Il Piano Perduto
So kam es mir nun abhanden, willentlich wohl, und doch ward es irgendwie verloren. Eine Klavierspielerin ist ja nie aus mir geworden, doch es war mein Wunschinstrument gewesen. Nur hatten sie damals, an der Städtischen Musikschule, mich als "zu alt" fürs Instrument eingestuft, die Schwester, zwei Jahre jünger, aber durfte. Mir wurde die Violine zugewiesen; erst viele Jahre später, als wir darüber sprachen, sagte sie, sie hätte wohl viel lieber Geige gelernt. So hatte ich mir das Klavierspiel selbst beigebracht, den Baßschlüssel für die linke Hand, mit dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach. Die zwei Jahre Unterricht dann viel später waren eine Zeit der Nötigung, aber das lag an persönlicheren Umständen als der des Unterrichtnehmens.
Es gab Jahre, da spielte ich gar nicht, hatte kein Instrument zur Verfügung; als die Älteste dann lernen wollte, wurde eins angeschafft, das ist auch schon viele Jahre her. Viel wurde nie darauf gespielt, von der Tochter nicht, die nach zwei Jahren das Interesse verlor (und ich, selbst so vielen Zwängen in musikalischem Umfeld ausgesetzt, sie nicht zum Durchhalten drängen wollte), von mir nicht, immer nur gelegentliche Anfälle, am dauerhaftesten dann vom Sohn, der aber durch den schulischen Ortswechsel auch dem Instrument abhanden kam. Und so diente es seit einem Jahr nur mehr als Ablage für meine nichtbearbeiteten Mitbringsel von Ess- und Weinreisen, war eingehüllt von Stößen von Papier. Die Noten lagen längst woanders.
Der künftige reduzierte Raum, der mir zum Wohnen sein wird, legte mir, nebst anderen Überlegungen, den Abschied vom glänzend schwarzen Pianino nahe; es war einer ohne Wehmut. Wirklich geliebt hab ich d i e s e s Instrument ohnedies nie. Einzig die Abholung heute Morgen verstörte mich, aber das lag am Mann der Käuferin, der nach einer durchzechten Nacht mit deutlichem Restalkohol viel zu spät zum Abholen kam, so gar keine Ehrfurcht vor dem Instrument hatte. Aber bei ihr, seiner Frau, weiß ich es in guten Händen, sie hat mit Enthusiasmus zu lernen begonnen, und da ist auch noch der kleine Sohn, der sich beim Begutachten ganz selbstverständlich ans Klavier gesetzt hatte und in den Tönen drauflos spazierte, als wär's ihm tägliches Vergnügen. Es wird gespielt werden, das gereicht mir zur Freude, dazu wurde es gebaut.
Und ich könnte mich von noch viel mehr trennen als ich bald muss, pian piano werd ich's wohl tun.
Es gab Jahre, da spielte ich gar nicht, hatte kein Instrument zur Verfügung; als die Älteste dann lernen wollte, wurde eins angeschafft, das ist auch schon viele Jahre her. Viel wurde nie darauf gespielt, von der Tochter nicht, die nach zwei Jahren das Interesse verlor (und ich, selbst so vielen Zwängen in musikalischem Umfeld ausgesetzt, sie nicht zum Durchhalten drängen wollte), von mir nicht, immer nur gelegentliche Anfälle, am dauerhaftesten dann vom Sohn, der aber durch den schulischen Ortswechsel auch dem Instrument abhanden kam. Und so diente es seit einem Jahr nur mehr als Ablage für meine nichtbearbeiteten Mitbringsel von Ess- und Weinreisen, war eingehüllt von Stößen von Papier. Die Noten lagen längst woanders.
Der künftige reduzierte Raum, der mir zum Wohnen sein wird, legte mir, nebst anderen Überlegungen, den Abschied vom glänzend schwarzen Pianino nahe; es war einer ohne Wehmut. Wirklich geliebt hab ich d i e s e s Instrument ohnedies nie. Einzig die Abholung heute Morgen verstörte mich, aber das lag am Mann der Käuferin, der nach einer durchzechten Nacht mit deutlichem Restalkohol viel zu spät zum Abholen kam, so gar keine Ehrfurcht vor dem Instrument hatte. Aber bei ihr, seiner Frau, weiß ich es in guten Händen, sie hat mit Enthusiasmus zu lernen begonnen, und da ist auch noch der kleine Sohn, der sich beim Begutachten ganz selbstverständlich ans Klavier gesetzt hatte und in den Tönen drauflos spazierte, als wär's ihm tägliches Vergnügen. Es wird gespielt werden, das gereicht mir zur Freude, dazu wurde es gebaut.
Und ich könnte mich von noch viel mehr trennen als ich bald muss, pian piano werd ich's wohl tun.
ConAlma - 2008-11-20 21:28