Sollte ich wiedersehen: den Nachtportier.
Vorhin in Kulturzeit auf 3sat: die leidenschaftliche Schilderung einer Wiederseh-Begegnung mit Liliana Cavanis "Nachtportier". Ganz abgesehen davon, dass Charlotte Rampling immer schon zu meinen Großen Darstellerinnen gehört hat und ich diesen Film seit damals nicht mehr gesehen habe, sollte er nun in allen Details der Erzählung und Darstellung viel verständlicher sein, so dreißig Jahre später. Auch die brisante Täter-Opfer-Beziehung, wie sie eine Zeit lang zum Beispiel hier (und in weiteren Einlassungen drumherum) angesprochen wurde, kann heute erst so recht verstanden werden.
Viele Gründe also zum Wiedersehen.
Viele Gründe also zum Wiedersehen.
ConAlma - 2007-01-16 21:14
Möglicherweise wird man auch das Trauma im Partner woanders suchen, wenn man sein Pensum an Trauma nicht abbekommen hat. Im Moment, wo man aber erkennt, dass die Traumatiserung einer Frau genau so eine Eigenschaft wie die ungefärbte Haarfarbe oder die Körpergröße ist, kann man sich distanzieren. Dann ist der Attraktionsmechanismus, der sich ja stark verborgen abspielt, durchschaut und verliert seine Trumpffunktion.
Während man vorher sympathisiert und vermeint, dass der Umstand der Traumatisierung bereits zu einer Verbrüderung führen muss, kann sich jetzt absolute Distanzierung, ja sogar Schadenfreude einstellen. "Das ist jetzt die Sache des anderen, davon lasse ich mich nicht mehr beeinflussen."
Es stellt sich dieselbe Aufnahmeverweigerung ein, die ich bei 200000 Ertrunkenen in Bangladesh und bei 65 Getöteten in Bagdad verwenden muss.
Das sind Menschen, für die ich nicht verantwortlich bin, die mich nichts angehen. Diese Verweigerung erstreckt sich dann auf Menschen, die man gut zu kennen zu glaubt, auf Freunde und selbst auf Verwandte.
Vermutlich ist es auch eine Art Selbstschutz, um die eigene Traumatisierung nicht zu nähren.
Vielleicht führt jeder Mensch sein Missbrauchstrauma mit sich, dann würde ich das eher im religiösen Sinn mit der Erbsünde gleichsetzen - wenn es wirklich universell ist.
Es muss eine merkwürdige Faszination von Menschen ausgehen, die ihre Verletztheit mehr oder weniger offen vor sich hertragen. Vielleicht wird damit ein archetyypischer Schutztrieb angesprochen.
Wie es scheint, habe ich mich selbst aber daran überfressen. Mittlerweile betrachte ich bestimmte Aktionen ohne Empathie und kann feststellen, wie verletzend solche Personen agieren können, ob sie es wissen oder nicht, ob sie es wollen oder nicht. Damit endet das Spiel in einem "Catch as catch can" und davon habe ich begonnen, mich zu distanzieren.