Familienfest
Der Vater entschuldigt sich dafür, die Frau mit fünf Kindern allein gelassen zu haben. Die Mutter bedankt sich, dass er ihr zumindest finanzielle Sorgen erspart habe. Die eine Tochter bedankt sich, dass die Mutter die Idee zu diesem Familientreffen gehabt habe. Die andere Tochter klagt, mit einem kurzen Blick auf die unreflektierte Selbstverständlichkeit des Mutterseins, die stattgefundene Benützung der Mutter an und entschuldigt sich im Namen der Geschwister für die gefehlt habende Wertschätzung ihres Tuns unter Verzicht auf (oder Unmöglichkeit von) Eigenleben; nicht jeder hat das Glück wie ich, eine Tochter zu haben, die zumindest einmal in der Woche ein "ich hab dich lieb, Mama" bekundet.
24 Stunden Familienfest, anlässlich des 80. Geburtstages der Mutter trafen aus West, Ost und Süd Mitglieder einer Familie in einem Dorf mitten im Wienerwald zusammen, die einander teilweise seit langen Jahren nicht gesehen hatten - oder noch gar nie, wie die Enkelkinder die Kinder der Großtante. Die sind anders, sagt die eine Enkeltochter, das dachte sich die Familie meiner Tante vielleicht auch von uns.
Doch sonst das gewohnte lebendige Durcheinander, immer ein wenig zu laut, in Teilen ausufernd, die Eltern nebeneinander, in nicht mehr von der Vergangenheit belastetem Gespräch, die fünf Geschwister quer über die Tafel hin und her rufend, deren Kinder, ob noch Kind oder schon erwachsen, in fröhlichem Kartenspiel vereint. Das Familientrauma scheint endgültig ein Gewesenes, nur in Nebensätzen der Schwester erahnt man deren zutiefst erlebte Verletzung noch da und dort flammend. Ihr Ehemann, Tiefbauingenieur, geht wohl mit ihren Tiefen sorgsam um.
In den Dank des Vaters eingeschlossen: das trotz seiner Abwesenheit "großartige" Werden nicht nur der eigenen Kinder, sondern auch der Kindeskinder.
the kids are alright
24 Stunden Familienfest, anlässlich des 80. Geburtstages der Mutter trafen aus West, Ost und Süd Mitglieder einer Familie in einem Dorf mitten im Wienerwald zusammen, die einander teilweise seit langen Jahren nicht gesehen hatten - oder noch gar nie, wie die Enkelkinder die Kinder der Großtante. Die sind anders, sagt die eine Enkeltochter, das dachte sich die Familie meiner Tante vielleicht auch von uns.
Doch sonst das gewohnte lebendige Durcheinander, immer ein wenig zu laut, in Teilen ausufernd, die Eltern nebeneinander, in nicht mehr von der Vergangenheit belastetem Gespräch, die fünf Geschwister quer über die Tafel hin und her rufend, deren Kinder, ob noch Kind oder schon erwachsen, in fröhlichem Kartenspiel vereint. Das Familientrauma scheint endgültig ein Gewesenes, nur in Nebensätzen der Schwester erahnt man deren zutiefst erlebte Verletzung noch da und dort flammend. Ihr Ehemann, Tiefbauingenieur, geht wohl mit ihren Tiefen sorgsam um.
In den Dank des Vaters eingeschlossen: das trotz seiner Abwesenheit "großartige" Werden nicht nur der eigenen Kinder, sondern auch der Kindeskinder.

the kids are alright
ConAlma - 2009-05-17 19:57