Traumblöße

Das Zimmer des Häuschens am Weinberg – es ist ein steiler Hang, in Terrassen angelegt, das Häuschen steht, hangaufwärts gesehen, links oben, ein schmaler Steig mit Holz-Erde-Treppe ist der einzige Zugang; von oben sieht man über eine weitläufige, gerade im Sonnenlicht flirrende Stadt (dieser Ort kam schon in früheren Träumen vor) – hat einen Holzfußboden, ist sonnendurchflutet. Meine Mutter, so schlank, wie sie nie war, und mit einem schwarzen Pagenkopf merkwürdig ins Jüngere verändert, will mir etwas über ihren gewandelten Zugang zum Leben erzählen, über ihre Befreiung von allen Ängsten. Sie ist so fremd, dass es mir ganz unangenehm ist, ihr zuzuhören, ja geradezu peinlich. Ein ankommendes sms gibt mir Gelegenheit, die Aufmerksamkeit zu verlagern. Als ich es öffne, vergrößert sich gleichzeitig das Display des Telefons, ich hab eine A4-Seite, nein, eher zwei Quartseiten vor mit, viel Text, der wie in einem schlecht gescannten Anhang nur unscharf wiedergegeben ist, und Fotos, diese allerdings in guter Qualität, eine alte Kirche, ebenfalls Weingärten, aber flacher. Der Text ist von ANH, der mich höflich anspricht als eine der Personen, die – in den Kreis eines nie ausgesprochenen Dus eingebunden – anlässlich seines 50. Geburtstages (der bei ihm aber doch schon etwas zurückliegt, während der meine bevorsteht) zusammenfinden sollen irgendwo im Land um Berlin, um an der Restaurierung einer Kirche mitzuarbeiten. Eine Arbeit, die in einem ekstatischen großen Fest münden solle. Es sind düstere Räume, die auf den Fotos zu sehen sind, keinerlei katholisch-barocker Reichtum, sondern schwarzsteinige Strenge, nur wenig Stuck - und als Kontrast dazu die sanften Weinhügel rundum. Ich bin verblüfft, dieses sms zu erhalten, bin ich doch in meinem Blog wieder so hineingerutscht in schlampige Beiträge, gar einen Unwillen überhaupt zu schreiben, weil mir die nötige Ruhe dafür fehlt und die Sätze allesamt korrumpiert sind von der dicht gewordenen Alltagsarbeit. Der Neuansatz aber noch gänzlich unausgegoren ist
walhalladada - 2007-02-19 23:21

Ich hatte allerdings...

bislang den Eindruck, dass es gerade 'dicht gewordene Alltagsarbeit' ist,
welche die Dinge bei Ihnen, Frau Alma, so schön produktiv gären lässt...

An den Traum trau ich mich nicht ran...

ConAlma - 2007-02-19 23:44

Die Sicht der anderen

Das ist nun ganz wie bei meinem veränderten auswendigen Erscheinungsbild, mit meiner inwendigen Sicht nach wie vor nicht korrespondierend: niemand sieht mich anders als ich allein.

So tritt mehr von mir auf als ich sehen kann, und als ich offenbar zu bestimmen vermag.

Darüber muss ich nachdenken.
albannikolaiherbst - 2007-02-20 09:42

Tirol. Stimmt ja.

Ich hatte vorher Ihren Beitrag nebst Kommentaren zu dem Wiener Zimmer gelesen. Daher - und nicht, weil ich etwa vergessen hätte.
albannikolaiherbst - 2007-02-20 07:41

Dieser Traum ist (mir) unheimlich, Alma.

"Der Text ist von ANH, der mich höflich anspricht als eine der Personen, die (...) zusammenfinden sollen /...), um an der Restaurierung einer Kirche mitzuarbeiten."
Strömt meine seltsame... ja, ist es das? Altershaltung, die noch mit sich selbst gar nicht klar ist, bis in Träume Wiens?

ConAlma - 2007-02-20 09:13

Texte strömen, ja, und die innewohnenden, gar nicht unbedingt expliziten, oft nur erspürten Gedanken darin formen anderswo Träume. Ich empfinde das als eine nur ein klein wenig unheimliche, dafür aber sehr besondere Form von Lebendigkeit.

[geträumt wird übrigens in Tirol]

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