Tanz 2: Muttersöhnchen
Einziger gesellschaftsrelevanter Ball in der Kleinstadt. Am Saalentrée, im makellosen Smoking, der Morgenreisende mit dem Knackarsch. In seiner Begleitung: nein, kein ähnlich eleganter junger Mann, wie ich möglicherweise hätte erwarten mögen, sondern: Mutter! Überblond, aufgedonnert, grell, lippengepolstert. Und der Sohn wird vom hinreichend interessanten Mitreisenden auf einmal zum pummeligen Knaben mit Brille und Zahnspange, der von der Mutter im Leopardenmantel oder im Tigerkostüm mit festem Handgriff zur Schule gebracht worden war, vereinnahmtes Muttersöhnchen, Mitschüler der ältesten Tochter. Seit diesem Tanzabend, an dem er der Mama (und Ex-Frisörin mit Stadtruf) nicht von der Seite wich, ist es mir nicht mehr möglich, am Bahnhof den jungen Mann mit Eigenlebenversuch, sonden den Buben mit verzweifeltem Blick und Zahnspangenlächeln. Womöglich lispelt er. Ach und mir fällt auch Almodovar ein.
ConAlma - 2008-02-22 09:07