Montag, 18. Mai 2009

Zwerithaler

Ein alter Weingarten. Abbröckelnde Mauern, geduckte Weinstöcke, die dort versammelten Rebsorten sind nur zum Teil identifizierbar. Im Vergleich zur sonstigen Ordnung rundum, vor allem zu Füßen des Hanges, ist dies hier geradezu Wildwuchs. Der Wein daraus jedoch ist das vielversprechende Lagenprojekt eines weitsichtigen jungen Winzers.

Nichts als die Lagenbezeichnung ist auf dem Etikett, keine Rebsorte, das sind die Leute nicht gewohnt, schon gar nicht in der Wachau. Dabei ist es nicht irgendein Weingut, sonderns eins mit Tradition, folgerichtig unter den Traditionsweingütern zu finden.
Aus meiner kurzen Verkostungsnotiz zum Wein: Unfiltriert, Würze, saftig, Tiefe, rauchig, reiches Spektrum an Strukturen, lebendig, knackig, Mineralik. Ich hatte zunächst den Wein (als Fassprobe) verkostet, dann erst bin ich hinaufgefahren, von oben wieder hinunter geklettert in die Steillage. Ganz ruhig ist es dort, wie verwunschen.

treppe

Das saftige Grün, das mich umgab, wird im direkten Kontrast zu den Lagen in der Ebene, wo es unter den meisten Rebzeilen ungesund gelbbraun heraufleuchtet vor lauter Pestizideinsatz, gleich noch einmal so lebendig. Garten und Boden sind wie ein Museum, überall wächst die Hauswurz. Der erste Jahrgang dieses Weines ist gerade erst gefüllt, und doch freu ich mich schon auf den nächsten. Der noch ausgeprägter sein muss. Doch keiner der Weine ist für den schnellen Genuss gedacht. Sie müssen ihre Zeit haben - wie ja auch der Weingarten sie hatte.

Sonntag, 17. Mai 2009

Familienfest

Der Vater entschuldigt sich dafür, die Frau mit fünf Kindern allein gelassen zu haben. Die Mutter bedankt sich, dass er ihr zumindest finanzielle Sorgen erspart habe. Die eine Tochter bedankt sich, dass die Mutter die Idee zu diesem Familientreffen gehabt habe. Die andere Tochter klagt, mit einem kurzen Blick auf die unreflektierte Selbstverständlichkeit des Mutterseins, die stattgefundene Benützung der Mutter an und entschuldigt sich im Namen der Geschwister für die gefehlt habende Wertschätzung ihres Tuns unter Verzicht auf (oder Unmöglichkeit von) Eigenleben; nicht jeder hat das Glück wie ich, eine Tochter zu haben, die zumindest einmal in der Woche ein "ich hab dich lieb, Mama" bekundet.

24 Stunden Familienfest, anlässlich des 80. Geburtstages der Mutter trafen aus West, Ost und Süd Mitglieder einer Familie in einem Dorf mitten im Wienerwald zusammen, die einander teilweise seit langen Jahren nicht gesehen hatten - oder noch gar nie, wie die Enkelkinder die Kinder der Großtante. Die sind anders, sagt die eine Enkeltochter, das dachte sich die Familie meiner Tante vielleicht auch von uns.

Doch sonst das gewohnte lebendige Durcheinander, immer ein wenig zu laut, in Teilen ausufernd, die Eltern nebeneinander, in nicht mehr von der Vergangenheit belastetem Gespräch, die fünf Geschwister quer über die Tafel hin und her rufend, deren Kinder, ob noch Kind oder schon erwachsen, in fröhlichem Kartenspiel vereint. Das Familientrauma scheint endgültig ein Gewesenes, nur in Nebensätzen der Schwester erahnt man deren zutiefst erlebte Verletzung noch da und dort flammend. Ihr Ehemann, Tiefbauingenieur, geht wohl mit ihren Tiefen sorgsam um.

In den Dank des Vaters eingeschlossen: das trotz seiner Abwesenheit "großartige" Werden nicht nur der eigenen Kinder, sondern auch der Kindeskinder.

the-kids-are-alright

the kids are alright

Samstag, 16. Mai 2009

rea (l) (good) food

Als ich sie das erste Mal sah, bestand sie aus großen Augen, einem überwältigendem Lachen und einem fast zum Platzen gespannten Bauch, stolz nach vorne getragen.

Der Bub läuft inzwischen auf eigenen Beinen fröhlich durch sein noch anfängliches Leben, und sie hat weder das Lachen noch ihr Eigenleben verloren. Die ihr zu eigenen Feinfühligkeit, ihr Spürsinn, ihre Suche nach Harmonie, ihre Neugierde formen sich in ihren Händen zu wundersamen Gebilden, die als fingerfood, Catering kalt und warm oder auch außergewöhnliche Tramezzini-Füllungen nur unzureichend beschrieben sind - es ist einfach rea food!

