Herbstfrühling
Es war nun schon der vierte Tag gewesen, da ich im vierten Stock des Seminargebäudes gesessen hatte, den Blick vom Bildschirm immer wieder nach der Nordkette richtend, welche bis gestern mit tadellosem Weiß gegen ein spätes Blau gestrahlt hatte. Heute aber sanken nach und nach die nassen Wolken nieder, eine milde Sonne schickte noch einen satten Regenbogen über die Türme und Dächer der Stadt, der Regen aber mochte sich nicht mehr halten.
Ich hatte die Gastfreundschaft einer Freundin, der Malerin angenommen, um einmal nicht die nervöse Autofahrt mit der früheren Kollegin unternehmen zu müssen, auf einer Autobahn mit zu vielen Baustellen, zu viel Verkehr und einem Tempo 100, das bei allem Verständnis für notwendige Maßnahmen sich ins Gegenteil des Gewünschten zu verkehren scheint: da fließt nichts mehr, es herrscht ein stetes Abbremsen und Beschleunigen, und die mit der Beamtenmentalität und knapp unter 100 wollen partout nicht von der Überholspur weichen.
Dank dieser Freundin also spazierte ich gestern in der beginnenden Dämmerung durch die Stadt, ein starkes Abendrot lag noch über dem Tal, und die Luft roch nach einer Erinnerung an Frühling, so wie Frühling damals roch, als ich mit 17 abends noch hinauswollte und die Amseln schon schlugen, der Winter aber noch lange nicht gegangen war. Diese Empfindung kehrte auch heute morgen wieder, hatten wir denn nicht vor ein paar Tagen schon Schneeluft in der Nase gehabt? So ging ich durch neue Straßen, an fremden Bürgerhäusern vorbei, denen die Bürger abhanden gekommen waren, im milchigen Morgenlicht waren es nicht Luster und Kandelaber, die durch die hohen Scheiben leuchteten, sondern unerbittliche Büroleuchten, die den Fassaden eine traurige Gegenwart geben. Hinter dem Klinikum, das sich wie eine Krake in die ganze umliegende Gegend zu verteilen schien, lag, von einer hohen trockenen Mauer abgeschirmt, der Westfriedhof wie ein geträumter Ort der Ruhe.
Als ich in der Wohnstadt aus dem Zug stieg, schien es noch wärmer als morgens, es fiel dichter Regen, und mein rotes Mäntelchen roch, als ich daheim ankam, wollnass. Der Regen aber war weich gewesen.
Ich hatte die Gastfreundschaft einer Freundin, der Malerin angenommen, um einmal nicht die nervöse Autofahrt mit der früheren Kollegin unternehmen zu müssen, auf einer Autobahn mit zu vielen Baustellen, zu viel Verkehr und einem Tempo 100, das bei allem Verständnis für notwendige Maßnahmen sich ins Gegenteil des Gewünschten zu verkehren scheint: da fließt nichts mehr, es herrscht ein stetes Abbremsen und Beschleunigen, und die mit der Beamtenmentalität und knapp unter 100 wollen partout nicht von der Überholspur weichen.
Dank dieser Freundin also spazierte ich gestern in der beginnenden Dämmerung durch die Stadt, ein starkes Abendrot lag noch über dem Tal, und die Luft roch nach einer Erinnerung an Frühling, so wie Frühling damals roch, als ich mit 17 abends noch hinauswollte und die Amseln schon schlugen, der Winter aber noch lange nicht gegangen war. Diese Empfindung kehrte auch heute morgen wieder, hatten wir denn nicht vor ein paar Tagen schon Schneeluft in der Nase gehabt? So ging ich durch neue Straßen, an fremden Bürgerhäusern vorbei, denen die Bürger abhanden gekommen waren, im milchigen Morgenlicht waren es nicht Luster und Kandelaber, die durch die hohen Scheiben leuchteten, sondern unerbittliche Büroleuchten, die den Fassaden eine traurige Gegenwart geben. Hinter dem Klinikum, das sich wie eine Krake in die ganze umliegende Gegend zu verteilen schien, lag, von einer hohen trockenen Mauer abgeschirmt, der Westfriedhof wie ein geträumter Ort der Ruhe.
Als ich in der Wohnstadt aus dem Zug stieg, schien es noch wärmer als morgens, es fiel dichter Regen, und mein rotes Mäntelchen roch, als ich daheim ankam, wollnass. Der Regen aber war weich gewesen.
ConAlma - 2006-11-09 21:18