aus dem arbeitsleben

Mittwoch, 11. März 2009

Stalingrad

An der Schutzengelkirche hat George Clooney ein Espressoglas auf dem linken Auge stehen - what else? Zahllose Augenpaare starren von der Fassade der Montessori-Schule geheimnisvoll in den Abend, wie von Geisterhand sich öffnende Schranken und eilfertig auf grün springende Ampeln bescheren dem Bus zügiges Vorankommen. Manchmal steigen Schüler der Lebenshilfe zu; ihr ungebremstes Sein wider alle Benimmkonventionen im beengten öffentlichen Raum lässt eben jene so stumpf erscheinen. Wir bewegen uns entlang einer Peripherie, die mitten drin und nicht am Rande liegt, ein Saumpfad des ständigen Dazwischen, einzelne Bauerngehöfte im Schatten von Wohnsiedlungen trotzen beharrlich dem Städtischen. Irgendwo da muss auch Stalingrad* liegen, eine dem Abriss geweihte Siedlung mit billigen Wohnungen, deren Substandardqualität nicht mehr sein darf. Ein einziger Block hat Denkmalamtswürde erreicht und bleibt bestehen. 120 € Miete für eine Wohnung und 19 € für einen Schrebergarten zwischen den Blöcken - da wohnen noch viele, die sich nicht mehr leisten können. Und ein eigener Stolz schützt die alteingesessenen "Stalingradler" vor den Diffamierungen rundum. Die Glitzerneonkonsumwelt des nahen Einkaufszentrums aber ist in weiter Ferne.



* nach dem Nachkriegslazarett benannt, in dem Russen lagen.

Montag, 20. Oktober 2008

Anabasis

Der bescheiden gekleidete Herr im Morgenbus liest. Ich finde es schon erstaunlich, wenn Taxifahrer und Buschauffeure, zumal von einem Äußeren, das sie in ungünstigen Zusammenhängen gleich in terroristische Nähe rücken könnte, OE1 hören und dies, nachgefragt, als Selbstverständlichkeit kundtun. Oder hab ich da Vorurteile gegenüber Habitanten einer Provinzhauptstadt?

Und dann um acht Uhr morgens dieser Herr, der las. Xenophon: Anabasis.
Ich leiste mir bereits den Luxus, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, die mir zwar finanziell nur das Allernötigste bringt, aber meinen hedonistischen Gelüsten entgegenkommt. Und dass ich dies in einer täglich aufs Neue zwischen wundervoll und atemberaubend (je nach Licht- und Farbgebung) oszillierenden Landschaft tun kann, betrachte ich als zusätzlichen Luxus. Nur der Luxus, meine Zeit mit viel, mehr, nur mehr Lesegenuss zu verbringen, der ist noch nicht leistbar.

Doch nach langen Wegen der Mühsal wird ja wohl rettender Zeitluxus warten!

Sonntag, 24. August 2008

mundgeblasen

Die intensive theoretische Beschäftigung mit Denk'Art löst spontane Lust auf Großes* und einen Habenwollen-Reflex aus.


*großen Wein in großen Gläsern

Mittwoch, 16. Juli 2008

Das Chateau hatte keinen Eigengeschmack

Wieso nur ging ich der Annahme, Tester könnten zumindest Fachbegriffe fehlerfrei schreiben?

Donnerstag, 26. Juni 2008

Tore

Bisweilen ist das Leben wie das Ende des gestrigen Matches: auf Tor folgt Gegentor, und wenn der letzte einnetzt, muss der andere schauen, wie er den scheinbaren Nachteil zum Vorteil wandelt.

Soll ein anderer stürmen!

Sonntag, 15. Juni 2008

Give me a Cristal

Er schien siegessicher zu sein, der junge Russe mit der heiseren Stimme, machte es kurz und bündig, crystal, mehr ü als i sprach er es aus, er war auf dem Weg zum Stadion und wollte den Kultchampagner danach gekühlt für den Nachtzug mitnehmen.

