privat

Sonntag, 26. Dezember 2010

Schneeschuh

Der Geliebte hat wider seine Schwäche gekocht. Hat erst den Rostbraten vom Tiroler Jahrling in Butterschmalz angebraten und warmgestellt, dann die roten Zwiebeln in den Bratensatz getan, etwas angeschwitzt, das Fleisch dazu gegeben, mit Suppe aufgegossen und 20 Minuten dünsten lassen. Aber jede Bewegung, jeder Handgriff waren ungemein langsam und mühevoll, Bücken schier unmöglich.
Als wir nach dem Essen vor dem Kamin saßen und ich ihn in die Arme nahm, war er wie ein kleiner, magerer, zerzauster Vogel. Ich durfte noch die Flasche Bordeaux, die ich aus dem Keller geholt hatte, austrinken, dann aber hieß er mich nach Hause gehen. Noch mehr Blöße mochte er sich wohl nicht mehr gestatten, noch mehr von seinem Elend wollte er mir nicht zumuten.

Draußen war alles von glitzerndem Pulverschnee überzogen; wer vor mir gegangen war, des Spuren waren bereits wieder verweht. Nur ein einsamer Schuh lag in einem Eck nah der Straße.

schuh-im-schnee

Samstag, 25. Dezember 2010

Das ist nicht selbstverständlich. Ein Dankabend.

Die Kinder, der Kindsvater, meine Mutter und ich.
Die Töchter schenken - Dank. Jede auf ihre Weise, und ich weiß, dass ich trotz allem eine passable Mutter war, bin. Was mich aber besonders rührt, ist dieses "das ist nicht selbstverständlich". Dass ein bestimmtes Tun solcherart erkannt wird. Vielleicht weil es einen vergleichenden Blick gibt auf das, was selbstverständlich sei oder das eben nicht ist. Der Sohn freilich ist noch im Selbstverständlichen gefangen, hat viel zu viel mit sich zu tun.
Ich bin dankbar für diese Kinder, der Kindsvater bedankt sich bei mir, und "Mutti", meine Mutter, bekundet, dass auch sie sich irgendwie als Mutter ihrer Enkel fühlt. Wir essen (und alle bedanken sich bei mir fürs gelungene Mahl), trinken Wein (den auch die Kinder langsam als "guten" zu erkennen wissen), lassen uns von gemächlicher Heiterkeit tragen.

anna-dank beste-mama

Sonntag, 19. Dezember 2010

Am Anfang war eine Spur ...

Draußt vom Felde komm ich her,
ich kann euch sagen, es wintert sehr!


Als ich zum Feld kam, lag es zur Hälfte noch im tiefen Schatten des Stadtberges; ich vergesse immer, wie lange es dauert, bis die Sonne hierher gelangt - die Häuser am Waldrand haben um diese Jahreszeit gar keine Chance darauf. Zunächst fand ich eine gute Spur, mit meiner 300-Schilling-Langlauf-Ausrüstung brauche ich ja die Skater-Fläche nicht - die allerdings ist von den Rodelkindern/müttern recht zertrampelt. Weiter vorne dann aber, wo der Wind ungehindert über das Feld fegen kann, war alles verweht, und ich war gezwungen, die Spur unter den Schneeschichtungen zu erahnen.

Am Anfang eine Spur: immer ist da eine, der wir nachzugehen glauben müssen, und eines Tages finden wir sie nicht mehr oder stellen fest, dass es falsche Beweggründe waren, die uns auf diese Spur getrieben haben; dann aber herauszusteigen kann, trotz Verwehungen, sehr schmerzhaft sein.

Sonntag, 22. August 2010

Intimität.

Dieses Bild, sagt er, im Internet, das sei doch viel zu intim!
Das hat doch nichts mehr mit mir zu tun, sage ich, es ist zu einer Geschichte geworden, die ich erzähle.

Er aber nimmt er seine Kamera und fotografiert mein müdes Gesicht, in dem sich nicht nur der lange Abend des Vortages, sondern auch die vielen Jahre deutlich abzeichnen. Dass ich ihm dieses mein Gesicht so anvertraue, das ist wirkliche Intimität.

Freitag, 2. Juli 2010

Day of Mourning.

