Montag, 15. Dezember 2008

Fünfzehn: Figln

Sonntagsausflug mit neuem Ritual: den alten Freund des Hirschen bei einer kleinen lokalen Advent-Kunstausstellung zu besuchen. Der alte Herr, gezeichnet von seiner Unbeweglichkeit in den Beinen, hält im Rollstuhl lächelnd Hof, hat Pläne - denn wenn auch die Hände gichtig gezeichnet sind, er zwingt sich zu Disziplin, malt kleine Aquarelle von Gebirgslandschaft und Stimmungen darin und möchte sich nun noch dem Hölzernen Glachter zuwenden. Für die Gitarre reicht seine Beweglichkeit nicht mehr, aber ganz ohne Musikausübung mag er auch nicht sein. Früher, da hat er gern gesungen, lateinamerikanische Musik, die hat er von seiner Schilehrertätigkeit in den argentinischen Anden mitgebracht. Dort war er in unseren Sommern, die Winter verbrachte er in Vermont, hat eine große Schischule gegründet, mit der Familie 30 Jahre ein Hotel geführt. Die ehemaligen Angestellten waren allesamt aus der Heimat, besuchen ihn auch heute noch - eben bei Gelegenheiten wie dieser Ausstellung.

Dass er, der ursprünglich Techniker mit Bürojob gewesen war, am liebsten in der Natur unterwegs war, so abenteuerlich als möglich, erfährt man so nebenher - und dies hat sein Leben und seine Lebendigkeit grundlegend geprägt. Die Berge haben unser Alter möglich gemacht, sagt ein Jugendfreund. Und inspiriert - private Quellen bekunden, dass er der Erfinder der Firngleiter vulgo Figl war - ein neuerdings wieder höchst aktuelles Gerät für Fortbewegung auf Schnee.

Freitag, 12. Dezember 2008

Dodici bis: Luna Piena

Bruckners Zweite und Vollmond: da verliert auch Tempo Hundert seinen Schrecken.

Zwölf: WortdesJahres

Ich will Herrn P. nicht nahetreten, weil ich ungern jemandem nahetrete. Aber dass seine öffentliche Verzweiflung ein Thomas-Bernhard-Wort zum Wort des Jahres gemacht hat, grenzt für mich Vergebungsbemühte ans Unverzeihliche.

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Elf: KU-SZ

Wetterscheide Zillertal?: An der Bezirksgrenze wird von ungehindertem Lauf wird auf IG-L-taugliche Geschwindigkeit heruntergebremst. Auf der späten Rückfahrt ist es umgekehrt - erst freie Fahrt, mit ein paar fürsorglichen kurvenbedingten Einschränkungen wegen befürchteter Schleudergefahr, und dann doch nächtliche Sorge um die Luftqualität.

Unverändert morgens wie nachts: eine ununterbrochene LKW-Kette zeugt von florierendem vorweihnachtlichem Warentransport.

Montag, 8. Dezember 2008

Achteinhalb: sweet

Von einem seiner gelegentlichen Strasbourg-Ausflüge hatte der Hirsch noch eine Entenstopfleber in der Kühlung - die haben wir gebraten, auf jeder Seite eine Minute, dazu Gewürztraminergelee, Briochetoast und den mit picksüßem Pedro Ximenes aufgegossenen und zu Karamell erstarrten Bratensatz. Und: Rieussec 1998 - ein Freundesgeschenk, süß und freudvoll fließend. Grund für die mit dem letzten Glas einhergehende ungewohnte Gefühlsbekundung?

Üppigen musikalischen Rahmen bot die Götterdämmerung live.

Fünf: Teifi

Vor zwei Jahren war er noch selbst im Zottelpelz unterwegs, mit einer düsteren, selbstgeschnitzten Perchtenmaske. Der auswärtige Schulbesuch aber hat den Sohn von allen Ritualen daheim entfernt, die Maske hockt schwer oben auf dem Bücherregal. Was empfindet er als daheim? frag ich mich, sie sind keine Kinder mehr hat die neue Gefährtin des Kindsvaters entschieden, die Kinderzuflüchte bei ihm im Haus kurzerhand entfernt, ein Schlafzimmer draus gemacht, in dem nun nicht Kindheitserinnerungen, sondern ihr Krimskrams die Oberhand hat.