Aus dem entferntesten Osten aber waren die vier Herren mit den auffälligen Filzkappen gekommen: der Insel Sakhalin.

Samstag, 7. Juni 2008

Schriftbild

Ein Mitglied der beratenden Unterwanderungstruppe hat sich zu uns vorgewagt. Ein unkomplizierter junger Mann mit dem Fokus auf Prozesse, der durch richtige Fragen und vor allem Zuhören entstandene Blockaden löst. Wie ein Beichtvater, denke ich mir mitten unter dem Gespräch, und empfinde es auch als sehr angenehm, dass er nicht in ein Notebook starrt, sondern handschriftliche Aufzeichnungen macht. Die rasch hingeworfenen Notizen ergeben ein verschlungenes Schriftbild; das spätere Übertragen in eine lesbare Form vertieft die Auseinandersetzung mit dem Gehörten, zwingt von vornherein zur aufmerksamen Auseinandersetzung und Reflexion. Nicht minder wohltuend: nach langem jemand aus dem (wenngleich nicht unmittelbaren) Arbeitszusammenhang, der meine Sprache spricht.

Freitag, 6. Juni 2008

Unterwanderung

Der Eindruck im täglichen Heute: Am besten schon gestern das, was morgen verlangt werden wird, erfüllt zu haben.

Sonntag, 25. Mai 2008

Semikolon

Soeben bei der Textarbeit festgestellt:

Es vergehen nur wenige Absätze ohne Strichpunkt. Er ist mir ähnlich lieb wie Doppelpunkt und Bindestrich - um Gedanken zu strukturieren, Rhythmen zu lenken, ein Innehalten anzudeuten, aber nicht so explizit zu machen wie der Punkt.

War da nicht unlängst ein Aufsatz dazu in der Presse gewesen? Oh ja!

Montag, 17. März 2008

Kundenbindung

So haben wir Sie endlich gefunden!

Die Freude ist aufrichtig, eineinhalb Jahren haben sie immer wieder nach mir gefragt, zu plötzlich war ich vom angestammten Platz verschwunden gewesen. Der Lieblingswirt, den sie ebenso gerne frequentierten wie ich, war die Diskretion in Person, die Ex-Kollegen mochten nichts sagen, vielleicht in der Not, gute Kunden zu verlieren. Aber dann, langsam, über in Stainz ungefähr Erfragtes, hatten sie mich nun doch gefunden.

Was uns verband und weiterhin verbinden wird, sind nicht die perfekten Weinempfehlungen oder die sehr persönliche Betreuung, der mehr hedonistische statt akademische Zugang zum Wein. Nein, es geht weit darüber hinaus. Es ist ein ähnliches Kulturinteresse, gemeinsame Kunstbezüge - man trifft sich bei den Tiroler Festspielen in Erl, hat Musik als ein gemeinsames Thema, aber auch bildende, geradezu darstellende Kunst - ein Freund des bayrischen Haushaltes ist ein unmittelbares Bindeglied zu einer mich sehr prägenden Zeit vor bald 30 Jahren, Hermann Nitsch.

Das Essen haben wir nicht vergessen! sagen die beiden, ich auch nicht, erwidere ich, irgendwann wird es zustande kommen, ein großes Essen mit verständigen Gästen und ausgesuchter Weinbegleitung, von würzenden Worten meinerseits zu garnieren. Und wir stellen fest, dass es zwei werden müssen, die notorischen Österreich-Freunde entdecken gerade die deutsche Weinlandschaft.

Ja, mit Erl ist es heuer nicht einfach stellen wir fest, aber das Programm für nächstes Jahr steht schon, keine mountainbikefahrenden Walküren (die haben sie vermisst jetzt in Salzburg, ihre Schilderung der Aufführung war aber wesentlich wohlwollender als die Kritiken), dafür die Meistersinger, Elektra, Tschaikowsky, Franui. Aber da sind noch all die Ma(h)le zuvor ....

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sang und klanglos :-(
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