Landschaft mit Klang
Nach fünf Wochen fuhr ich wieder durch dieselbe Landschaft; der Schnee hatte sich mittlerweile auf die Bergspitzen zurückgezogen, nur im Ennstal führte er noch zungengleich ins Tal, darauf die unersättlichen Schifahrer sich im letzten Weich vergnügten. War im Salzburgischen der Himmel noch ein tiefes Blau gewesen, so löste sich nach dem Gleinalmtunnel alles in einer immer undifferenzierteren glasigen Helle auf, südliches Licht. Während ich auf die südsteirischen Hügel zufuhr, rechterhand gleißen die Schneekuppe der Koralpe im Blick, verströmte Isolde ihren Liebestod über die Landschaft, Astrid Varnay und Eugen Jochum füllten den gesamten Raum, als gehöre nichts anderes hierher: weiteten mir das Herz zerrend, Tränen zeichneten das Gewerbegebiet von Kaindorf weich, wie ein Stürzen war es, das unerfülltes Sehnen bloßlegte.
ConAlma - 2007-03-15 15:27
Anhalten...
Ich muss an Harnoncourts Festrede zum Mozartjahr denken:
"...Da die Kunst im Bereich der Phantasie zuhause ist, hat sie etwas Rätselhaftes, nicht Erklärbares, ihre unsichtbare Macht ist gewaltig und gefährlich, ihre Wirkung subversiv. Deshalb haben Machthaber immer wieder versucht, sich ihrer zu bedienen. Ohne Erfolg, denn Kunst ist stets oppositionell und souverän, sie lässt sich weder zähmen, noch einverleiben. Sie ist eine Sprache des Unsagbaren - die aber manchen letzten Wahrheiten wohl eher nahe kommt als die Sprache der Worte, der Verständigung mit ihrer Logik, mit ihrer Eindeutigkeit, ihrem schrecklichen: Ja oder Nein."
Das eine ist nun die Seele. Aber wenn dann das kleine Ich auch noch wie wild durchgebeutelt wird von der letalen Wagner-Ekstase, dann sollten Sie das Auto besser kurz abstellen, liebe Alma.