrgang, und damit stoße ich hierzulande schnell an Weinkartengrenzen. Unlängst war es ein Chablis. Wiewohl jung, zeigte er zu den Vorspeisen eine vordergründe Frische, öffnete zu den Zwischengerichten langsam seine Scheuklappen, um zum Hauptgang nach und nach die künftigen Möglichkeiten zu offenbaren und nach dem Dessert, zum Abschied noch einen Schluck voll Kraft und Präsenz mitzugeben.

Es gibt auch eine Erinnerung an eine solche stundenweise Begleitung in rot: da war es ein kleiner, 10 Jahre alter Burgunder. Er stimmte vom Anfang bis zum Ende. Da saß ich aber nicht allein. Oder doch?

Ein Cheval Blanc, gar 1961, ist für sich schon ausreichend Anlass, ihn zu trinken. Ob ich ihn als Mahlbegleiter auswählen würde? - Ich glaube nicht. Eher als Solisten. Aber ich gäbe ihm doch eine stilgerechte Umgebungsbegleitung: McDonalds kann es nicht sein. Lieber eine Bank zwischen Rosen im Volksgarten. Die Stufen des Theseustempels. Eine Anhöhe irgendwo. Aber eigentlich keinen festen Raum drumherum.

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