Eine Frage der Schuld. Nachtrag zu Tolstoi.
Der 100ste Todestag war unüberhörbar, selbst wenn man sich wie ich in diesen Tagen weitgehend aus der Medienbenützung zurückgezogen hatte - eine kleine Autofahrt genügte, ein Satz, der aus dem Radio ins gleitende Bewusstsein drang: Der große Dichter sei vor seiner Frau geflüchtet, dieser Furie, der nur an Geld gelegen war, und wenige Tage später gestorben. Das blieb, in diesem einen Beitrag, einfach so stehen, ohne nähere Ausführung, so als wäre es Wahrheit, gültig.
Wenige Tage zuvor, auch im Radio, ein Beitrag zur Kreutzersonate. Was für ein Mensch, dachte ich, muss das gewesen sein, der etwas so Peinigendes, Pessimistisches zu formulieren imstande gewesen war. Und: hätte nicht vielmehr seine Frau flüchten müssen? Sie aber hatte einen anderen Weg gewählt: eine "Entgegnung" geschrieben, eine Art Gegendarstellung, die doch keine ist, aber die weibliche, ihre Sicht darlegt. Das Medienspektakel zu Flucht und Tod bekam er.
Wenige Tage zuvor, auch im Radio, ein Beitrag zur Kreutzersonate. Was für ein Mensch, dachte ich, muss das gewesen sein, der etwas so Peinigendes, Pessimistisches zu formulieren imstande gewesen war. Und: hätte nicht vielmehr seine Frau flüchten müssen? Sie aber hatte einen anderen Weg gewählt: eine "Entgegnung" geschrieben, eine Art Gegendarstellung, die doch keine ist, aber die weibliche, ihre Sicht darlegt. Das Medienspektakel zu Flucht und Tod bekam er.
ConAlma - 2010-11-22 11:11