Montag, 1. Juni 2009

Nest

Neben mir als Mutter, so dacht ich zuvor, haben's die Kinder nicht leicht (gehabt), eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Die Große hatte sich früh zurückgezogen, jetzt, aus der räumlichen Entfernung, kann sie mir natürlich (und nicht aggressiv) selbstbewusst gegenübertreten. Die Mittlere hat einfach gleich behauptet I bi ondas ois du, zelebrierte die "anderen" Vorlieben und Fähigkeiten und wuchs mir so sehr nahe.

Der Bub machte nie viel Aufhebens um sich, suchte aber immer in einer leicht provokativen Art den intellektuellen Gleichstand mit mir: gleiche Filmvorlieben, diffizilerer Musikgeschmack (kennst des übahaupt?), und wie heute wos isn jetz midn internet?, weil ich ihn auf den ZEIT-Artikel hingewiesen hatte, den er sich dann auch zum Frühstückserdnussbutterbrot zu Mittag auf dem Balkon genehmigte.

Die Katze kam vorhin stolz mit einem leeren Vogelnest herein.

vogelnest

Bald kann ich die Rubrik von "Müttersorgen" auf "Nachrichten aus dem leeren Nest" umbenennen.

Abendblick 9

Karwendelstrand. Gemessene 15, gefühlte 10°.

karwendelstrand


Wilder Wind da oben.

Sonntag, 31. Mai 2009

Wild Wild Web

Die Nutzer des Netzes reagieren empfindlich auf jede Einmischung in ihren Lebensraum ist in der Titelgeschichte der ZEIT zu lesen - manche auch auf Nichteinmischung, aber der Satz ist ja anders gemeint, Einmischung von außen, und außerdem ist es nicht an mir, BB zu betreiben :)

Nachmittagskaffe auf dem sonnigen Balkon, reichlich Lektüre, die Arbeit wieder mal ins Morgen verschoben, dafür noch Laufprogramm anvisiert und einen abendlichen Seeausflug zur Nahrungsaufnahme. Sonntag eben.

***

Titeländerung nach der ersten gelesenen Seite.
"... Weil jeder Kontrolle, Jedem Eingriff, jedem Regulierungsversuch ein mächtiger Gegner gegenüberstand. Eine große, unwiderstehliche, überwältigende Erzählung. Ein Heilsversprechen. Eine Ideologie: die Ideologie vom wilden, freien, unabhängigen Internet, in dem keine Regeln gelten. Und keine Regeln gelten sollen."
Freiheit vor Recht. Der Mensch aber ist der Freiehit nicht gewachsen. Oder, in Abwandlung: die Freiheit ist dem Menschen nicht zumutbar.

Turn to Grey

Der Pfingstsonntag ist ein guter Tag für fällige Arbeiten - zb die Unterlagen für die Steuererklärung zu ordnen und zu komplettieren. Als musikalische Unterstützung: Artemis-Quartett mit Richard Strauss, Sextett aus Capriccio; Alban Berg, Klaviersonate in b-moll; Arnold Schönberg, Verklärte Nacht. Mich hat die Wehmut der Marschallin gestern angesteckt.

Die letzten fremdfarbenen Spitzen sind abgeschnitten, über dem Kurzhaar liegt nun ausschließlich silbergrauer Schimmer.



anyway, skies are blue

Samstag, 30. Mai 2009

Morgenblick 6

Rofan, 7° im Tal

Rofan

Schafskälte. Einer unserer Komponisten wanderte im Rofan, Cerha? Ich hab eine Radiosendung dazu nur mehr ganz verschwommen im Gedächtnis... Doch, er muss es gewesen sein, er war als junger Mann gleich nach dem Krieg schon in den Bergen in Tirol gewesen, als Bergführer, Hüttenwirt gar. Und 2004 schrieb er dann sein Violinkonzert, das ist als in Zusammenhang mit einem späten Tiroler Aufenthalt stehend gespeichert.


Jetzt hör ich mir den Rosenkavalier auf 3sat an.



Edit 1: Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding.
Den Monolog der Marschallin im ersten Akt mag ich sehr.


