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Donnerstag, 27. April 2006

Kinderlyrik

Der verdienstvolle Sender OE1 hat in seinem nicht minder verdienstvollen Hausfrauenbildungsprogramm 'Radiokolleg' um 9 Uhr morgens (das ich mangels Hausfrauentätigkeit selten höre) diese Woche Lyrikerinnen im Programm. Heute war es Friedl Hofbauer, die ich aus meiner Kindheit noch gut im Gedächtnis habe.

Sie ist eine jener österreichischen Dichterinnen, die mit vergnüglichen Kinderlyrikbüchern das Leben eines lesehugnrigen Kindes so wunderbar bereichern konnte. Neben Mira Lobe zum Beispiel, oder Christine Busta.

Und beim Hören dieser Sendung heute dachte ich bei mir: da hadere ich mit meinen Eltern, weil sie mich in musikalischer Hinsicht so unterversorgt haben lassen. Und vergaß ganz darauf, dass sie mir schon früh, eben durch eine Anzahl entsprechender Büchergeschenke, die musikalische Sprache der Dichtung vermittelt haben.

Profitiert haben davon auch meine Kinder, denen ich diese Bücher meiner Kindheit natürlich nicht vorenthalten habe!

Montag, 23. Januar 2006

sexkolumne

Die Wiener Stadtzeitung Falter hatte einmal eine wunderbare Sexkolumne, geschrieben von einer Frau. Feine Ironie, Entspanntheit, Weitsicht - was immer man von einer guten Kolumne erwartet.

Doch eines Tages ging die Autorin den Weg aller guten österreichischen Jungjournalisten, nämlich nach Deutschland.

Jetzt ist der Faltersex fest in Männerhänden, da herrschen Ernst und Ordnung, eine irgendwie stati(sti)sche Sache. Möchten Sie mit jemandem, der Frauen ständig in irgendwelche Kategorien einteilt und dem beim Schreiben nie ein Lächeln auskommt, Sex haben?

Meine Freitagslieblingskolume in der Standard-Beilage Rondo, Cosima Reifs Zufallskolumne , hat auch immer viel Sex, ist überhaupt das Vergnüglichste, das ich einer regelmäßigen Lesung unterziehe - aber es ist eben die Zufallskolumne.

Doch jetzt habe ich sie wiederentdeckt: Sigrid Neudecker. Meine Sexkolumnistin. Zeitlos in der Zeit !

Freitag, 13. Januar 2006

Und ich schüttelte einen Liebling

Eines Tages starb Ernst Jandl, ich kaufte des Requiem, das Friederike Mayröcker ihm geschrieben hatte, las es, unter Tränen, und dann verschenkte ich es.

Ich schenkte es einem Mann, der es womöglich niemals gelesen hat, wie ich so oft Geschenke machte, die nicht erkannt wurden, welche Verschwendung! aber ich schenkte nicht nur Bücher, ich schenkte immer auch mich, ich verschwendete mich. Ich verschwendete mich mit meinen Worten, mit meinem Körper, mit meinen Gedanken, viel mehr bei mir behalten hätte ich mich sollen, denn immer kam es dazu, dass ich mich aufzulösen begann, und bevor ich ganz zu verschwinden drohte, klaubte ich, was ich noch mühsam von mir finden konnte, zusammen, legte es sorgsam an mich, damit es wieder zu Leben käme.

Bei einer Frau wie Friederike Mayröcker, denke ich mir, wäre nichts verschwendet gewesen und nichts verloren.

Das Weihnachtsgeschenk meiner Mutter war das weitere, eigentliche Buch zum Leben mit Ernst Jandl: Und ich schüttelte einen Liebling. Auch wenn wir nicht viele Worte verlieren, meine Mutter und ich: sie wusste, dass dieses Buch an mich nicht verschwendet ist.

Friederike Mayröcker: Und ich schüttelte einen Liebling. Suhrkamp 2005
Friederike Mayröcker: Requiem für Ernst Jandl. Suhrkamp 2001

Freitag, 6. Januar 2006

zwang zur liebe

Der liebende Mann hat mir zu Weihnachten ein Buch geschenkt. Alice Miller, Die Revolte des Körpers.

Er ist besorgt um mich, wenn er sieht, wie ich mit körperlichen Symptomen auf verschiedene Formen von Bedrängnis reagiere. Ich weiß noch nicht, wie sich die Erkenntnisse, die ich aus der Lektüre gewinnen werde, auswirken werden.

In diesem neuesten Bändchen von Alice Miller geht es grosso modo um die Diskrepanz zwischen dem, was wir fühlen und was der Körper auch registriert, und dem, was wir aufgrund von moralischen Normen fühlen möchten. Dieser Konflikt führt im späteren Leben zu Krankheitsanfälligkeiten, weil der Körper die falsche Liebe sehr wohl merkt.
Alice Miller bezieht sich hierbei explizit auf die Kindheit und die gesellschaftlich normierte und erwartete Liebe zu den Eltern, ganz gleich, unter welchen Bedingungen eine Kindheit stattfindet. und sie redet einer Befreiung von diesem Zwang zur Elternliebe das Wort.

Die angeführten Beispiele sind markant, von krassen Formen der Demütigung, Verletzung, des Missbrauches gekennzeichnet. Aber ich denke, das auch subtilere Formen der Missachtung des Kindes ihre Auswirkungen haben. Und die spätere Suche nach Verständnis und Verständigung kann zu ebensolcher Einengung des eigenen Lebens führen. Ich würde diese Pflicht zur Liebe gerne auch ausdehen auf andere Beziehungsverhältnisse: wer kennt es nicht, dieses "ich liebe dich, also musst auch du mich lieben" mit allen seinen Ausformungen, die irgendwann nur mehr als Druck empfunden werden können?

Es wäre mir lieb, wenn ich lieben dürfte, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen. Ohne selbst Ersatz zu sein für eine vermisste Mutter. Frei von Zwang.

Freitag, 16. Dezember 2005

schwebende gefühle im orbit

Der herzkranke Astronaut sitzt in der Raumstation und "fürchtete dramatische Gespräche. Menschen sollten nicht über Gefühle sprechen, erstens fehlte das Vokabular, zweitens verlor man sich in den Universen des Selbstmitleids und der Gefühlsduselei."
(Martin Amanshauser, alles klappt nie)

Der Blick aus der Luke einer Raumstation auf Sternenpünktchen, eine stille Erde und den noch stilleren Trabanten muss, so stelle ich mir vor, eine schwebende innere Haltung erzeugen, die unsere hier unten so erdenschweren Gefühle zwar nicht nimmt, aber sie mitschweben lässt und von jeglicher lächerlicher egoistischer Verankerung löst. So passen wohl auch Triosonaten der Renaissance besser in den Orbit als jene der Romantik. Obwohl diese gerade jetzt, im versuchten Schweben angesichts von frischen Morgenschnee, ganz wunderbar passen.

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