privat

Dienstag, 14. August 2007

Dem Füllhornhalter

Ich muss hier nicht alles wiederholen, was dort steht. Dafür möchte ich dem danken, der eine wiederholte Erfahrung möglich machte: mir eine speisige, uns eine rundende. Könnte ja fast und irgendwie so aussehen ;-)

Und weil bei dieser Gelegenheit auch von Silberschnecken die Rede war, hab ich eine mit Sechseck gefunden!

Dem Füllhornhalter (egal ob selbiges sich aus Sex oder Software füllt) sei mannigfacher Dank gewiss!

Freitag, 13. Juli 2007

Aufgepimpt

Sie habe meine Geschichte aufgepimpt, schreibt mir die Redakteurin, damit sie bundesweit durchgeschossen werden kann.

Was auch immer so aus meinem kleinen, unwichtigen Text wird, der ja nur eine Bedarfsangelegenheit ist und doch in sich gerundet war, anhand einer solchen Meldung merke ich, wie weit weg ich von allem bin (das liegt auch nicht daran dass die Redakteurin vielleicht halb so alt ist wie ich). Nicht nur weit weg lebend von der Hauptstadt, sondern auch dann, wenn ich dort bin und an ähnlichen Orten unterwegs, von welchen alle sprechen, weit weg. Ich kümmere mich nicht, oder zu wenig, um die Lektüre jener Spalten und Hefte, die wohl notwendig wären, um den allen anderen vertrauten Hintergrund zu haben, ich such mir immer den eigenen Weg.

Das ist ein bisschen wie den eigenen Atem suchen, eratmen statt anlesen. Ja, selbst in so profanen Regionen, wo es vor allem um eressen geht. Aber es geht eben immer auch um mehr.

melichar

Montag, 11. Juni 2007

Zeit kreist

In den Erkundungen von Tälern und Höhen verliere ich die festen Bezugspunkte. grossglockner Vormals vertraute Plätze sind keine mehr. Nur das nächtliche Atmen neben mir hält mich fest. Weißt du, fällt mir mittendrin ein, ich hätte vielleicht auch gut in dein Leben mit Vierzig gepasst, mit meinem Leben jetzt, zu deinem englischen Dreiteiler und den Lederhandschuhen und dem Hut und dem Citroen DS, ich glaube schon, dass du mich damals gut gefunden hättest in meinem Heute. Auch wenn ich älter gewesen wäre.. Aber er weiß nicht mehr, wie er mit Vierzig war und was ihn da bewegt hätte, nicht so aus dem Stegreif. An einem Morgen wache ich mit Traurigkeit auf. Könntest du jetzt nicht stehenbleiben in deinem gegenwärtigen Sein? frage ich, fast ist es ein Flehen. Und warten, bis ich nachgewachsen bin, mich deinen Jahren nähere? Er lächelt, er kann mich nicht anders sehen als ich ihm jetzt erscheine, in keiner anderen Relation zu sich selbst. Ich aber tauche immer wieder ein in sein jüngeres Dasein, ich kann es aus einem bestimmten Blick, einem bestimmenten Lächeln holen. Ich möchte alle seine Lebensspannen erlebt haben. Ich kreise in seinem Leben und in seinen Zeiten.

Montag, 4. Juni 2007

Almrausch

Jedes Jahr, wenn der Almrausch blüht, geht der Hirsch den steilen Weg hinauf zur Märchenwiese und holt einen großen Strauß, nimmt noch ein paar Zweige Erika und junge Lärchentriebe dazu. Es ist sein Ritual, sein alleiniges, seit 40 Jahren, seit dem frühen Tod des Erstgeborenen. Die Nachbarin, die Großmutter des heutigen Bauern, war damals im Kassettl zum Begräbnis gekommen, in der Hand einen Strauß der Almrosen. Das hatte so an ihn gerührt, und seither muss jedes Jahr zum Gedenktag der Almrausch auf dem Grab des Buben liegen.

almrausch

Niemals in all den Jahren war jemand dabei, immer ist er alleine hinauf, aber heuer durfte ich mitgehen; ich hab den Strauß mit Ehrfurcht ins Tal getragen. Und mit einer eigenartigen Liebe zu einem Kind, das ich nie kannte. Das jetzt, tät es noch leben, fünf Jahre jünger wär als ich.

