Als ich einmal sterben wollte
Dass mir dieses Wintergeschichte aus längst vergangener Zeit an einem so schwülen Maisommertag wie heute einfällt, mag an dem Manuskript liegen, das ich gerade in Raten lese: die Erzählung einer atemraubenden Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, einer Liebe, die so pur, rein, absichtslos und doch so folgerichtig ist, dass anderes als atemberaubtes Lesen nicht möglich ist. (Danke, liebste H!)
Als ich das erste Mal liebte, Liebe bewusst wahrnahm, war ich siebzehn, und sie brannte wie Feuer. Ich war unvorbereitet, wusste nichts, und doch: damals schon wusste das Herz auch um die Lust und deren Plätze, der Wiederliebende aber wusste viel mehr und war mir ein guter Lehrer. Er war jung, er war schön, er war charmant, er war labil, er war drogensüchtig. Folgte mir nach Wien und rutschte tief in die Welt des weißen, träumeverheißenden Staubes.
Es wurden vier Jahre, schön und traurig und wechselhaft, meine kleinen affairenbedingten Abtrünnigkeiten nahm er als offizielle Begründung für seine Sucht, immer wieder Besserung schwörend, ich wiederum seine Sucht als Grund für meine kurzfristigen Fluchten aus Enttäuschung, weil meine Liebe nicht ausreichte, ihn zu retten. Erst als noch Kokain hinzukam und die Paranoia ins Unendliche gewachsen war und er mit eine lieben alleinerziehenden Gelegenheitsprostituierten nach Südamerika auswandern wollte, begann ich mich mit dem Unabänderlichen auseinanderzusetzen.
Und doch, einen letzten Versuch des Zurückkehrens wollte ich noch unternehmen, es war gerade tiefer Winter. Mit einem kalten Lächeln wies er mich von der Türschwelle (grad zwei Häuser weiter von meinem jetzigen Wohnort): da wollte ich sterben. Darin aber lag das Fatale: ich wollte zwar sterben, mich aber nicht umbringen. Und so stapfte ich, gehüllt in einen alten Pelzmantel vom Flohmarkt, tränenblind den Waldrand entlang, setzte mich auf eine Bank und beschloss, so lange auszuharren, bis ich tot sei.
Es war so friedlich da, schneite ununterbrochen, ich fiel in eine trancehafte Ruhe - doch irgendwann war mir kalt. So stand ich auf, klopfte den Schnee vom Pelz und ging den langen Weg nach Hause, gedemütigt und mit dem zornigen Vorsatz im Herzen, dass mir nie, nie wieder Ähnliches passieren dürfe.
Es gelang mir auch, nie mehr wieder sterben zu wollen; aus all den Schmerzen, die wohl weiterhin kamen und nicht weniger heftig waren als dieser erste, ging ich hervor mit dem wilden Verlangen, weiter und weiter zu lieben und meiner Herzlust treu zu bleiben.
Als ich das erste Mal liebte, Liebe bewusst wahrnahm, war ich siebzehn, und sie brannte wie Feuer. Ich war unvorbereitet, wusste nichts, und doch: damals schon wusste das Herz auch um die Lust und deren Plätze, der Wiederliebende aber wusste viel mehr und war mir ein guter Lehrer. Er war jung, er war schön, er war charmant, er war labil, er war drogensüchtig. Folgte mir nach Wien und rutschte tief in die Welt des weißen, träumeverheißenden Staubes.
Es wurden vier Jahre, schön und traurig und wechselhaft, meine kleinen affairenbedingten Abtrünnigkeiten nahm er als offizielle Begründung für seine Sucht, immer wieder Besserung schwörend, ich wiederum seine Sucht als Grund für meine kurzfristigen Fluchten aus Enttäuschung, weil meine Liebe nicht ausreichte, ihn zu retten. Erst als noch Kokain hinzukam und die Paranoia ins Unendliche gewachsen war und er mit eine lieben alleinerziehenden Gelegenheitsprostituierten nach Südamerika auswandern wollte, begann ich mich mit dem Unabänderlichen auseinanderzusetzen.
Und doch, einen letzten Versuch des Zurückkehrens wollte ich noch unternehmen, es war gerade tiefer Winter. Mit einem kalten Lächeln wies er mich von der Türschwelle (grad zwei Häuser weiter von meinem jetzigen Wohnort): da wollte ich sterben. Darin aber lag das Fatale: ich wollte zwar sterben, mich aber nicht umbringen. Und so stapfte ich, gehüllt in einen alten Pelzmantel vom Flohmarkt, tränenblind den Waldrand entlang, setzte mich auf eine Bank und beschloss, so lange auszuharren, bis ich tot sei.
Es war so friedlich da, schneite ununterbrochen, ich fiel in eine trancehafte Ruhe - doch irgendwann war mir kalt. So stand ich auf, klopfte den Schnee vom Pelz und ging den langen Weg nach Hause, gedemütigt und mit dem zornigen Vorsatz im Herzen, dass mir nie, nie wieder Ähnliches passieren dürfe.
Es gelang mir auch, nie mehr wieder sterben zu wollen; aus all den Schmerzen, die wohl weiterhin kamen und nicht weniger heftig waren als dieser erste, ging ich hervor mit dem wilden Verlangen, weiter und weiter zu lieben und meiner Herzlust treu zu bleiben.
ConAlma - 2007-06-03 16:29