Samstag, 11. Juli 2009

Facebook ist nicht überall

Wenn ich auf die Startseite meines im Grunde noch jungfräulichen Facebook-Portals* blicke, sehe ich Menschen plus/minus meines Alters, die offenbar immer und überall und wo auch immer sie sind sich bemüßigt fühlen, Einträge mehr oder weniger wesentlicher Natur zu hinterlassen. (Dass auch meine eine im Unterschied zur anderen Tochter dabei ist, führe ich auf ihren selbstgewählten Status als künftig ungemein wichtige Marketing-Business-Kraft zurück).

Heute am vorabendlichen Bahnhof aber saß ein Mädel auf der Bank, großer und kleiner Rucksack und Tasche daneben, versunken in Aufzeichnungen in ihr Schreibbuch. Tageseinträge. Seitenweise dicht beschriebene Seiten. Kein Online-Handy, keinNetbook, keinerlei Elektronik. Nur Papier und Handschrift, Gedanken. Ich sah plötzlich mich selbst, vor ziemlich exakt 30 Jahren, auf Bahnhöfen irgendwo, immer etwas zum Schreiben dabei. Es ging nie darum, der Welt etwas mitzuteilen, jedenfalls nicht der vermeintlich wichtigen draußen, sondern mir selbst, der Welt in mir. Aber vielleicht ist das mit dem Facebook ja nur eine der Erscheinungsweisen von Vergesellschaftung.

[off theme: Lang Lang zelebriert gerade auf 3sat Rachmaninow 2 in Grafenegg. So will ich Musik eigentlich nicht sehen. Bin schon neugierig, was ich heute über die Erler Meistersinger erfahre.]

Es geht also auch anders. Dass aber Reisenden ein grottenschlechter, veralteter Speisewagen der Italienischen Staatsbahnen zugemutet werden darf, wo absurder Orvieto in überteuerten Halbflaschen ausgeschenkt wird, das ist schon wieder eine Realität, die so jenseits ist, dass sie, auch wenn es anders ginge, etwas hat.

[Schlussapplaus, frenetisch.]

Ich war jedenfalls froh, den billigen Mief riechen zu können. Aber das ist eine andere Geschichte.

* In einer nach Anfrage schmachtenden Laune erstellt. Versuchen Sie aber nicht, nach Alma zu suchen. Diese hier werden Sie da nicht finden ;-)

Mittwoch, 8. Juli 2009

Interimsarbeitsplatz

Defereggental, 16 Uhr

arbeitsplatz2

Auf gut Glück hergefahren. In der Pension Angela war auch diesmal noch ein Zimmer frei. Komfortabel, großer Garten, gutes Frühstück, feine Betten. Ich war hier schon mehrmals, in wechselnder Begleitung. Beim ersten Mal, ich erinnere mich noch gut, saß ich am Balkon, telefonierte mit der Freundin. Er ist sehr brauchbar, höre ich mich sagen, aber die Brauchbarkeit, die wird erst im Dauergebrauch überprüfbar, auch die Umstände für das Brauchbare; deren Definition wächst erst mit der Zeit. Und so stellt sich auf einmal etwas oder Einer als brauchbar heraus, der so bislang nie angedacht worden wäre, während anderes oder ein Anderer in einer Art schwebenden Freundschaft auf eine ganz andere Weise präsent bleibt.


Bitte das Wort brauchbar nicht als opportunistischen Sexismus mißzuverstehen.

Montag, 6. Juli 2009

Grünes Wogen

hochtannberg


Am Tag zuvor war ich mit einem Fremden in einem lauen Abend gestanden, wir hatten die Gesellschaft hinter uns vergessen und suchten den Mond, doch der wollte so früh nicht hervorkommen. Ich trank den Wein des Fremden und sah in ein gutes Gesicht - vertrauensvolle Falten und ein wacher Blick. Das ist etwas Besonderes, sagte er mit leichtem Akzent, er schien mir so besonders zu sein wie seine Weine, doch es ist nichts Sexuelles fügte er noch hinzu, legte eine Hand erst an meine Hüfte und dann durch den Ausschnitt des Kleides an meine linke Brust, so wie auch ich sie mir selbst so oft halte, er hatte eine kühle Hand. Ich legte meine Stirn an seinen Hals, je sais, je sais aussi ça. So standen wir eine Weile, möschtest du hinein fragte er, ja, ich gehe jetzt hinein, lächelte ich. Von da an war ich friedlich.

Freitag, 3. Juli 2009

Fahrende Gesellin

Ich urlaube. Dies ist jedoch keinesfalls von der Art, wie sie mir der Hirsch gerne aufdrängen möchte, mit Ruhen und Von Allem Lassen. Ich bewege mich, quer durchs Land, vor fünf Tagen noch Eisenstadt, heute Bregenzerwald.

Schwarzenberg

Bewege ich mich selbst, so lasse ich mich begleiten. Dvoraks Cellokonzert lässt mich seit einem Konzerthausbesuch unlängst nicht mehr aus; der erste Satz fügte sich wunderbar in die Vormittagsstimmung bei Zirl - erst geheimnisvoll zu den tief hängenden Wolken und just da, wo ein heller, glitzriger Klang anhub, Sonnengeschimmer überm Tal. Gewiss, es ist eine direkt in die Gefühle dringende Musik, die den Intellekt kaum fordert, und ich gestehe gerne diese meine Schwäche ein, für Sentimentales anfällig zu sein. Der zweite Satz singt so schön, ach und diese Seufzer, so wie Queyras sie bringt, sind sie unwiderstehlich, Heinrich Schiff war da viel trockener gewesen. Und eine Sehnsucht liegt in diesem Satz, die weit hinausgeht über das Lasst mich allein, vielmehr eine ist nach dem Alles, einem letzten Verschmelzen.