Edit 2: Renée Fleming x 2
Profane Unterbrechung. Sohn & Freunde wollen zum Pfingstfest nach Thiersee. Dort scheint die Welt noch in Ordnung - Die Erwachsenen an den Biertischen, die Kinder ums Zelt spielend, und die Jugendlichen? Das eigene Bier mit, weils billiger ist. Als Entschädigung fürs Kutschieren durch die kalte Nacht wieder Renée Fleming, im Radio, als Violetta.

Freitag, 29. Mai 2009

Herztieflage

Herz in der Fut.
Schmerz, und die Wut?
Merz, was nicht gut,
aus!

Mittwoch, 27. Mai 2009

Herzplatz

femme



Wem schrieben Sie ein solches Bild zu?





être femme c'est fatal

Montag, 25. Mai 2009

Körperleben

Es ist unermesslich, was ich bei der Berührung deines Körpers empfinde, sagt der Hirsch und lächelt in seinem hoffenden Glück, vielleicht auch zufrieden, so be s t e h e n zu können. Ich aber werde traurig, be-stehe nicht, finde meinen Körper nicht, ver-stehe ihn nicht. mehr. Postmenopause, sagte die Ärztin, da kann manches geschehen. Doch nicht das, dieses Abgetrenntsein von mir, von einem wesentlichen Teil meiner selbst, meines Selbst. Der Fluss unterbrochen, die Quelle versiegt. Nicht einmal ein Fingerlein mag s i e da unten zu mehr erdulden, geschweige denn Fleischiges, Hartes, sie spricht nur noch mit trockenem Schmerz.
Freilich könnt ich mich an ihm reiben, den Leib in Schwingungen versetzen, die dringen auch ins Innere, die Wellen kommen, ich spür’s im Kopf. Aber unten bleibt’s Wüste. Ja, fürs Gleiten gäb’s Hilfe, das ist auch nicht das Problem. Es ist im Kopf. Dass etwas nicht mehr von selbst will. Mich ausschließt. Sich ausschließt. Dass die spontane Selbstverständlichkeit des Ineinander versagt scheint, dieses schwebende Versunkensein mit Auflösung, das unser Miteinander so grundlegend ausmacht, das macht mich still. Und streng. Ich bin doch in Relation zum Hirschen noch ein junges Ding!

Der Traum vom Norden

Über Intervention der Cellistengattin, die aus unserer Kleinstadt stammt, wurden uns 2 Karten für die gestrige Matinee zuteil, erste Reihe Balkonloge, da seht ihr unseren Stardirigenten besonders gut, den ungepflegten den ..., der Rest verschwand in Gemurmel.

Erste Symphonie Sibelius, für den Geliebten eine so wichtige Musik, in der er seinen Traum vom Norden verbildlicht sieht; seine Ergriffenheit war in seinem festen Griff um mich spürbar. Ich mochte mich nicht über die Brüstung beugen, um von Valery Gergiev mehr zu sehen als seine beginnende Glatze; mit geschlossenen Augen konnte ich besser hören. Und auch wenn der Klang des Goldenen Saales oben ein anderer ist, die Bläser viel prägnanter, überhaupt die einzelnen Gruppen im Orchester viel deutlicher als solche wahrnehmbar - aber doch auch mir inzwischen wichtig und angesichts des riesigen Saales der Münchner Philharmonie am Mittwoch wieder so spürbar geworden: die Intimität dieses Raumes in Wien, die a u c h zum Hörerlebnis beiträgt, gerade das enge Sitzen, merkwürdig, bei aller Akustikperfektion zum Beispiel auch in Luzern, aber das Erleben in diesem Saal geht über das Hören weit hinaus - ich erlebte also eine intensive, aber nicht breitgetretene, vielmehr eine ungemein lebendige Interpretation der Symphonie. Dem Feuervogel nach der Pause indes fehlten die getanzten Bilder. Oder aber der schlemmerische Vorabend auf der Terrasse des Grandhotels zeigte seine Wirkung.

Welche Sendung war das nochmal, die sich eine Passage aus dem Feuervogel für die Signation geliehen hatte?

