Geheimes Wortleben
Der Titel des Filmes von vorgestern legte in mir ein paar Assoziationen frei:
Wer anders als ich wüsste besser Bescheid um das geheime Leben der Worte! Ich meine damit aber nicht jenes, das sich mir, durch Bücher mitgeteilt, vor meinen Augen entfaltet, wo Sätze sich aus Büchern erheben und unter meinem Blick zu einem zweiten, mit meinen Gedanken verwobenen Leben aufbrechen – nein, ich spreche von m e i n e n Worten, den durch mich formulierten Sätzen, die sich in zahllosen Seiten von Korrespondenz niedergelassen haben und dort ein zum Heil bestimmtes, aber manchmal unheilvolles Leben begannen.
Im Anfang ist das Wort, so gehen netzgeknüpfte Beziehungsnahmen an, und das Wort schafft das Bild. Bereits mit den ersten Worten aber beginnt deren geheimes Leben, denn in der Niederschrift verwandeln sie sich von etwas Persönlichem hin zu etwas Weitergültigem. Sie neigen zur „Literarisierung“, einer Art hinterhältigem Eigenleben, denn der Mensch am anderen Ende einer unsichtbaren Leitung nimmt das Gelesene als Gesprochenes, formt daraus sein Bild und geht diesem nach. Will es greifen, doch wenn der Augenblick des Greifens da wäre, sieht er doppelt, das erlesene Bild und das geschaute. Weil aber das, was sich ihm im Wortleben so glatt und verständlich zuneigte, in diesem Augenblick zu schwinden droht, wird er jegliche Anstrengung unternehmen, um genau dieses Bildes habhaft zu werden, wird versuchen, die reibungslastige Erscheinung in dieses Bild zu biegen. Mittels Beschwörung durch geschriebenes Wort. Auch. Und so fliegen die eigensinnigen Wortleben durch den Raum, glauben sich immer und immer wieder fassen zu können, während die beiden Wortschaffenden dahinter immer fassungsloser werden.
Wer es versteht, aus einer Distanz heraus dieses Worttreiben zu beobachten, seiner Dynamik auf die Schliche zu kommen, hat eine theoretische Chance, dieses geheime Leben zuzulassen und ein paralleles dazu, das mit den Reibungen, zu entwickeln. Dann könnte etwas sehr Komplettes entstehen.
Anders aber, wenn am Anfang der Blick und die Berührung stehen und irgendwann die Worte kommen, kommen dürfen, ihr Leben mitbringen, sich nach und nach einfügen: dann bewirken sie ein Öffnen, bringen einer verkarsteten Landschaft ein vorsichtiges Blühen.
Edit: Dann kann es geschehen, dass die Schreibende zur Erzählerin wird, die Bilder mit ihren Blicken und ihren Gesten färbt, eine unmittelbarere Gestaltgebung, die sich einer daraus entstehenden Erotizität verbindet.
Wer anders als ich wüsste besser Bescheid um das geheime Leben der Worte! Ich meine damit aber nicht jenes, das sich mir, durch Bücher mitgeteilt, vor meinen Augen entfaltet, wo Sätze sich aus Büchern erheben und unter meinem Blick zu einem zweiten, mit meinen Gedanken verwobenen Leben aufbrechen – nein, ich spreche von m e i n e n Worten, den durch mich formulierten Sätzen, die sich in zahllosen Seiten von Korrespondenz niedergelassen haben und dort ein zum Heil bestimmtes, aber manchmal unheilvolles Leben begannen.
Im Anfang ist das Wort, so gehen netzgeknüpfte Beziehungsnahmen an, und das Wort schafft das Bild. Bereits mit den ersten Worten aber beginnt deren geheimes Leben, denn in der Niederschrift verwandeln sie sich von etwas Persönlichem hin zu etwas Weitergültigem. Sie neigen zur „Literarisierung“, einer Art hinterhältigem Eigenleben, denn der Mensch am anderen Ende einer unsichtbaren Leitung nimmt das Gelesene als Gesprochenes, formt daraus sein Bild und geht diesem nach. Will es greifen, doch wenn der Augenblick des Greifens da wäre, sieht er doppelt, das erlesene Bild und das geschaute. Weil aber das, was sich ihm im Wortleben so glatt und verständlich zuneigte, in diesem Augenblick zu schwinden droht, wird er jegliche Anstrengung unternehmen, um genau dieses Bildes habhaft zu werden, wird versuchen, die reibungslastige Erscheinung in dieses Bild zu biegen. Mittels Beschwörung durch geschriebenes Wort. Auch. Und so fliegen die eigensinnigen Wortleben durch den Raum, glauben sich immer und immer wieder fassen zu können, während die beiden Wortschaffenden dahinter immer fassungsloser werden.
Wer es versteht, aus einer Distanz heraus dieses Worttreiben zu beobachten, seiner Dynamik auf die Schliche zu kommen, hat eine theoretische Chance, dieses geheime Leben zuzulassen und ein paralleles dazu, das mit den Reibungen, zu entwickeln. Dann könnte etwas sehr Komplettes entstehen.
Anders aber, wenn am Anfang der Blick und die Berührung stehen und irgendwann die Worte kommen, kommen dürfen, ihr Leben mitbringen, sich nach und nach einfügen: dann bewirken sie ein Öffnen, bringen einer verkarsteten Landschaft ein vorsichtiges Blühen.
Edit: Dann kann es geschehen, dass die Schreibende zur Erzählerin wird, die Bilder mit ihren Blicken und ihren Gesten färbt, eine unmittelbarere Gestaltgebung, die sich einer daraus entstehenden Erotizität verbindet.
ConAlma - 2006-10-28 17:48
Elektrisierende Erotik .. man hört die überspringenden Funken förmlich knistern.