Freitag, 4. Mai 2007

Dem Andenken eines Engels

Freitag, vierter Mai zweitausendundsieben, Wiener Konzerthaus. Generalprobe Nikolaus Harnoncourt und Wiener Philharmoniker, Gideon Kremer. Siebte Beethoven und Alban Berg Violinkonzert.

Es ist, so bin ich überzeugt, die erste Probe die ich höre, seit ich selbst aufgehört habe, in einem Orchester zu spielen. Ich sitze da, als wäre es das Selbstverständlichste in meinem Leben, doch es ist ein unfassbares Geschenk, eines der vielen unfassbaren Geschenke, die ich bekomme, in diesem gegenwärtigen Leben voller Dankbarkeit und Staunen.

Bergs Violinkonzert, das Portrait wie Requiem für Manon Gropius, Tochter von Alma Mahler-Werfel. Mit den ersten Takten schon bin ich zurückversetzt in eine Zeit, als ich noch in der Vaterwelt ausharrte, mich in einem ungeliebten Studium versuchte, und einzig ein Lehrender meine Liebe zu wecken vermocht hatte: ein Seminar zur Wiener Schule, Schönberg-Webern-Berg. Es war die kurze Zeit meiner wenigen Opern-Besuche, Wozzeck, Lulu, Salome. Und ein Besuch in Hietzing, bei der Witwe Berg, ehrfurchtsvoll sitzen wir um den Tisch der alten Dame, lauschen ihren Erzählungen. Das Violinkonzert hatte sich tief in mir eingegraben. Heute warf es mich um, ich saß schutzlos da, völlig bloßgelegt. Der zarte Walzer, wie ein Elfenhauch hingetanzt, und dann der Choral, Bach,
Es ist genug! Herr, wenn es dir gefällt, so spanne mich doch aus …

Die Bläser spielen mit solcher Hingabe, danach Solovioline und erster Geiger in zartem Wechselspiel, und dann folgt die Auflösung, der Nichtton, noch nicht aber Nichts, ich bin geschüttelt, gänzlich durchlässig, mein ganzer Körper bebt.

Das Violinkonzert ist zugleich Bergs eigenes Requiem.

Harnoncourt als Dirigent: gänzlich posenfrei, Feuer und Leidenschaft ungeachtet des ästhetischen Werts der Bewegungen, diese aus der Hüfte herausschleudernd, wie ein Cowboy, fällt mir unwillkürlich ein.

Das Nichts kann man nicht behalten.

Versuch einer Rekonstruktion, modifiziert:

Hätte mir vor 30 Jahren jemand gesagt, ich würde irgendwann einmal in einem Schrammel-Konzert sitzen, ich hätte dies, zutiefst in Opposition zur Vaterwelt befindlich, als unvorstellbar von mir gewiesen. Eine Augenblickslaune aber hatte mich zu einer unbedachten Äußerung veranlasst und so gestern in eben ein solches Konzert geführt, ohne dass ich mir zuvor etwas hätte vorstellen können.

Der Beginn war schön, viel zu schön, akademisch schön, oder lag es an dem einen besonderen Instrument? So viel Vater-Tochter aber war ich wieder, oder bin ich immer gewesen, dass ich innerlich rief: diese Musik kann doch so nicht gespielt werden! Selbst dem Schubert hätte ich in diesem Kontext mehr Rauheit gegeben. Aber da waren auch die Texte, von Erwin Steinhauer ausgewählt und vorgetragen: H.C.Artmann, Karl Kraus, Armin Berg, Ödön von Horvath … Lachen evozierend, zunächst, doch so entblößend, böse, entlarvend.

