Heiraten Sie keine Jungfrau.
Der Mann bei der Gratisverkostung sah auf den ersten Blick nach einem gewohnheitsmäßigen Schnorrer aus. Das Personal aber schien ihn zu dulden, nur wenn er einer anderen Kundschaft nahzukommen drohte, wurde er mit vorsichtigen Worten wegkomplimentiert. Als ich vom Barbereich wieder zur Shopabteilung herüber kam, erwischte er mich zwischendrin. Sie haben eine Doppelgängerin, sagte er, vorhin war eine Dame an der Kassa, die sah genauso aus wie Sie, aber Sie hatte schon ein Sackerl und bezahlt. Das war ich, sagte ich, ich habe schon bezahlt, ich warte nur auf die gekühlte Flasche. Ach so, strahlte er, ich hatte mich schon über die große Ähnlichkeit gewundert.
Der Mann war schmächtig, kleiner als ich, mit einem wilden grauen Bart, etwas bescheiden, aber nicht wirklich schlampig gekleidet. Das Gesicht schien alt und war es doch nicht. Ich war 10 Jahre in der Wehrmacht, sagte er. Er muss beträchtlich älter als der Hirsch sein, überschlug ich rasch, und schon schoss er heraus na wie alt schätzen Sie mich? Ich griff geringfügig daneben, Im Neunzigsten, strahlte er, im Herbst würde im Literaturhaus sein Neunziger gewürdigt, Dichter sei er und Maler, doch bevor er eine lange Ballade zur Lobau zitierte, fragte er Welches Sternzeichen sind Sie? Krebs, sagte ich, und Ihr Partner? Jungfrau ... Jungfrauen sind nicht zum Heiraten, triumphierte er, das sind Menschen, die hohe Ansprüche an das Leben stellen, und noch höhere an sich selbst, das macht sie so schwierig! Ich weiß, wovon Sie sprechen, sagte ich.
Und dann begann er mit Zitaten aus seinen Gedichten, rückte mit jedem Satz näher, er roch erstaunlich gut, nach Pfefferminz, es war nichts wirklich Unangenehmes an diesem Menschen, er wollte nur einfach nicht aufhören zu reden ...
In Erl sind nun die Festspiele eröffnet. Die Gewitter sind am ersten Abend ausgeblieben. Ich werde nur wenig von dem hören können, was ich mir vorgenommen hätte. Es hat mich jedoch gefreut, bei der Eröffnung jemanden zu treffen, der ohne die gewesene Verbindung zu mir wohl niemals hierher gefunden hätte.
Der Mann war schmächtig, kleiner als ich, mit einem wilden grauen Bart, etwas bescheiden, aber nicht wirklich schlampig gekleidet. Das Gesicht schien alt und war es doch nicht. Ich war 10 Jahre in der Wehrmacht, sagte er. Er muss beträchtlich älter als der Hirsch sein, überschlug ich rasch, und schon schoss er heraus na wie alt schätzen Sie mich? Ich griff geringfügig daneben, Im Neunzigsten, strahlte er, im Herbst würde im Literaturhaus sein Neunziger gewürdigt, Dichter sei er und Maler, doch bevor er eine lange Ballade zur Lobau zitierte, fragte er Welches Sternzeichen sind Sie? Krebs, sagte ich, und Ihr Partner? Jungfrau ... Jungfrauen sind nicht zum Heiraten, triumphierte er, das sind Menschen, die hohe Ansprüche an das Leben stellen, und noch höhere an sich selbst, das macht sie so schwierig! Ich weiß, wovon Sie sprechen, sagte ich.
Und dann begann er mit Zitaten aus seinen Gedichten, rückte mit jedem Satz näher, er roch erstaunlich gut, nach Pfefferminz, es war nichts wirklich Unangenehmes an diesem Menschen, er wollte nur einfach nicht aufhören zu reden ...
In Erl sind nun die Festspiele eröffnet. Die Gewitter sind am ersten Abend ausgeblieben. Ich werde nur wenig von dem hören können, was ich mir vorgenommen hätte. Es hat mich jedoch gefreut, bei der Eröffnung jemanden zu treffen, der ohne die gewesene Verbindung zu mir wohl niemals hierher gefunden hätte.
ConAlma - 2009-07-03 14:00
:-)