Samstag, 21. November 2009

November entlang des Weges

Lärchen und Birken harren im letzten Gold, geben Nadeln und Blätter sanftmütig frei. Drei Pappeln aber trotzen noch mit schmutzigem Grün gegen die Tage, während Zugvögel ein scharfes V in den trüben Himmel zeichnen. Und die weißen Bergspitzen kratzen an tiefen Wolken, dem Himmel ein blaues Lächeln zu entlocken.

(Eines anderen Tages Abend:)

Das letzte Licht des Tages legte rosenfarbene Ruhe über die Stadt.

rosenabend

Und als es dunkler wurde, hing plötzlich die Mondsichel groß und schwer über der Straße, zum Greifen nah. Sesselebene, sagte das Ortsschild, da war der Mond schon längst hinter den steilen Bergwänden in den Westen gerutscht, und ich versuchte mir vorzustellen, wie eine Ebene aus Sesseln aussähe.

Nachts, auf dem Balkon, stand Orion ebenso vor mir wie daheim, und doch hatte sich der Süden verschoben.

Sonntag, 15. November 2009

Ballkönigin

Ballkönigin ist sie nicht geworden, da hatte ein anderes Mädel die spendierfreudigere (und vielleicht auch größere) Familie mit. Aber sie war Organisatorin, Moderatorin, Choreographin der Mitternachtseinlage des eigenen Maturaballs gewesen und dann auch noch diejenige, die am frühen Vormittag (gemeinsam mit Mama und Papa, die dem gipsbearmten Kind selbstverständlich halfen) die letzten Überbleibsel und Hinterlassenschaften des nächtlichen Chaos beseitigte: also irgendwie doch Ballkönigin.

ballkoenigin


Und weil das Kind so viel zu tun hatte, gibt es kein einziges gestelltes Prä-Ball-Foto

Donnerstag, 12. November 2009

Who's that girl?

Niemals war ich älter als heute.

me




Who?

Dienstag, 10. November 2009

Titanbrust.

"Erschrick nicht", schrieb sie, und weiter: "Sorge dich nicht". Kein Anruf, auch kein sms, nur eine trockene Mail, spätabends, die andeutete, nicht aber aussprach. Eine Untersuchung hätte es gegeben, mit einem Verdacht, und eine genauere, mit einem Ergebnis. Erst heute die Details, mündlich, weil ich sie dazu zwang, hab sie vom Frisör abgeholt, "nein, warte nicht, es dauert noch"; sie schien zwischen Erleichterung und Abwehr zu schwanken, es sei ja nichts, sie spüre ja nichts, die Koordination zwischen Augen und Händen mache ihr mehr zu schaffen.

Selbst auf mein Drängen hin blieb sie wortkarg, in die Klinik sei sie dann halt gefahren, es wurde gleich eine Biopsie angeordnet, und ja, positiv, ja was denn nun? werfe ich ein, na positiv eben, sagt sie, ungehalten. Kein einziges Mal spricht sie aus, was sein könnte. Nur Oberfläche? Oder invasiv? Das Wort KREBS jedenfalls spricht sie nicht aus, ich bleibe im Ungewissen. So professionell waren sie dort, sagt sie nur, und damit die Stelle wiedergefunden werden könne, haben sie ihr einen Titanfaden in die Brust gelegt. Und weiter? frage ich ungeduldig. Das wird sie morgen mit der Hausärztin besprechen, wenn sie den Befund hat, aber für eine Behandlung will sie nicht immer so weit fahren müssen. Ich bringe dich! sage ich; nein, du stehst so früh auf, das ist nichts für mich, wehrt sie ab, das muss auch hier gehen, und sie steigt aus dem Auto aus, als sei nichts gewesen, keine Umarmung, kein Fallenlassen, nichts. Meine Mutter.

Montag, 9. November 2009

Mauersong

Wo waren Sie, als die Mauer fiel? hatte der Standard schon zum 3.Oktober hin gefragt, und die Antworten mehr und weniger prominenter Ossis, Wessis und Ösis waren, färbig unterlegt, über die ganze Wochenendausgabe verstreut. Was mich bei manchen Sätzen zumindest verwunderte (vielleicht zunächst auch erschreckte), was die bekundete Ferne zu dem, was vor 20 Jahren geschehen war, aus dem Munde von jenen, die zwar noch Kind , aber doch nah dran gewesen waren.

