24 revisited
Um dreiviertel sechs, kurz vor dem Wecker, läuteten mich die Kirchenglocken aus dem Schlaf. Ich riss das Fenster auf, hatte ich mich getäuscht, war etwas geschehen? Doch nein, Heiliger Abend, Rorate, auf dem Weg zum Bahnhof kamen mir die Kirchgänger entgegen. Im ruhigen Fluss spiegelten sich die Laternen der Promenade, die Festung lag noch im Nebelschlummer, doch vor der Bäckerei bissen die letzten Nachtschwärmer mit Genuss ins frische Gebäck. Der Zug war ungewohnt leer, fährt doch jemand mit! sagte der Schaffner erstaunt. Es wurde ein ruhiger Tag, gemessen am gnadenlosen Geschäfte-stürmen-Wirbel der Tage zuvor; eine Flasche Grande Dame 1998 für die Mühsal zum Abschluss, im Kollegenkreis, auf leeren Magen, die Beschwingtheit blieb, bis ich ins Bett fiel.
Auch der Nachmittagsbahnhof war ruhig, der (pünktliche) Schnellzug nur schütter besetzt. Im Speisewagen zwei fröhliche Buben, Kakao und Schokotorte; routinierte Bahnfahrer, wie das Gespräch ergab. Jedes Jahr am 24. machen sie eine Tagesreise mit dem Vater, diesmal war auch die Großmutter mit, eine Familie von Bahnafficionados, der Großvater war "Bahnala" gewesen, jetzt bin ich alleinstehend, sagt die einfache Frau, und ihr Sohn lacht verschmitzt, erzählt davon, dass er das größte Zimmer daheim hatte, wegen der Modelleisenbahn, und dann hat er im alten Bahnwärter häuschen gewohnt, da fährt der Zug direkt durch, als die spätere Ehefrau das erste Mal bei ihm übernachtete, saß sie kerzengrad im Bett, aber sie ist doch geblieben, und jetzt fahren die beiden Buben eben Zug, am 24. heuer war Innsbruck das Ziel, Berg Isel, um 8 früh daheim weg und um 8 Uhr abends wieder zurück, grad rechtzeitig zum Essen und zur Bescherung.
Mein Vater kam eine halbe Stunde nach mir an, ich hatte auf seinem Kommen bestanden, und so tat es gut, wieder einmal alle da zu haben, die Eltern, die Kinder. Heuer waren wir beim Kindsvater, wir wechseln uns immer ab, es gab ein wunderbares Essen, die Hilfe der Tochter war zu sehen. Du hast ja noch die Brüste, sagte der Vater und griff meiner Mutter an den Busen; sie hob den Pullover und zeigte die Narben der Operation, darunter die roten Linien für die Bestrahlung, die nächste Woche beginnt. Es geht mir so gut, sagte auch der Sohn, den ich kaum sehe, und die Große, die wird heute nicht dabei sein beim Mittagessen, weil sie freiwilligen Feiertagsdienst macht beim Roten Kreuz.
Es gab viele kleine Geschenke, alles Aufmerksamkeiten, nichts Falsches dabei und viel Richtiges; überraschende Korrelationen: meiner Mutter gab ich die Letzten Dinge, von ihr bekam ich Mayröckers Paloma. Und Herta Müller, In der Falle. Der Vater bestand auf einem Lied, viel zu tief angestimmt, ungeübte Kehlen, aber wenn die Kinder selber Kinder haben, werden sie sich an die Lieder erinnern, die ich mit ihnen so viele Advente hindurch gesungen hatte.
