Freitag, 7. Juli 2006

Mein Almsommer: Angerer Alm

Mein Almsommer währte einen Nachmittag lang, einen Abend und noch eine Nacht. Die Nacht begann mit Kuhgebimmel neben dem Lagerfeuer, an dem Kaffee gereicht wurde, Kössler-Brände und zur Wild-Schokolade (aus wildwachsenden Kakaobohnen produziert) ein mit Birnendestillat versetzter Birnenmost, genannt Mostella: sehr feine Kombination!

Schon aus dieser Schilderung lässt sich entnehmen, dass es nicht einfach irgendeine Alm war, zu der es mich zog, aber es hat auch nicht jede Alm einen Weinkeller wie die Angerer Alm, die ich hier schon einmal beschrieben habe.

Es war diesmal das alljährliche Highlight des Tiroler Sommelierverbandes, das mich an einem veritablen Sommertag hinan zog. Ein wahres Highlight setzt sich zusammen aus ausreichend Höhe und phantastischem Licht. Von beidem gab es zur Genüge: Höhenluft mit grandiosem Panorama zum Beispiel auf der riesigen Terrasse. Das Licht wiederum war in vielen Gestalten zugegen: Zunächst als strahlend-wärmende Sonne auf der Terrasse, als noch zugewartet werden musste. Dann aber, beim eigentlichen sinnstiftenden Inhalt des Nachmittags, aus dem noch ein friedlicher Abend und eine leuchtende Nacht wurde: Licht, eingefangen in zahllosen Luftperlen champagnergefüllter Gläser. Denn zum Champagner-Seminar war eingeladen worden: Toni Wallner, Vinothekar aus Freising, versierter Verkoster und profunder Kenner der Materie, führte mit einer launig gestalteten und fachlich fundierten Präsentation durch die wunderbare Welt des besten Schaumweines der Welt: da musste auch die Qualität eines Franciacorta, der als einer der Piraten eingeschmuggelt worden war, klein beigeben.

Zur geschmacklichen Illustration dieses Umstandes wurden mitgebracht (teilweise aus Privatkellern – und ich zähle hier nur die absoluten Highlights auf):
Jacques Selosse Grand Cru Blanc de Blancs Brut / André Clouet Grand Cru Bouzy Brut, ein Blanc de Noir: die Paarung für den Unterschied zwischen Blanc de Blanc und Blanc de Noir.

Pol Roger Brut 1990 / Ruinart Dom Ruinart Blanc de Blancs Brut 1990: Jahrgangschampagner vom Besten!

Maurice Vesselle Collection Bouzy Grand Cru 1985: Dieser Solist bewies überzeugend, dass auch Champagner in Frische und Eleganz zu altern versteht – dem hätten wir noch gut 10 weiter Jahre gegeben! Für die meisten DER Höhepunkt der Verkostung.

Detaillierte Notizen hierzu finden sich auch hier!

In der Zwischenzeit war auf der Terrasse eine opulente Tafel gedeckt worden: die bereits sehr entspannte Tischgesellschaft konnte sich im immer intensiver werdenden Abendlicht bis hin zu einem orangegoldenen Sonnenuntergang hinter dem Massiv des Wilden Kaisers wärmen, während ein Gericht nach dem anderen aus dem fulminanten 8-Gang-Menü, in bekannt spektakulärer Weise vom Angerer-Alm Küchenchef Stefan Assmann zubereitet, mit überragender Weinbegleitung aus den unergründlichen Tiefen des Almweinkellers (jede Höhe braucht auch ihr entsprechendes Tiefenpendant!) zu Tisch kam.

So kurz als möglich: Zum hausgemachten Brot im Blumentöpfchen Zitronen-, Rotwein- und Bärlauchbutter (das gilt noch nicht als Gang, sondern als Gedeck!). Tatare klassisch mariniert mit Jacobsmuschel, Erdbeerpaprikasauce – Vermetto (Riesling-Scheurebe) 2005 von Riffel aus Rheinhessen. Safrankarfiol mit Mango, Kaiserschoten, Vanille- und Korianderöl. Gurkenspaghettini mit Maracujaespuma, Gurkenkaltschale – Knoll Traminer Smaragd 2001. Rehtascherl mit Trüffelschaum und Tomatenreduktion – Xynomavro-Merlot 1998 von Boutaris (wie viele sprachen da von Sangiovese?); Sauvignon Blanc Bonus Erectus 04 Milan Sukal, Tschechien. Ananas-Moosbeer-Sorbet. Lammkoteletts im Steinpilzstaub mit Lavendelrisotto und Rucola-Vogerlsalat-Spinat – Veltliner 1997 Ilse Mazza! (die Österreicher vermuteten alles andere, die Münchner Kollegin war als einzige auf der GV-Spur). Schimmelkäseröllchen mit Zucchinischlaufen und Thymianhonig – Weissburgunder Beerenauslese 2001 Sepp Moser. Da war es 22:39, und noch immer lag ein rötlicher Lichtschimmer über den Ausläufern des Kaisers .... Erdbeerparfait und Holundertopfenmousse mit Minzpesto – Rieussec 1999.

Das leuchtende Licht zum nächtlichen Wärmen kam dann noch vom Lagerfeuer, und mit reichlich Erleuchtung ging es schließlich zur wohligen Bettruhe (im Himmelbett), bis das Morgenlicht, das in der Höhe viel früher kommt als im Tal, nicht mehr zu übersehen war.

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karrri - 2014-06-24 12:18
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uferlos - 2011-10-08 00:28
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