Ich selbst, ich war im November wieder daheim gewesen; im Mai zuvor aber in Berlin, eine Woche mit einer Freundin (die Kinder hatten wir in Obhut der Männer gelassen), und wir tauchten in eine lebendige West-Lokalszene (Wien war 1989 mit ein bisserl Bermudadreieck-Aufbäumen noch sehr in den diesbezüglichen Anfängen) ein ebenso wie in eine im distanzierten Blick fast mystisch-karge Leere (und gastronomische Dürftigkeit) des touristisch besuchbaren Osten. Am eindrucksvollsten für mich blieben die in Düsternis geschlossenen, zügig durchrasten U- bzw. S-Bahnstationen, die der Phantasie Nahrung gaben. Vielleicht wurde aufgrund jener Berlin-Ersterfahrung Cees Nootebooms Allerseelen zu meinem Lieblingsbuch?

Jedenfalls waren mir Blick und Ohr geschärft nach dieser als Hausfrauen-Vergnügungs-Auszeittour angelegten Reise, und was in jenem Sommer in so unmittelbarer Nachbarschaft Wiens (Unizeit-70er-Jahr-Ausflüge nach Prag hatten auch diese Stadt in der Empfindung sehr nah wachsen lassen) geschah, war mehr als ein einfach irgendwo stattfindendes Geschehen - ich fühlte mich vielmehr inmitten von GESCHICHTE lebend.


OE1, mein verlässlicher Reisebegleiter, sendet (gerade noch) mit einem etwas weit her geholten Bezug zum Mauerfall (weil Brecht und Dreigroschenoper auch gesungen) ein Konzert von Marianne Faithful vom Sommer diesen Jahres - aber es sind so schöne Songs dabei, dass sie für jede Gelegenheit passen.

Samstag, 7. November 2009

loose leaves music

Dr. Schein hat mir da was herübergeweht mit seinem Laubgebläse, hat mir damit eine Traumgeschichte eingebrockt, die zunächst mit einem solch metallisch-phallischen Teil begann, das ich als Fön erklären wollte und mit dem ich dann doch durch den Herbstgarten spazierte, das Laub herumzuwirbeln. Durch jenen Garten, der schon lang nicht mehr mein ist, wo ich für sieben Jahre das glückliche Leben versuchte, und der immer wieder in meinen Träumen auftaucht mit einem stillen, dunklen Herbstgesicht. Aus solchen Träumen erwache ich immer mit einer Melancholie und etwas, das die Italiener nostalgia nennen - eine verwehte Erinnerung und Sehnsucht, die wie Nebel hineinkriecht ins Gemüt.

Feine Musik für feucht-trübe Laubtage da und hier.

Grad gesehen: am 23. kann ich ihn im Treibhaus in Innsbruck hören!

Freitag, 6. November 2009

AUDItorium, MAXimiert.

Stürme der Begeisterung und solche der Entrüstung wehen gegeneinander, die große Tochter, die die Enge eines FH-Studiums kannte, genießt enthusiastisch ihre After-Work-Solidaritätsabende auf der Uni, und als gar Otto Brusatt als Ausklang seines morgendlichen Pasticcios den Studenten alles Gute für den fortlaufenden Tag und ihre Proteste wünscht, konstatierte ich einen Hauch von Rührung in mir. Und weiß die (Studien)Freiheit, die mir war (und wie sie Robert Menasse am Abend zuvor in einer verzweifelten Diskussion auf ATV auch aus der eigenen Erinnerung geholt hatte), noch mehr zu schätzen.

Mittwoch, 4. November 2009

Wurzelkreuz

Zefix halleluja ... luja sog i

Das Kreuz sei die Wurzel Europas höre ich in den religiösen fünf Minuten vor sieben, als Teil der Entrüstungs-Statements zum italienischen Entscheid des europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Das Kruzifix als europäische Wurzel? Es wär ein Kreuz mit dem Kreuz, sollt es gesamteuropäische Wurzel sein - da könnten auch andere Wurzeln beansprucht werden! Aber das Kreuz hat nachhaltig seinen Stempel aufgedrückt.

rebkreuz

Als wine-addicted person freu ich mich über Kreuzfunde allenthalben, vor allem aber über Tiefwurzler, wenn sie dann endlich auf Flasche gefüllt sind und das, wo sie wurzeln, schmecken lassen.

P.S. Ein präsentes Kreuz hab ich nicht fotografiert: eine Art Herrgottswinkel (die ich als Teil des Volks-Kulturgutes durchaus schätze) im Gasthaus Nigl, das Kreuz gekrönt von einer - Lautsprecherbox!

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sang und klanglos :-(
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