Stellt's meine Roß' in Stall ...
sang Friedrich Gulda bei einem seiner letzten Konzerte, ein halbes Jahr etwa vor seinem Tod. Ein Abschiednehmen war das Lied bereits, und ich frage mich, wie er zu diesem Zeitpunkt mit der Knappheit des verbleibenden Lebens umgegangen ist.
Ein Mann wacht auf in Panik, er e r k e n n t plötzlich, dass er eine bestimmte Sache, etwas, das ihm über alle Maßen wichtig wäre, was zur Ganzheit seines Lebens beitragen würde, niemals wird tun können. Und so entsteht die Angst vor dem Tod. Aus einem vorweggenommenen Fehlen heraus, wie es im Augenblick des Todes sein müsste.
Ist das, so fragte ich mich, als ich auf diese (noch viel weiter greifenden) Gedanken stieß, nun eine zutiefst männliche Haltung? Oder werden Frauen auch von ähnlicher Angst bewegt? Etwas nicht mehr erfüllen zu können?
Das einzige, was mir hierzu einfiele, ist der Umstand, keine Kinder je geboren zu haben, und dies dann irgendwann nicht mehr machbar ist. Dass also etwas offen bleibt, der Ganzheit eines (Frauen)Lebens fehlt. Aber deshalb die Angst vor dem Tod?
Im Durchdenken dessen, was es bedeutet, etwas n i e tun zu können, nie erreichen zu können, stößt man auf den Umstand, dass solchem Denken ein bestimmtes Bild zugrundeliegen muss vom eigenen Leben: und also die Angt, nicht der werden zu können, auf den hin man sich angelegt hat.
[vlg. Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon, S. 238 ff]
Ein Mann wacht auf in Panik, er e r k e n n t plötzlich, dass er eine bestimmte Sache, etwas, das ihm über alle Maßen wichtig wäre, was zur Ganzheit seines Lebens beitragen würde, niemals wird tun können. Und so entsteht die Angst vor dem Tod. Aus einem vorweggenommenen Fehlen heraus, wie es im Augenblick des Todes sein müsste.
Ist das, so fragte ich mich, als ich auf diese (noch viel weiter greifenden) Gedanken stieß, nun eine zutiefst männliche Haltung? Oder werden Frauen auch von ähnlicher Angst bewegt? Etwas nicht mehr erfüllen zu können?
Das einzige, was mir hierzu einfiele, ist der Umstand, keine Kinder je geboren zu haben, und dies dann irgendwann nicht mehr machbar ist. Dass also etwas offen bleibt, der Ganzheit eines (Frauen)Lebens fehlt. Aber deshalb die Angst vor dem Tod?
Im Durchdenken dessen, was es bedeutet, etwas n i e tun zu können, nie erreichen zu können, stößt man auf den Umstand, dass solchem Denken ein bestimmtes Bild zugrundeliegen muss vom eigenen Leben: und also die Angt, nicht der werden zu können, auf den hin man sich angelegt hat.
[vlg. Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon, S. 238 ff]
ConAlma - 2006-11-28 13:34
Aber meine Vermutung ist ja: dass es eine solche Angst bei Frauen nicht gibt.
Gäbe es diese Angst bei Frauen nicht.
Und das hat alles nichts damit zu tun, worüber ein Mann oder eine Frau sich definiert. Sondern es hat mit dem Dasein zu tun. Wie: zu atmen oder nicht zu atmen.
Es müsste aber schon eine w e s e n t l i c h e Idee von sich selbst und eine zutiefst verankerte sein, deren fehlende Verwirklichung am Ende diese Angst schon zuvor auszulösen vermag - denn sonst könnte man ja sein Leben beizeiten umgewichten.
Ich weiß monentan, ConAlma, nicht.
Auch ich meine jetzt nur wesentliche Ideen von sich selbst, alles andere ist reiner Kokolores und läßt sich deshalb immer auch jederzeit regeln. Aber wesentliche Ideen hat man, glaube ich, f r ü h - und also Z e i t, sie zu realisieren. Es sei denn, ein Krieg war dazwischen oder eine schwere Krankheit. Meine eigene Erfahrung ist, und ich erzähle das scheinbar Banale bewußt mit: Als ich mit 15 wußte, daß ich nicht mehr Astronaut werden konnte (damals mußte man völlig gesunde Zähne haben, nicht eine Plombe war erlaubt; also fiel dieser Herzenswunsch aus), und da mir bereits ein Jahr früher bewußt geworden war, daß ich nicht mehr Musiker werden konnte, weil man verabsäumt hatte, mich als Kind musikalisch auszubilden... da wählte ich die andere Idee von mir selbst: den Schriftsteller und Dichter. Das war möglich. Und dem ging ich nach, völlig egal, was und wer dazwischenkam. Und mit fünfzig i s t 's man dann und hat, von Kleinigkeiten wie weiteren Büchern abgesehen, alles realsiert. Und ist glücklich, V a t e r zu sein, weil sich dieser 'Auftrag' n i e beendet. Deshalb kann ich >>>> d a heute so antworten, w i e ich gleich antworten w e r d e.
da es sehr viele menschen gibt,
auch kreatives schaffen ist ein naturakt, und keinesfalls einer, der weniger kraft hat - wenn ANH seine bücher "dagegen als unfug bezeichnet", dann hält das nur für ihn selbst: hier endet die objektivität seiner eigenen kunst gegenüber, und das spricht für ihn als menschen, der ja natürlich auch der künstler ist...
das verwobensein der kunst mit dem leben macht hier eine eingehende trennung ohnehin obsolet: bücher, bilder, gedichte, kinder, gärten, weblogs, depression, euphorie, extase, städte, tanz, musik, sterben, lieben... alles dinge die in der symphonie einer existenz zusammenspielen. welche bedeutung wir einzelnen dieser glanzpunkte geben liegt nur an uns selbst. essentiell sollte alles davon sein, nicht nur das eine, nicht lediglich das andere... es liegt daran, wie wir es machen: ganz, teilweise... oder gar nicht.
im ende bleibt nur die illusion, etwas versäumt zu haben. und das ist wiederum sehr essentiell: das zu erkennen; aber auch, dass es täuschung ist.
auch der auftrag, künstler zu sein - den wir uns ebenso selbst erteilen wie jeden anderen - beendet sich nie.
my perspektive :-)
nachsatz:
im übrigen sind die gene ohnehin unsterblich und gehen ihren weg weiter: auch in der erde, in die wir am ende versinken leben die gene weiter. die evolution kennt kein ende; es gibt nur zäsuren für einzelne egoistische lebensformen: das große bild wird davon kaumest tangiert; ganz im gegenteil: belebt.