Es war ein Tag voll Traurigkeit, zwei Begräbnisse zeitgleich. Der Geliebte war in Wien, bei Mimi. Und damit auch, vor allem, bei seinem Freund Charlie.

Und ich bin ins Mürztal gefahren, einen ins Grab zu begleiten, der fröhlich gelebt hatte, bis zuletzt, und die vielen Tränen sicher nicht gewollt hätte. Erst als es zu dämmern begann, sagte die eine Tochter: "Jetzt stell'ma a Flasche auf'n Tisch". Da saßen wir in die Nacht und Sprachen über ein glückliches Leben voller skurriler Geschichten.


Und doch ist einer der Welt abhanden gekommen

Samstag, 19. Juni 2010

Der Tod der alten Damen

Mimi ist tot. Sie starb schon vor Tagen, alleine, und wahrscheinlich nicht mehr wissend, wo sie ist. Irgendwann war der Tag gekommen, da es nicht mehr möglich war, sie alleine in der großen Wohnung leben zu lassen. Ein Sachwalter hatte sich schon seit geraumer Zeit ihrer Agenden angenommen, eine Aufräumefrau sah regelmäßig nach dem Rechten, doch das bewahrte die einstmals so lebendige, sprühende alte Dame nicht vor langen Stunden der Hilflosigkeit, gestürzt in der verriegelten Wohnung, und ohne Erinnerung, wie das passiert sei, nachdem die Feuerwehr die Türe aufgebrochen hatte. So kam sie also ins Krankenhaus, erst in das eine, dann in ein anderes, abgeschoben, niemand da, der sich gekümmert hätte. Und dann war sie tot.

Was wird nun? fragte der Hirsch, doch niemand zeigte sich zuständig, damit sie ein Begräbnis bekäme, das ihrer würdig sei. Mit jedem Spitalswechsel war ein anderer Bezirksnotar ins Spiel gekommen, der Sachwalter hatte auch keine offizielle Funktion mehr nach ihrem Ableben; der Hirsch, der verzweifelt zu erwirken versuchte, dass sie zu ihrem Charlie ins Grab käme, Geld war ja genug vorhanden, wurde vom einen zum anderen verwiesen und erntete nichts als Unzuständigkeitsmeldungen, hätte auch das Geld vorgestreckt, und nur die Kooperationsbereitschaft des Sachwalters und dann doch ein Notar, der zuhörte - wunderten sich nicht alle immer, dass da einer war, der, nicht verwandt, sich so einsetzte für die alte Dame? - machten es letztlich möglich, und nun wird es ein Begräbnis geben für Mimi mit allem, was dazu gehört.


Eine andere alte Dame ist fast zeitgleich gestorben, die Schwiegermutter eines meiner Brüder, die auch die Schwiegermutter unseres Cousins ist. Der Krebs hatte erst ihre Brüste zerfressen, dann das Gehirn, dort machten sie ihm mit neuester Technologie den Garaus, doch dann waren auf einmal Metastasen im Bauch, und die darauf folgende Chemo vertrugen die Organe nicht mehr. Maria, die schöne, aufrechte Triestinerin, die immer voller Güte zu den Menschen um sich gewesen war, starb in Wien im Beisein ihrer Töchter, der Enkelkinder, der Schwiegersöhne; durfte noch lange Stunden in der Familie bleiben, geküsst, umarmt, ein letztes Mal festgehalten. Und wurde heute beigesetzt, im Familiengrab ihrer Schwiegersöhne, in einer Stadt, in der sie nie war, und die ihr nun doch Heimstatt wurde, ein kleiner Flecken Geborgenheit und eine Stätte der Erinnerung für die, die sich ihrer erinnern wollen.

Es waren viele gekommen: meine Geschwister, meine Kinder, meine Eltern, die italienische Verwandtschaft und die Freunde der einen Tochter, die Südtiroler Verwandtschaft meiner Familie, und es gab Musik, Marias Lieblingsmusik, Verdi und Mahler und Bruckner, und dass es regnete und kalt war, störte nicht, die große Linde beim Friedhof ließ etwas von ihrem Blütenduft verspüren. Und Marias Töchter erzählten unter Tränen von der Schönheit und Größe ihrer Mutter, ihrer Grazie und ihrer Herzenswärme, es wurde erinnert und erzählt und gegessen und getrunken, und das plötzliche Wegsein war für einige Stunden aufgehoben.