Der zweite Teil wurde losgelöster, lebendiger, die Stimmung stieg mit jeder Polka, kulminierte in brillanten Geschichten aus dem Wienerwald. Und dann der Bruch: dieser eine (späte) Text von Ödön von Horvath, über den absoluten, reinen Gedanken, der nicht fassbar, nicht zu halten ist, und irgendwann wiederkehrt, erkannt als der Todesengel, als Friede, als das nicht festhaltbare Nichts. Im Programm sehe ich die Ankündigung für den Herbst, der erste Termin ist mit meinem Vater. Nächste Woche entscheidet sich, ob er wird dastehen können, und am liebsten wäre ich aufgesprungen, hinausgegangen, hätte appelliert an die Menschen im Saal: Bitte, freuen Sie sich darauf, so sehr Sie nur können, mit all der Kraft, die sie dafür haben – dann wird alles gut.

Im gesellschaftlichen Danach wurde ich zur Tochter mit der Theatermaske, und als ich sie endlich abnehmen konnte, musste ich alleine sein.

_____________________________________________________

An dieser Stelle sollte ein Eintrag von dieser Nacht stehen. Als ich auf "Veröffentlichen" ging, war er zur Gänze verschwunden; es war nicht das erste Mal, dass solches geschah. Die Uhrzeit wäre jene des Eintragbeginns gewesen.


Der Satz des Titels ist aus einer gestern gehörten Geschichte von Ödön von Horvath. Das Nichts ist darin der für den einzige wahren, reinen Gedanken gehaltene Friede, der als Todesengel kommt und dem nicht behaltbaren Nichts gleichgesetzt wird. Der Abend hatte mit Gedanken an meinen Vater begonnen und mit zunächst sehr angstvollen und dann ins Friedvolle übergehenden geendet. Und so war das Verwschwinden des Textes nicht mehr traurig.


Vielleicht ist später Zeit, den ursprünglichen Text aus dem Gedächtnis wieder abzurufen.

Dienstag, 17. April 2007

Lasst mich allein

Ein letztes Mal für dieses Mal am rechten Ufer entlang, im nachmittäglichen Sonnengleißen. Als erst das Lieblingslied der Jugendliebe gespielt wird und dann der zweite Satz von Dvoraks Cellokonzert, erfüllt diese Musik nicht nur mich, sondern die ganze Landschaft rundum, als dürfe nichts anderes klingen hier. Tränenblind und sehend zugleich, mit jenem Ziehen im Herzen, das mich sonst verschont, weiß ich, dass d i e s e Form des Erlebens mir nur allein vergönnt ist.

Sonntag, 1. April 2007

Dreams come true

Das muss nicht unbedingt angenehm sein. Wie lebt ein Mann mit einem Urteil, das ihm zu einem hohen Prozentsatz die Fertigstellung ihm wesentlich seiender Aufgaben unmöglich macht?

Dienstag, 2. Januar 2007

Der gezeichnete Vater.

vater-003

Donnerstag, 21. Dezember 2006

Almacosima

Almacosima - schrieb gerade der Wächter - ist jedoch der Beste aller möglichen Titel - gibt es mehr an Erinnerung, Geschichte, Hirn, Hintergrund, doppeltem Leben und Phantasie? Und Verführung?


Ach, die Zeit, da Alma dort, im Raum der Frivolitäten, der nicht mehr ist, zugegen war, und vor ihr noch Cosima, die hat sich eingeigelt, wie im Winterschlaf, ist in wenigen Dokumenten und mehr Bildern irgendwo abgelegt - stellte sie denn je wirklich jenen Freiraum zur Verfügung, der gesucht worden war? War da nicht zu viel Dummheit rundum? An der jede Phantasie erstickt? Und doch muss ich ein Bild vermittelt haben, das so lange nachwirkt.

Hélène Grimaud schwelgt gerade in Rachmaninovs zweitem Klavierkonzert, an diesen banalen Schluß werd ich mich nie gewöhnen. Ich hole mir Beethoven, späte Streichquartette.

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ulovesexdoll - 2018-12-13 06:51
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karrri - 2014-06-24 12:18
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uferlos - 2011-10-08 00:28
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ConAlma - 2011-10-07 11:40
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Was gab's denn so wichtiges anderswo?
rinpotsche - 2011-10-07 00:37
!
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books and more - 2011-10-07 00:30
sang und klanglos :-(
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profiler1 - 2011-10-06 21:55
Erwischt... und Sie fehlen...
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katiza - 2011-10-06 10:34

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