Körperleben

Es ist unermesslich, was ich bei der Berührung deines Körpers empfinde, sagt der Hirsch und lächelt in seinem hoffenden Glück, vielleicht auch zufrieden, so be s t e h e n zu können. Ich aber werde traurig, be-stehe nicht, finde meinen Körper nicht, ver-stehe ihn nicht. mehr. Postmenopause, sagte die Ärztin, da kann manches geschehen. Doch nicht das, dieses Abgetrenntsein von mir, von einem wesentlichen Teil meiner selbst, meines Selbst. Der Fluss unterbrochen, die Quelle versiegt. Nicht einmal ein Fingerlein mag s i e da unten zu mehr erdulden, geschweige denn Fleischiges, Hartes, sie spricht nur noch mit trockenem Schmerz.
Freilich könnt ich mich an ihm reiben, den Leib in Schwingungen versetzen, die dringen auch ins Innere, die Wellen kommen, ich spür’s im Kopf. Aber unten bleibt’s Wüste. Ja, fürs Gleiten gäb’s Hilfe, das ist auch nicht das Problem. Es ist im Kopf. Dass etwas nicht mehr von selbst will. Mich ausschließt. Sich ausschließt. Dass die spontane Selbstverständlichkeit des Ineinander versagt scheint, dieses schwebende Versunkensein mit Auflösung, das unser Miteinander so grundlegend ausmacht, das macht mich still. Und streng. Ich bin doch in Relation zum Hirschen noch ein junges Ding!
katiza - 2009-05-26 15:23

Ein Mädel, könnte man sagen... durch das Versiegen der Quelle werden Energiereserven frei, steht in "Der Weg der Kaiserin".

ConAlma - 2009-05-26 21:39

Und ob ;-)
rosenherz - 2009-05-27 12:59

Mathias Salem Riek, Buchautor von "Herzenslust", beschreibt die Flucht in sexuelle Unlust als eine Folge der Verletzung unserer Unschuld als sexuelles Wesen.

"Die moderne Sexualforschung propagiert, dass die Frau auf ähnliche Weise stimuliert werden müsste wie der Mann und landet damit in derselben Sackgasse wie der Mann. Mechanisch durch Reibung und Stimualtion erzeugte Lust kann extrem geil sein. Durch gezielte Aktivität erzeugte Lust führt aber nicht zu einem inneren Raum des tiefen Loslassens und der Exstase." - so Riek.

ConAlma - 2009-05-28 11:22

Danke. Ja und der innere Raum, der zuvor da war, vor der Hormonumstellung, ist derzeit verschlossen, alles andere verweigere ich, weil es nicht dasselbe ist.
en-passant - 2009-05-28 16:25

Fluss unterbrochen, Quelle versiegt...

Das ist natürlich vor allem erst einmal traurig. „Mit der Zeit wird alles leiser“ (hörte ich gestern von einer Freundin). Irgendwann wird man Dinge schließlich auch hinnehmen müssen.

Was ich aber kurz monieren will, ist der Geist der anklingenden Resignationen, aber auch die Rezepterei sowohl wie das "Ausschließen". Ich glaube nämlich, dass das Lebendige selber so nicht funktioniert, zu großen Teilen nicht nach unseren Maßgaben funktioniert, aber sicher auch nicht als umfassendes Verweigern (wenn es nicht wirklich endgültig ist). Es geht mal so... und dann so. Und warum auch nicht?

„Tiefes Loslassen“ und „Ekstase“ – ich höre da auch wieder Verhaltensvorschriften, diese ewige Coachingmühlen der Selbstnobilitierung und –optimierung, der Besser-Leberei klappert da, die eine Qualität suggerieren, die es uns allen natürlich wert sein sollte. Manchmal muss es aber auch grob sein. Oder auch schmerzhaft. Oder auch peinlich: „Never to be dull shows a lack of taste“. (Auden) Der Körper hat jedenfalls oft ganz andere Ideen als wir.

Vielleicht klinge ich da als Mann zwangsläufig etwas zu grobianisch (für den Fall bitte ich brav um Verzeihung). Aber ich glaube ja auch an Platonismus, an die Erotik der Distanz oder etwa an Zeiten schlichter Enthaltsamkeit: Alles kann einen weiterführen und neu verführen (wie gesagt: wenn da nichts endgültig ist). Vor allem aber glaube ich nicht an fixe Haltungen und warne vor allem „Ausschließen“. Immer bin ich über Um- und Irrwege anderswohin gekommen, als ich mir vorher auszumalen vermocht hätte. Und manchmal waren da auch Zeiten mit sehr wenig Bewegen. Mit meinen jeweils aktuellen Maximen aber wäre ich oft schön dumm gewesen.

 

ConAlma - 2009-05-28 18:15

Danke für die ausführlichen Worte. Ich bin keineswegs resignativ, da würden Sie mich falsch verstehen. Ich sehe vielmehr mit Erstaunen, was der Körper da an (gänzlich unerwarteten, vielleicht deshalb zunächst irritierenden) Reaktionen zeigt. Und kokettierte wohl etwas zu sehr in Worten mit einem neuen "Zustand", dem ich erst langsam auf der Spur bin. Was ich aber dennoch verweigere, ist eine überstürzte Partout-Haltung des "na mach ma halt was anderes, wenn das nicht geht", die zudem so gar nicht in das Gefüge passt, in dem ich mich befinde - aber vielleicht habe ich da ja auch etwas eigenmächtig stilisiert. Tatsache ist: es fehlt etwas, und das hat a u c h mit Identität zu tun.

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