Stalingrad
An der Schutzengelkirche hat George Clooney ein Espressoglas auf dem linken Auge stehen - what else? Zahllose Augenpaare starren von der Fassade der Montessori-Schule geheimnisvoll in den Abend, wie von Geisterhand sich öffnende Schranken und eilfertig auf grün springende Ampeln bescheren dem Bus zügiges Vorankommen. Manchmal steigen Schüler der Lebenshilfe zu; ihr ungebremstes Sein wider alle Benimmkonventionen im beengten öffentlichen Raum lässt eben jene so stumpf erscheinen. Wir bewegen uns entlang einer Peripherie, die mitten drin und nicht am Rande liegt, ein Saumpfad des ständigen Dazwischen, einzelne Bauerngehöfte im Schatten von Wohnsiedlungen trotzen beharrlich dem Städtischen. Irgendwo da muss auch Stalingrad* liegen, eine dem Abriss geweihte Siedlung mit billigen Wohnungen, deren Substandardqualität nicht mehr sein darf. Ein einziger Block hat Denkmalamtswürde erreicht und bleibt bestehen. 120 € Miete für eine Wohnung und 19 € für einen Schrebergarten zwischen den Blöcken - da wohnen noch viele, die sich nicht mehr leisten können. Und ein eigener Stolz schützt die alteingesessenen "Stalingradler" vor den Diffamierungen rundum. Die Glitzerneonkonsumwelt des nahen Einkaufszentrums aber ist in weiter Ferne.
* nach dem Nachkriegslazarett benannt, in dem Russen lagen.
* nach dem Nachkriegslazarett benannt, in dem Russen lagen.
ConAlma - 2009-03-11 19:38