Oberland. Schmales Tal, steile Wände, kiefernbewachsen, wenig Platz für Sonne, für Siedlungen, für Menschen. Jammtatamm tönt es, Jammtatamm, mit dem Fuß in den Boden gestoßen beim Tanz, gegen die Felswände getreten, weicht zur Seite, lasst Raum, und noch einmal die Erinnerung, die frühe und nun tote Liebe - nur den Schluss, das fast trotzige und geradezu banale dadadamm, den mag ich nicht.

Ich werde wieder wechseln auf jene Stücke, die ich zuvor wie besessen hörte im Fahren, wieder und wieder, Schubert op. 99 und 100. Unbequemer, fordernder.

Heiraten Sie keine Jungfrau.

Der Mann bei der Gratisverkostung sah auf den ersten Blick nach einem gewohnheitsmäßigen Schnorrer aus. Das Personal aber schien ihn zu dulden, nur wenn er einer anderen Kundschaft nahzukommen drohte, wurde er mit vorsichtigen Worten wegkomplimentiert. Als ich vom Barbereich wieder zur Shopabteilung herüber kam, erwischte er mich zwischendrin. Sie haben eine Doppelgängerin, sagte er, vorhin war eine Dame an der Kassa, die sah genauso aus wie Sie, aber Sie hatte schon ein Sackerl und bezahlt. Das war ich, sagte ich, ich habe schon bezahlt, ich warte nur auf die gekühlte Flasche. Ach so, strahlte er, ich hatte mich schon über die große Ähnlichkeit gewundert.

Der Mann war schmächtig, kleiner als ich, mit einem wilden grauen Bart, etwas bescheiden, aber nicht wirklich schlampig gekleidet. Das Gesicht schien alt und war es doch nicht. Ich war 10 Jahre in der Wehrmacht, sagte er. Er muss beträchtlich älter als der Hirsch sein, überschlug ich rasch, und schon schoss er heraus na wie alt schätzen Sie mich? Ich griff geringfügig daneben, Im Neunzigsten, strahlte er, im Herbst würde im Literaturhaus sein Neunziger gewürdigt, Dichter sei er und Maler, doch bevor er eine lange Ballade zur Lobau zitierte, fragte er Welches Sternzeichen sind Sie? Krebs, sagte ich, und Ihr Partner? Jungfrau ... Jungfrauen sind nicht zum Heiraten, triumphierte er, das sind Menschen, die hohe Ansprüche an das Leben stellen, und noch höhere an sich selbst, das macht sie so schwierig! Ich weiß, wovon Sie sprechen, sagte ich.

Und dann begann er mit Zitaten aus seinen Gedichten, rückte mit jedem Satz näher, er roch erstaunlich gut, nach Pfefferminz, es war nichts wirklich Unangenehmes an diesem Menschen, er wollte nur einfach nicht aufhören zu reden ...

Erl-09

In Erl sind nun die Festspiele eröffnet. Die Gewitter sind am ersten Abend ausgeblieben. Ich werde nur wenig von dem hören können, was ich mir vorgenommen hätte. Es hat mich jedoch gefreut, bei der Eröffnung jemanden zu treffen, der ohne die gewesene Verbindung zu mir wohl niemals hierher gefunden hätte.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Denisa Soltísová - Werden Sie lieber keine slowakische Pflegerin.

Die Ignoranz der heimischen Justiz wird in immer neuen Geschichten manifest, eine besonders erschütternde hat Martin Leidenfrost zum Buch gemacht. Mit welcher Beharrlichkeit das Wegschauen kultiviert wird, sich auch die Provinz-Medien, allen voran die Krone, am Ignoranz-Komplott beteiligen, kann hier nachgelesen werden.

Es ist so vieles zutiefst Österreichisches in dieser Geschichte, dass es einen schaudert. Es ist aber auch eine Geschichte, die eine gute Vorlage für einen guten österreichischen Film ergäbe.

Mittwoch, 1. Juli 2009

eat art

Wie äßen Sie lieber?

Kühl

bluntausaibling

Bluntausaibling by Andreas Döllerer

oder warm?

fleischeslust

Teilstück eines Bildes von Petra Mühlmann, im Gannerhof ausgestellt

Wienessen

kurz & bündig:

wienessen

Wien ist voller schöner Frauen

mumok

Freitag, 26. Juni 2009

Rosenläuten.

Bitte-laeuten

Donnerstag, 25. Juni 2009

Asymmetrie im Morgennebel

Schmerzen aus der Vergangenheit werden zu einem Lächeln in der Gegenwart; Abend und Morgen waren voll klärender Erzählungen, dazwischen lag ein weiteres wunderbares Essen. Der Morgenblick fällt auf die Asymmetrie der Fassade, Fenster in Unregelmäßigkeit, wie sie auf alten Gebäuden im ganzen Land zu finden sind.

Asymmetrie

Der Hirsch hat einen Blick dafür, aber ich weiß immer schon vorher, dass er gleich diese Bemerkung machen wird: Die Handwerker früher, die haben ein Gefühl für Proportionen gehabt.



Stumm, Zillertal.

Dazwischen.

Sinneswandel: Vor

Davor

und nach

Danach

einem wunderbaren Essen.


Die Spruchsteine stehen im Garten des Strasserwirts

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rinpotsche - 2011-10-07 00:37
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books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
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