Donnerstag, 21. Mai 2009

Brillenschlangen in Akazienträumen

...Das...Konzert...aber mögen die Konzertgeber sich und dem Publikum künftighin schenken. Dieses musikalische Geräusch mag vielleicht gut genug sein, Brillenschlangen in Träume zu lullen oder rhythmische Gefühle in abgerichteten Bären zu erwecken - in den Konzertsaal taugt es nicht.

Wer dies schrieb, war ein noch junger Hugo Wolf, worüber er schrieb, war das a-moll-Klavierkonzert von Edvard Grieg. Nun, ich nenne den Geliebten Hirsch und nicht Bär, er liebt jedenfalls dieses Konzert, deshalb fuhren wir ins Bayrische, um Buchbinder spielen zu hören und Thielemann, diesen zu groß gewachsenen Buben mit der schlechten Frisur und den guten Manieren - erst das Orchester und dann er, beim Schlussapplaus - dirigieren zu sehen. Nun, Grieg ist schon etwas mehr als Geräusch, ein überarbeiteter Zustand aber nicht der rechte Modus für Konzertgenuss.

Akazien aber auch in München:

muenchner-akazien

die opulente Süße ihrer letzten Blütentage drang mehr zu mir durch als die Musik. Der Hirsch, stellte ich fast mit Entsetzen fest, kannte diese Bäume nicht, sie waren offenbar noch nie an seinen Wegen gewachsen.



Daheim dann ein verwundertes Auflachen: Was tun vier halbwüchsige Burschen an einem lauen Maifeiertagsabend? Sie sitzen vorm Fernseher beim Finale des Next Top Models ....

Arbeitsblick

Ich hab das Büro des Geliebten vom Notschlafplatz nun auch zum Ausweicharbeitsplatz umgemodelt. Wenn der Sohn länger als ein Wochenende daheim ist, wird's ja in unserer Miniwohnung an allen Ecken und Enden zu eng.

Geh ich schlafen, blicke ich von der Terasse im zweiten Stock so wunderbar frei auf den Sternenhimmel. Sitz ich an meinen Zweitgeräten (ein bissl kompliziert wegen des fehlenden Internetanschlusses), erahne ich bei geöffnetem Fenster den Einschnitt des Kaisertales neben dem Stadtberg. Virtuelles Wandern.

buero

Mittwoch, 20. Mai 2009

Verklärte Nacht

Eröffnungskonzert der Musik im Riesen. Nach einem filigran, mit viel Witz musizierten Haydn dann eines meiner Lieblingswerke, "nur" in der Orchesterfassung - ich hatte irgendwo schon einmal angemerkt, dass mir die schlankere Sextett-Version ungleich lieber ist. (Der engliche Titel transfigured night scheint mir fast noch stimmiger als das deutsche verklärte) Doch gestern, mit Heinrich Schiff als Dirigent, mochte ich auch diese Fassung gelten lassen, so klar und trocken, kein Gramm Schmelz zuviel, fast skelettiert; dem kam auch die gnadenlose Akustik der Swarovski-Werkshalle entgegen. Die Intensität, mit der der Dirigent ans Werk ging, war deutlich zu hören, ich verstand seinen Atem nur zu gut. In der Pause war ich froh, ins Freie treten zu können, die Kraft, die ich beim Zuhören aufgewendet hatte und die noch im Körper festsaß, in die Nachregenluft atmen zu können.

wattens

Mozarts Klarinettenkonzert aber, sonst zum Dahinschmelzen gut (weshalb fällt mir da immer Wallace & Gromit - The Wrong Trousers ein?), konnte ich nur mit geschlossenen Augen hören - die Solistin hatte sich schon so exaltiert in Pose und Show begeben, bevor noch ein Ton von ihr gekommen war, dass ich mir dieses Theater ersparen wollte. Und so fehlte mir im Klarinettenpart die Seele; die heitere, im zweiten Satz gar ironisch-sehnsüchtig anmutende Interpretation durch Kremerata und Schiff, die Tänzelei im dritten und die lose Fröhlichkeit im vierten Satz konnten die Schlangenbeschwörer-Attitüde der Klarinettistin (ich hab geblinzelt) nicht aufheben.

Nacht

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sang und klanglos :-(
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