Montag, 5. Februar 2007

Almfrühstück mit Pinot Noir

Wenn mir nicht gerade Zweifel über die Sinnhaftigkeit manch meiner Tätigkeit als Alb im Nacken hocken, können die Begleitumstände selbiger durchaus lustvolle sein. Wie etwa bei einem Weingesprächsfrühstück auf der Angerer Alm hoch über St.Johann.

Ein Pinot aus dem Elsass sowie einer aus der Schweiz, beide im Preissegment unter 10 €, zeigten, dass diese Rebsorte da nicht wirklich sinnvoll eingesetzt ist; bei den deutschen Spätburgundern sah das dann gleich ganz anders aus. Eine interessante Begegnung war der Pinot Noir 05 vom aufstrebenden jungen Winzer Holger Koch, mit feinem Burgunderstinkerl, ein sehr klarer, anregender Pinot; der Spätburgunder Alte Reben 04 des Weingutes J.L.Wolf kam im großen Burgunderglas mit seiner ganzen Himbeerfülle und Sehnigkeit wunderbar zur Geltung; eine Klasse für sich dann natürlich der Spätburgunder 03 von Robert Weil: süße Frucht, Gewürznelken, Anis und Fenchel waren da zu verspüren. Da tat sich der Spätburgunder Blauschiefer von Meyer-Näkel schwer dagegen, war er doch mit Jg 04 vergleichsweise zu jung.

Die Franzosen durften Alter zeigen: Vosne-Romanée Dorflage 1999 von der Domaine Gros, ganz Ribiselfrucht, weich und seidig; und jetzt gerade noch gut zu trinken (er begann am Gaumen schon auszutrocknen) ein 1989 Nuit St. Georges 1er Cru von Daniel Rion. Dagegen musste sich der 1997 Pinot Noir von Josef Lentsch aus Podersdorf in keinster Weise verstecken, der erste Österreicher in der Folge: fleischiger als alles vorher, erdig, ein wenig Lakritz. Und in der kleinen Helmut Preisinger-Vertikale (der Winzer saß auch mit beim Frühstück) kam der 2001 mit großer Ausgewogenheit und Harmonie am besten an, während das Modell 2003 eindeutig bewies, das dies KEIN Pinot-Jahr war: merkwürdige Johanniszuckerlaromatik; eigentlich wollte er ihn eh nicht abfüllen, aber für die Jahrgangsdurchgängigkeit tat ers doch. Und ist ja kein schlechter Wein, nur irgendwie kein Pinot.

Dass 2003 doch auch gelingen konnte, zeigte der PN Kapellenberg vom Weinviertler Fidesser - das kühlere Klima bekam dem Wein eben besser. Toll auch der Pinot Gebling 01 von Niki Moser aus Gedersdorf, eindeutiger Sieger im Preis-Leistungsverhältnis, mit feinen Himbeer- und Eibischnoten sowie eleganter Struktur ein gutes Beispiel für österreichischen Pinot, wenn er nicht so kraftvoll wie die Burgenländer sein soll.

Resümée des Vormittags, der sich in den Nachmittag zog: Deutschland und Frankreich sind unschlagbar in Eleganz, Österreich kontert mit Kraft, Pinots werden erst ab etwa € 10 interessant, und wir hatten 22 Weine verkostet - dabei hätte der grandiose Keller der Alm noch einige mehr vorrätig!

Forelle blau

Das Geheimnis der perfekten Forelle blau, so verriet mir der Hirsch, sei natürlich in erster Linie die Forelle selbst: ganz frisch gefangen, und eine Bachforelle, weil langsamer wachsend und von intensiverem Fleisch, möglichst mit Bio-Fütterung. Dann der Sud: kalt zugestellt, Karotten, Sellerie, Schalotten, Lauch, Petersilwurzel, ja die ist wichtig. Lorbeer, Wacholder, weißer Pfeffer zerstoßen aber erst zum Schluss, damit der Sud nicht bitter wird. Frischer Thymian, der im Garten schon fröhlich wächst, war auch dabei. Und ein sehr guter Weinessig - aber bevor man den zufügt, entnimmt man noch jenen Teil des Gemüses, den man zu essen gedenkt. Nicht länger als 7 Minuten dürfen die Forellen ziehen, damit sie nicht trocken werden, ihr Fett behalten.

Also die zwei Tierchen, die ich gestern aß (samt der blauen Haut!) - die waren so gut wie noch niemals zuvor gegessen.

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karrri - 2014-06-24 12:18
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