zum tage
Nein, nicht Lissabon. Langenlebarn. Das klingt exotischer als es ist.
Im Bahnhofscafé am Umsteigebahnhof hängt ein überdimensionierter Kristalluster viel zu tief in den saalartigen Raum. Der Stutzflügel dienst als Zeitungsablage. Zigaretten und mehr als ein großes Bier scheinen zum Standardfrühstück der Gäste hier zu gehören. Radio Wien schallt unbekümmert in die Morgentraurigkeit.
Edit: Auf dem Klavier lagen aber doch auch Noten. Nec aspera terrent - 'Nichts schreckt uns' war dieser Marsch eines Herrn Blankenburg übersetzt: nicht unpassend, und fügte man noch das 'Herbe' ein, war die Morgenstimmung an diesem Ort noch besser eingefangen!
ConAlma - 2006-12-29 07:10
Feiertagswanderung zum Vertreiben böser Geister. Reif im Tal
[Blick übers Inntal hinweg zu den Zillertaler Alpen; geradeaus unten liegt Erl]
und Sonne droben
[Blick hinaus nach Bayern]
ConAlma - 2006-12-26 12:36
... ist immerhin eine Tiroler Tanne vom Angerberg, hat furchtbar armselig ausgesehen, fast nix gekostet und ist einigermaßen sicher vor den Katzen aufgestellt.
Keine pathetischen Worte zum Tag.
Hab grad die spanische Knoblauchmayonnaise fürs Beiried gerührt.
Zum Kaninchen auf Norcia-Linsen werden wir Redoma branco von Dirk Niepoort trinken. Die Crema Catalan kühlt auf der Terrasse, der Mandarinenröster ist auch fertig.
Gestern gab's Kaviar, löffelweise, geradewegs aus Russland. Ein bissl banal, ich weiß, aber nicht so ganz, wenn man weiß, dass die Augen dabei verbunden waren. Eine Gourmetkritikerin wird gefüttert. Buon Natale.
ConAlma - 2006-12-24 16:30
Seit zwei Wochen drückt
jener Traum, der wenige Tage danach eine schreckliche Erklärung erfahren sollte. Und es ist nicht die nunmehr vorliegende Klarheit, dass ein Leben, wie es zuletzt gelebt worden war, so nicht mehr zu leben ist (Gewissheit aber, wie es - anders - werden wird, was überhaupt noch werden kann, gibt es auch nicht). Es ist vielmehr die Tatsache des Traumes, dieses S e h e n zu einem Zeitpunkt, da nichts sichtbar war, das sich mir als ungekannte Last auf die Seele legte.
ConAlma - 2006-12-20 09:54
Die Zimtsterne sind aus der Fassung geraten
Zuckerguß fließt zwischen ihre Zacken,
die verloren in alle Richtungen ragen
Im Herzen aber sind sie weich
und duften nach Mandeln und Nüssen.
Angesichts von Teigmassen verliere ich offenbar die Fassung und muss eingestehen, dass ich fürs Keksebacken nicht tauge
ConAlma - 2006-12-10 12:01
Der Föhn treibt es heute wieder bunt und hart,
die Sonne spielt grausam mit.
Zehn tote Fliegen und eine Wespe liegen unterm Küchenfenster,
das harte Licht zeigt die Versäumnisse dieser Tage.
Wo ist die Schneestille?
Edit: Hier werden vorübergehend ein paar Tage der Stille einkehren.
ConAlma - 2006-12-07 13:15
Ei welch hübschen Traum hat mir doch die Nacht gebracht: dass eine Tasche eingewachsen wär am Rücken, kuvertgleich, und alle Gedanken, die herumschwirrten den langen Tag über, schlüpften geradewegs in sie hinein. Dann müssten keine Verrenkungen mehr gemacht werden, um zur
Inspiration zu kommen, ein wenig Kramen in diesem Gedankenschatz brächte immer das Rechte hervor!
ConAlma - 2006-11-26 08:52
Wenn Sie diesen Beitrag lesen, werde ich entführt sein.
Während ich diesen Beitrag verfasse, weiss ich nicht, wo ich sein werde, wenn sie ihn lesen.
Während Sie ihn lesen, werde ich aber wissen, wo ich bin. Doch möglicherweise noch immer nicht genau, warum.
Eine Entführung mit Einwilligung. Ich fühle mich, als wären mir die Augen verbunden worden.
ConAlma - 2006-11-18 12:00
Heute Nacht war der Sternenhimmel näher als sonst und von einem ungewohnten Leuchten, kam herunter, als wär er irgendwann zu fassen. Als ich um fünf Uhr vor die Tür trat, stand Orion geradewegs vor mir, rechts oben über dem Berg hing Ursa Minor. Mir war, als sprächen sie mit mir. Und hätte der Südwind nicht so durch mein dünnes Hemd geblasen, ich wär noch länger in Betrachtung versunken geblieben.
So aber sprang ich wieder ins warme Bett und ließ mich mit einem Lächeln in weitere Träume fallen.
ConAlma - 2006-11-16 07:30
Keine Alliteration, kein Spiel mit den Buchstaben - aber diesen Eintrag
s c h u l d e ich jetzt geradezu, in Kenntnis eines unterlassenen Kommentars.
Aus dem Klavier spricht die Persönlichkeit des jeweils Spielenden. Mein Sohn hat sonst offenbar verborgene melancholische Tiefen, die in seinem Spiel hörbar werden. Mir gerät alles ziemlich schlampig (allerdings ü b e ich ja nicht, sondern s p i e l e nur), fühle mich bei Haydn unbehaglich, bei Chopin wohl. Bach ist klar und zeigt mir sofort Grenzen.
Bach. Damit habe ich einem, der mich mit seinem Klavierspiel schon beim ersten Treffen am liebsten überschüttet hätte, wehgetan. Ich sagte, dass er Bach nicht spielen könne - zumindest seinem Zitat nach.
G e m e i n t hatte ich, dass Bach aus seinen Händen nicht so klänge, wie ich Bach hören mag. Sein Chopin hingegen: Schwelgen. Beethoven: Grenzenlos. Bei Schubert war ich zwiegespalten: Im Solo sehnsuchtsweckend, im Trio für mich zu wenig eingewebt ins Dreisein. Und immer: die für mich in allen Zusammenhängen herauszuhörende pathetische Figur. Das pathetische Klavier.
ConAlma - 2006-10-21 17:48