Der Vater, sparsam mit Worten der Zuwendung, aber er ist gekommen; ich brachte ihn ins Haus des Hirschen, wo er nächtigte; jener hat sich in die Berge geflüchtet, ich weiß nicht, ob's ihm gut geht, er ist auch sparsam geworden im Ausdruck. Doch ich bin noch hinauf zu seinen Töchtern und ihren Familien, die Kleinen waren schon im Bett, 3,80 m misst der Baum und reicht hinauf bis zum Dach, es gab Fotos zu schauen von der Kanada-Erfahrung der einen Enkelin, die mit der Enge hier noch nicth zurecht kommt und am liebsten wieder weg will, 17 ist sie. Ein Glas Livernano 1995 aus der Magnum, dann bin ich auch heim, und obwohl wir's vorgehabt hatten, war ich dann doch zu müde fürs Ausgehen mit den eigenen Töchtern, aber sie hätten mich gern mitgenommen, ein andermal vielleicht.
Auch der Nachmittagsbahnhof war ruhig, der (pünktliche) Schnellzug nur schütter besetzt. Im Speisewagen zwei fröhliche Buben, Kakao und Schokotorte; routinierte Bahnfahrer, wie das Gespräch ergab. Jedes Jahr am 24. machen sie eine Tagesreise mit dem Vater, diesmal war auch die Großmutter mit, eine Familie von Bahnafficionados, der Großvater war "Bahnala" gewesen, jetzt bin ich alleinstehend, sagt die einfache Frau, und ihr Sohn lacht verschmitzt, erzählt davon, dass er das größte Zimmer daheim hatte, wegen der Modelleisenbahn, und dann hat er im alten Bahnwärter häuschen gewohnt, da fährt der Zug direkt durch, als die spätere Ehefrau das erste Mal bei ihm übernachtete, saß sie kerzengrad im Bett, aber sie ist doch geblieben, und jetzt fahren die beiden Buben eben Zug, am 24. heuer war Innsbruck das Ziel, Berg Isel, um 8 früh daheim weg und um 8 Uhr abends wieder zurück, grad rechtzeitig zum Essen und zur Bescherung.
Mein Vater kam eine halbe Stunde nach mir an, ich hatte auf seinem Kommen bestanden, und so tat es gut, wieder einmal alle da zu haben, die Eltern, die Kinder. Heuer waren wir beim Kindsvater, wir wechseln uns immer ab, es gab ein wunderbares Essen, die Hilfe der Tochter war zu sehen. Du hast ja noch die Brüste, sagte der Vater und griff meiner Mutter an den Busen; sie hob den Pullover und zeigte die Narben der Operation, darunter die roten Linien für die Bestrahlung, die nächste Woche beginnt. Es geht mir so gut, sagte auch der Sohn, den ich kaum sehe, und die Große, die wird heute nicht dabei sein beim Mittagessen, weil sie freiwilligen Feiertagsdienst macht beim Roten Kreuz.
Es gab viele kleine Geschenke, alles Aufmerksamkeiten, nichts Falsches dabei und viel Richtiges; überraschende Korrelationen: meiner Mutter gab ich die Letzten Dinge, von ihr bekam ich Mayröckers Paloma. Und Herta Müller, In der Falle. Der Vater bestand auf einem Lied, viel zu tief angestimmt, ungeübte Kehlen, aber wenn die Kinder selber Kinder haben, werden sie sich an die Lieder erinnern, die ich mit ihnen so viele Advente hindurch gesungen hatte.
Der Vater, sparsam mit Worten der Zuwendung, aber er ist gekommen; ich brachte ihn ins Haus des Hirschen, wo er nächtigte; jener hat sich in die Berge geflüchtet, ich weiß nicht, ob's ihm gut geht, er ist auch sparsam geworden im Ausdruck. Doch ich bin noch hinauf zu seinen Töchtern und ihren Familien, die Kleinen waren schon im Bett, 3,80 m misst der Baum und reicht hinauf bis zum Dach, es gab Fotos zu schauen von der Kanada-Erfahrung der einen Enkelin, die mit der Enge hier noch nicth zurecht kommt und am liebsten wieder weg will, 17 ist sie. Ein Glas Livernano 1995 aus der Magnum, dann bin ich auch heim, und obwohl wir's vorgehabt hatten, war ich dann doch zu müde fürs Ausgehen mit den eigenen Töchtern, aber sie hätten mich gern mitgenommen, ein andermal vielleicht.
ConAlma - 2009-12-25 10:38