So zart und manchmal durchscheinend sie auch wirken mag - vor Abenteuern ist sie nie zurückgeschreckt, und so muss es auch nicht verwundern, dass ein indisches Angebot als bedenkenswürdig erachtet wird. Noch aber dürfen ihr Künste hierzulande in Anspruch genommen werden!

Freitag, 15. Mai 2009

Der Duft der Stadt

Duft-der-Stadt


Akazienblüten, honigsüß
Am Mirabellgarten wie am Sillpark

Dienstag, 12. Mai 2009

wahlbereit

Der Sohn, unlängst 16 geworden, zeigt sich wahlbereit. Auch EU-mäßig. in seiner steirischen Schulheimat sind die Kollegen fast alle im orangen oder blauen Lager angesiedelt. Er selbst fragt nach, ob es auch eine KP-Kandidatur im Europaparlament gibt.
Die Tochter wählte schon letztes Jahr grün.


Paassd, sag ich.

Samstag, 9. Mai 2009

oh mother!

Margit Schreiners Geschichte im heutigen Standard hat mich an längst vergessene Peinlichkeiten erinnert: den Topf mit mickrigen, bald verfallenden Vergissmeinnicht um fünf Schilling (woher hatte ich nicht mal 12jährige damals das Geld? Taschengeld gab's vor über 40 Jahren nicht) - irgendwie hatten die Blümlein ein dezenter Hinweis an meine Mutter sein sollen. Oder an das rosafärbige Tablett mit geflochtener Peddingrohrumrahmung, die bemalten Blumentöpfe ....

Vor zwei Tagen hatte ich mich in einen Disput mit einem mir im Grunde lieben Koch verstrickt, der als Muttertagsmenü Rindsfilet mit Spargel und Gratin (ok es heißt "vom heimischen Ochsen" und Heiße Liebe anbietet, dabei hat er normalerweise wesentlich Kreativeres in petto. Und ok ok ich weiß, an dem Tag kommen Familien, die sonst nie den Fuß über die Schwelle setzen, und für die Muttis und Omis soll keine Verwirrung geschaffen werden, ein Tag auch, um ein bissl Geld zu machen - aber dennoch, bei aller feinen Kocherei auch mit schlichteren Rezepten, muss das so sein? Und wozu überhaupt: Muttertagsmenü? Ist wie Kinderkarte, Ghetto für Unverständige, das hat mich glaub ich echauffiert. Überhaupt irgendwie ein Mutterghettotag, das.

Immerhin lieb vom Standard, auch an mothers little helpers zu denken, aber mir ist jetzt mehr nach den erfinderischen Müttern zumute. Und Frühstück zur Unzeit bleibt mir erspart, die Kinder schlafen aus.

Slow.Food.Tirol!

Irgendwie doch geschafft, Treffen, Termine, und nun auch online. Jetzt sind nur noch willige Mitglieder vonnöten, solche mit Ideen und Bezug vor allem.

Und ich hab mir noch ein Schäuferl Luxusarbeit* draufgelegt.





*Unentgeltlich, zeitraubend, aber .... irgendwie scheeen.

Freitag, 8. Mai 2009

Abendblick 8

Juliette



en tv. Eben sang sie "Ne me quitte pas" - überwältigend.

Die Freundin wird auf der After-Show-Party sein, ich bin grad erst von der Hackn heimgekommen. Hab nur den Blick aus der Ferne.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Abendblick 7

Stubai-abends






Heute wortlos.

Sex, alterlos.

Wie schön: Oswalt Kolle ist höchst lebendig. Und offenbar tut auch bei Sex in reiferen Jahren immer noch Aufklärung not. In diesem Interview stehen ein paar nette Sätze wie Wer früher anfängt, hört später auf - wobei das "früher" schon diskussionswürdig ist, weil das früh ebenso relativ ist. Oder Ich war schon mal 36, aber Sie noch nicht 80 - das könnte auch der Geliebte gesagt haben. Jedenfalls könnte ich zum spät aus eigener Erfahrung beitragen - wie sich achtzig durchaus wie siebzehn anfühlen.


Hinweis: Heute ist Herr Kolle in Wien zu hören, bei der Ausstellung The Porn Identity.

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ulovesexdoll - 2018-12-13 06:51
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uferlos - 2011-10-08 00:28
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ConAlma - 2011-10-07 11:40
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rinpotsche - 2011-10-07 00:37
!
!
books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
sang und klanglos :-(
profiler1 - 2011-10-06 21:55
Erwischt... und Sie fehlen...
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