Vier: Charlotte

Der Geliebte hatte schon in der Früh die Zweige aus dem Garten geholt.
Aber schön, dass du danach fragst.
Barbara ist ein seltener Name geworden, zu meiner Schulzeit war er noch häufiger anzutreffen. Damals liebte ich Préverts Barbara und alles Französische. Eine falsche Französin und doch untrennbar mit dem französischen Kino verbunden ist Charlotte; sie mit ihrem heutigen Gesicht wiederzusehen versöhnte mich mit der Tendenz meiner Augenlider, an den Seiten zunehmend schwer auf die Augen sich zu legen. Welker Morgen, denke ich zuweilen und finde vor dem Spiegel Mutter wie Vater in meinem Gesicht.

Acht: Schwester

Die Schwester hat angerufen und mich um Rat gefragt.
Gehört zum Besten, das mir in letzter Zeit widerfuhr.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Und stürb ich jetzt ...

... ich ging' in Frieden.

Wie leicht scheint ein Abhandenkommen, wenn ein solches Programm aus dem kleinen Radioapparat ins von langem Tage klamm gewordene Auto strömt, während goldschwer die Mondsichel gen Süden hängt.

Entwaffnet

Warum glaubst du eigentlich, dass du mich überlebst?

Dienstag, 2. Dezember 2008

Für mich gibt es keine Zukunft,

... sagt er, ich lebe nur in der Gegenwart.
Ja, denke ich, aber 80 Prozent dieser Gegenwart bestehen aus Vergangenheit, einer vor 60 oder 70 Jahren. Und die Zukunft, die gab und gibt es wohl, in allen geschäftlichen Belangen, immer vorausgedacht, Ich erkläre damit meine Person, sagt er. -- Und was ist mit der Vergangenheit vor 10 oder 20 Jahren, wo ist die? frage ich, damit hab ich ihn ertappt, Ja, sagt er, ich weiß, aber ich weiß nicht, was es ist, welche Angst.

Welches Recht habe ich, mich so über ein Leben zu erheben, einem, der vor der letzten Phase seines Lebens steht, solche Fragen zu stellen, frage ich mich, doch er sieht mich an und küsst mich und nimmt diese Fragen an. Also ist da Zukunft.

Masturbatieareal

Es begann mit Quetschungen. Ich stand leicht nach vorne geneigt, in der Hüfte schräg gedreht, eine Hand zog erst an der einen, dann der anderen Brust, drückte sie nacheinander auf die Platte, ein Plastikteil presste sich mit großem Druck auf das Wenige, was mein Busen ist; das Luftanhalten für Sekunden schien Minuten zu währen.

Der junge Mann, der sich dann an mir zu schaffen machte, sprach in einer mir größtenteils unverständlichen Sprache. Masturbatieareal murmelte er, während er mit dem Stab durch die glitschige Masse auf meinem Oberkörper glitt.






Es heißt natürlich Mastopathie, aber da ich die routinemäßige Mammographie diesmal nicht im Provinzkrankenhaus, sondern in der Landeshauptstadt hatte machen lassen, bin ich mit sonst nicht kommunizierten Details versorgt worden.

Sonntag, 30. November 2008

Unvorhergesehens Problem beim Öffnen einer Flasche Vintage Port

Den Rest könnte man auch auf Toast essen.

tochtermuttertochter

Ich sehe die Handlungen meiner Tochter und wünsche mir, ich wäre ihre Tochter.

Samstag, 29. November 2008

Hans Aschenwald lacht.

Manchmal steigt einer zu, dessen Gesicht man kennt.

Kaum sitzt er, der Poet, nimmt er ein Buch mit grünem Éinband zur Hand, kaum liest er, beginnt er zu lachen.
Er liest und lacht und es ist acht Uhr morgens.

Es ist ein gutes Gefühl, im beginnenden Tag einem Dichter gegenüber zu sitzen und selbst gerade Friederike Mayröcker zu lesen.

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uferlos - 2011-10-08 00:28
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ConAlma - 2011-10-07 11:40
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rinpotsche - 2011-10-07 00:37
!
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books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
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profiler1 - 2011-10-06 21:55
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