Klangspuren: Wisser & Schostakowitsch
Es war ein langer Abend gestern in den Kristallwelten, viereinhalb Stunden kontrastvolles Programm. Im Zentrum des ersten Teiles stand Haimo Wisser, ein Wiener, der in Tirol seine Schaffensheimat gefunden hat, der sich nicht zuordnen lässt in der Musiker oder der Poet. Ein der Idee des Autodidaktischen verhafteter, der sich nicht institutionalisieren ließ. Ich erschrak: hatte ich ihn nicht unlängst erst selbst noch gehört, gesehen? Dieses unlängst aber muss irgendwann vor 1998 gewesen sein, da nämlich hielt er seinem extremen Anspruch an sich selbst nicht mehr aus, brach daran, entschied sich für den Fortgang aus dem Leben.
Als wohl humorvoller Wanderer auf suchenden Wegen im Unsicheren ("das Professionelle funktioniert eh von selbst") entwickelte er aus Sperrmüllstücken das wunderbare Plattenglockenspiel; sein Schlagwerk bestand ja überhaupt auch aus Blechkanistern und Kochtöpfen.
Um elf dann erst, reichlich spät, die 4.Symphonie von Schostakowitsch. In seiner Bearbeitung für Klavier zu vier Händen. Das schmerzvolle Werk, mit einer leidvollen Schaffensgeschichte, erst acht Jahre nach Stalins Tod war es zur Uraufführung gekommen, ist voll von Zerrissenheit. Diese vierhändige Klavierfassung aber, mit dem vergleichsweise schmeichelnden Klang zweier Steinways, macht zwar die Struktur des Werkes transparent, aber lässt die Kontraste von Stille und Ausbruch, die Kontraste der Klangfarben, die bestimmend sind für die unmittelbare Rezeption, missen. Was sonst splitterhaft wirkt, grell, bizarr, kam so, gestern, als viel zu homogene Studie für vier Hände an.
Vielleicht aber lag es auch an der Interpretation? Dennis Russell Davies, sehr distanziert wirkend, mir gab er den Anschein, als würde er grad schnell an Etüden üben, so wenig strahlte da herunter; und eine zarte Maki Namekawa, rückenfrei gewandet, das ließ das Muskelspiel bis in die Rückenstränge verfolgen, viel unmittelbarer verwoben mit dem Stück scheinend.
Aber ich bin ohnehin keine Freundin von Uminstrumentierungen, vor einer Woche etwa überraschten mich beim Autofahren vertraute Wendungen in seltsam dünnem Gewande: Mahlers Vierte für Kammerorchester, da fehlte mir alles, was mir als Essenz lieb ist, bei aller Transparenz im Gefüge. Aber umgekehrt auch: Schönbergs Verklärte Nacht mag ich in Orchesterfassung wieder nicht hören, weil da gerade der individuelle Ausdruck des Streichsextettes erst den zugrundeliegenden Text hörbar macht, nicht überspült.
Als wohl humorvoller Wanderer auf suchenden Wegen im Unsicheren ("das Professionelle funktioniert eh von selbst") entwickelte er aus Sperrmüllstücken das wunderbare Plattenglockenspiel; sein Schlagwerk bestand ja überhaupt auch aus Blechkanistern und Kochtöpfen.
Um elf dann erst, reichlich spät, die 4.Symphonie von Schostakowitsch. In seiner Bearbeitung für Klavier zu vier Händen. Das schmerzvolle Werk, mit einer leidvollen Schaffensgeschichte, erst acht Jahre nach Stalins Tod war es zur Uraufführung gekommen, ist voll von Zerrissenheit. Diese vierhändige Klavierfassung aber, mit dem vergleichsweise schmeichelnden Klang zweier Steinways, macht zwar die Struktur des Werkes transparent, aber lässt die Kontraste von Stille und Ausbruch, die Kontraste der Klangfarben, die bestimmend sind für die unmittelbare Rezeption, missen. Was sonst splitterhaft wirkt, grell, bizarr, kam so, gestern, als viel zu homogene Studie für vier Hände an.
Vielleicht aber lag es auch an der Interpretation? Dennis Russell Davies, sehr distanziert wirkend, mir gab er den Anschein, als würde er grad schnell an Etüden üben, so wenig strahlte da herunter; und eine zarte Maki Namekawa, rückenfrei gewandet, das ließ das Muskelspiel bis in die Rückenstränge verfolgen, viel unmittelbarer verwoben mit dem Stück scheinend.
Aber ich bin ohnehin keine Freundin von Uminstrumentierungen, vor einer Woche etwa überraschten mich beim Autofahren vertraute Wendungen in seltsam dünnem Gewande: Mahlers Vierte für Kammerorchester, da fehlte mir alles, was mir als Essenz lieb ist, bei aller Transparenz im Gefüge. Aber umgekehrt auch: Schönbergs Verklärte Nacht mag ich in Orchesterfassung wieder nicht hören, weil da gerade der individuelle Ausdruck des Streichsextettes erst den zugrundeliegenden Text hörbar macht, nicht überspült.
ConAlma - 2006-09-21 07:41