Mimi wird am 1. Juli um 14 Uhr am Südwestfriedhof in Wien begraben. Es werden wohl nicht viele da sein.

Freitag, 18. Juni 2010

Ein guter Toter.

Ein spontaner Nachruf, vielleicht um meine Betroffenheit zu lindern:

Christoph Wagner, Autor für so vieles, vor allem aber Essen, Restaurants, Wein, Genuss an sich, ist gestorben.

Er war mir seit über zwanzig Jahren Freund, durch ihn habe ich gelernt, was gutes Essen sein kann, ich habe mit ihm gegessen und gefeiert, und in den letzten Jahren durfte ich auch mit ihm, für ihn arbeiten. Sein Stil war mir immer auch Vorbild, und sein Zugang, den ich nie als von oben wertend empfand, sondern immer als einen von der Mitte heraus.

Und so erfahre ich seinen Tod wie das Versiegen einer Nahrungsquelle: in seinen Texten fand ich den Rückhalt, der meinem Schreiben weiterhalf, der mir Zweifel an meinem Tun nahm, aus seinem Ansatz nahm ich den Ansporn fürs Eigene.

Ich verdanke ihm so viel: nicht nur in welche Richtung ich meinen beruflichen Weg lenkte, was er mir hier mit ermöglicht hat - sondern auch die Begegnung mit einigen Menschen, die zu innigen Freunden wurden. Ja, auch das verdanke ich dem Vertrauen, das er einmal in mich gesetzt hatte.

Dass er so plötzlich gehen musste, kam, obwohl ich um seine schwere Krankheit wusste, dennoch überraschend, und ich bin im Innersten aufgewühlt. Auch, weil seine Frau mir sehr nahe steht. Es ist unfassbar.


Ich weiß, dass er die Oper liebte, und deshalb gibt es nun
Wagner für Wagner.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Salzkruste

Es gibt erst Austern, ich bringe Roséchampagner. Und dann - dreh dich um, schau nicht - Wolfsbarsch in der Salzkruste. So eine Kruste umgibt auch uns, immer wieder, denk ich mir, nur stundenweise ist sie leicht zu brechen, doch dann fügt sie sich plötzlich wieder zusammen, so schade, denn was sich drunter verbirgt, schmeckte so gut!

salzmantel

Dieser Fisch so frisch ist gar!

Mittwoch, 3. Februar 2010

palindromatischer tag

01022010

Das war gestern. Nein, vielmehr vorgestern, die Tage verflogen mir, am Weg auf Umwegen

palindrom

ins Ungewisse, systemische Gewissheiten zu suchen. Fünf Tage in fremden Geschichten, die irgendwie auchzu eigenen werden, und draußen schreien die Pfaue.

Sonntag, 31. Januar 2010

Boarischer

Auseinander ... wieder z'samm ... fassen und drehen ...
auseinander ... z'samm ... drehen ...

solang die Musi spielt.

Das tat sie gestern auch ausgiebig, und so tanzten wir, der Hirsch und ich, Polka, Walzer und Boarische, die besonders gern, manchmal schwindelten sich ins Fassen Eine oder Einer vom Nachbarpaar hinein, und man fand erst zum Ende des Tanzes wieder zueinander - ein bissl wie Paarleben an sich, die Bewegungsabläufe des Boarischen.

Jägerball beim Sattlerwirt, der Geliebte mit der hirschbestickten Pfoad, Erbstück vom jüngst verstorbenen Schwager, und ich mit dem hirschbedruckten Schal, Geschenk des schwarzgelockten Christkindls.

morgen-danach1

Am Morgen danach Gulda on TV zum Frühstückstee.

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ulovesexdoll - 2018-12-13 06:51
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karrri - 2014-06-24 12:18
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uferlos - 2011-10-08 00:28
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ConAlma - 2011-10-07 11:40
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rinpotsche - 2011-10-07 00:37
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books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
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profiler1 - 2011-10-06 21:55
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katiza - 2011-10-06 10:34

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